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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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rutschte ihr das Herz in die Hose.
    Die Memorial Hall befand sich genau am Rande des geplanten Bauprojekts; ein Post-it-Zettelchen mit Nick Felix’ Handschrift darauf war nachlässig auf den Aktendeckel geklebt worden. Er hatte geschrieben: »Gebäude in schlechtem Zustand – Dach einsturzgefährdet, gefährliches Heizungssystem«. Dies kam einem Abrissurteil so nahe, dass er auch gleich mit der Planierraupe durch die Eingangshalle mit den verstaubten Schusterpalmen hätte fahren können.
    Konnten sie das denn so einfach machen? Das Gebäude stand doch ganz gewiss unter Denkmalschutz. Diese Buntglasfenster waren so selten in Longhampton anzutreffen, dass sie allein schon Grund genug waren, um einen Bautenschutz zu garantieren. Und da die Memorial Hall im Gedenken an die im Krieg gefallenen Bewohner Longhamptons erbaut worden war, besaß das Gebäude doch eine besondere historische Bedeutung, nicht wahr? Zudem war die Bauweise wunderschön!
    Katie überflog die Akte. Es gab jede Menge Dokumente
über Formalitäten – die notariellen Urkunden, Notizen über Eigentumsrechte, Notizen darüber, wofür das Gelände im Zuge der Stadterneuerung genutzt werden sollte -, aber nirgends eine Mitteilung über einen etwaigen Denkmalschutz. Das Grundstück war ein persönliches Geschenk von Lady Cartwright an das Memorial Building Committee gewesen, das war alles.
    Katie lehnte sich zurück, nahm ihre Tasse zur Hand und merkte nicht einmal, dass der Kaffee darin mittlerweile kalt geworden war. Katie war wirklich die Letzte, die beim Anblick älterer Gebäude sentimental wurde, doch irgendetwas an der lässigen, beiläufigen Art und Weise, wie Nick die Halle mit seiner Notiz einfach abgeurteilt hatte, empörte sie zutiefst. Ganz offensichtlich war er nicht einmal vor Ort gewesen. Er konnte die handgemalten Friese nicht gesehen haben, ganz zu schweigen von dieser wunderbaren alten Spiegelkugel. Er hatte ganz bestimmt nicht erlebt, wie sich die Memorial Hall jeden Freitag während der Gesellschaftsabende von einer einfachen Stadthalle in eine Zeitmaschine verwandelte, wenn die begeisterten Jive- und Quickstepptänzer in ihrem Sonntagsstaat den Saal in seiner vollen alten Pracht von 1955 wieder lebendig werden ließen. Die Menschen liebten die Memorial Hall. Schließlich handelte es sich hier nicht um irgendeine dreckige, kleine Pfadfinderbaracke. Selbst die scheppernden, eiskalten Toiletten mit dem steinharten Toilettenpapier schickten einen auf eine Reise in eine andere Zeit.
    Katie wurde das Herz schwer, als sie mit einem Mal den Tanzkurs vor Augen hatte: Sie sah, wie Ross problemlos und geschmeidig die neuen Schritte übernahm, während sie vor sich hin stolperte und Angelica ihr immer wieder das Gefühl gab, ein hoffnungsloser Fall zu sein; wie Jo überglücklich Cha-Cha-Cha tanzte und ihre Locken dabei auf und ab hüpften, bevor Greg alles zerstörte. Katie schob die Erinnerungen beiseite und konzentrierte sich auf die Fakten.

    Die Bauträger beabsichtigten, auf dem veranschlagten Gebiet Wohnblocks hochzuziehen. Neue Wohnungen, hübsche Zweizimmerappartements, nur dieses Mal mit einem soliden Fundament. Geschäfte wären eine Sache, aber Wohnblocks? Wie konnte sie, der Fairness halber, die Memorial Hall, die vielleicht von zweihundert Menschen benutzt wurde, für wichtiger erachten als Sozialwohnungen? Das war nicht gerechtfertigt.
    Wenn man aber die Halle erhalten und die Wohnhäuser um sie herumbauen würde? Katie massierte sich die Schläfen und versuchte, so professionell wie möglich nachzudenken. Wenn man dies tun würde, befände sich die Halle wieder im Zentrum einer Gemeinschaft. Nach einer Modernisierung könnte sie als Kulturzentrum oder Veranstaltungshalle fungieren – beschwerte sich der Kulturausschuss nicht immer darüber, wie wenig Veranstaltungsorte die Stadt zur Verfügung stellte?
    Als das Telefon klingelte, fuhr sie erschrocken auf, schnappte sich den Hörer und hoffte zum allerersten Mal, dass es sich um einen privaten Anruf handelte.
    Aber der Anrufer war Eddie. »Ich will nur kurz nachfragen, ob Sie die Unterlagen von Nick bekommen haben.«
    »Ja, habe ich.«
    »Geht für morgen alles klar? Denn«, Eddie hob zu seinem nervigen, verschleimten Husten an, »ich dachte, ich hake besser einmal nach, bevor die Besprechung nachher noch … Mit dem Projekt Stadtmitte wird es doch keine Probleme geben, oder?«
    »Eddie, das kann ich Ihnen noch nicht sagen.« Katie spürte wieder die tonnenschwere Last auf ihren

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