Tanz mit mir - Roman
weil es nur einen selbst und den Tanzpartner gibt, mit dem man dieses ganz bestimmte Lied und den gemeinsamen Tanz zusammen erlebt.
»Ich … Ich musste einmal eine Verlobung lösen«, erzählte Katie schließlich. »Es war das Schwerste, was ich je getan habe, da es eine Entscheidung aus dem Bauch heraus war und weniger ein rationaler Entschluss. Das sah mir so gar nicht ähnlich. Aber heute weiß ich, dass es das Richtige war, da ich sonst mit Sicherheit den falschen Mann geheiratet hätte.«
Als sie aufschaute, trafen sich ihre Blicke. Sie fühlte sich längst nicht so beschämt, wie sie gedacht hatte. Chris schien überrascht, aber neugierig zu sein.
»Das muss … ganz schön kompliziert gewesen sein.« Er verzog das Gesicht.
»Damit will ich nicht sagen, dass du das Gleiche tun sollst. Aber du darfst deine Gefühle nicht ignorieren. Mit der Ehe willigst du ein, das Leben mit jemand anderem zu teilen«, fuhr Katie fort. »In guten wie in schlechten Zeiten. Das ist ein sehr großes Versprechen.«
»Aber Lauren …«, stammelte er und ließ die Schultern hängen.
»Lauren liebt dich, und sie will das geklärt haben. Jetzt . Chris, dies ist die glücklichste Zeit deines Lebens«, fügte sie hinzu und lächelte, damit ihre Worte nicht so bedrückend
klangen. »Wenn dann Kinder, Geldsorgen und alles andere hinzukommen, wird es schwieriger.«
»Ich weiß«, antwortete Chris und kaute auf der Lippe herum.
Katie wollte ihn nicht bedrängen, wenn er nicht von selbst weiterreden wollte. Doch der arme Kerl machte einen so angeschlagenen Eindruck, wie ihn ein blonder Rugbyspieler nur machen konnte.
»Ich bin wirklich kein Experte in solchen Dingen, aber du solltest besser mit Lauren sprechen«, erklärte Katie sanft. »Vergiss sämtliche Ratschläge von Schwiegereltern, Kumpeln und allen anderen Leuten. Lauren ist nämlich diejenige, neben der du aufwachen wirst die nächsten …« Sie wollte gerade sagen, »die nächsten fünfzig Jahre«, doch sie hatte den Eindruck, dass er in dem Fall wahrscheinlich die Beine in die Hand genommen und unverzüglich das Weite gesucht hätte. »Aber sprich jetzt mir ihr, damit ihr noch genügend Zeit habt, um alles zu klären. Je länger du dieses Gespräch hinauszögerst, desto schwieriger wird es.«
»Ich habe keine Zweifel «, widersprach Chris ein wenig zu nachdrücklich, »ich habe nur einfach das Gefühl, dass … dass alles ein wenig zu schnell geht. Es geht nicht um Lauren oder um mich, sondern darum, dass sie ein Kleid aus dem Aschenputtel-Film tragen will und meine Mutter so viel Auf hebens um diese blöde Hochzeitstorte macht.« Er runzelte die Stirn. »Wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen von allem verrätst, werde ich wie ein absoluter Mistkerl dastehen. Als ob ich gar nicht heiraten wollte!«
»Willst du denn heiraten?«, fragte Katie mit einer Direktheit, die sie selbst in Erstaunen versetzte.
Komm schon, dachte sie, mit wem soll er denn sonst reden? Und erst durch Peters ziemlich direkte Fragen waren ihre wahren Gefühle ans Licht gekommen.
Chris machte einen verzweifelten Eindruck; ganz offensichtlich
hatte ihr Angriff aus dem Hinterhalt bei ihm einen ähnlichen Effekt ausgelöst. »Ich glaube schon … Und dann wiederum … nicht. Aber nein, ich will. Ich will.«
»Wenn ich Lauren dieselbe Frage stellen würde und sie mir die gleiche Antwort gäbe, wärst du dann glücklich damit?«, fragte Katie.
»Nnnnnein?« Chris geriet ins Straucheln, und sie mussten innehalten. Dies ließ die Spannung verrauchen, die sich zwischen ihnen angestaut hatte. Sie mussten einander anschauen, damit Chris den ersten Tanzschritt machen konnte. »Und zwei, drei, vier und …«, zählte Katie und ging einen Schritt zurück.
»Du hast die Führung übernommen«, stellte Chris nüchtern fest.
»Das ist genau das, was die Ehe mit dir macht«, erwiderte Katie, ohne nachzudenken. »Tut mir leid«, fügte sie dann entschuldigend hinzu und lächelte ein wenig ironisch.
Chris warf ihr einen Blick zu, der schon wieder ein wenig zuversichtlicher wirkte. Katie betrachtete seine langen, dunklen Wimpern und fühlte sich plötzlich sehr alt: Sie begriff mit einem Mal, warum er ein solcher Herzensbrecher war.
»Du bist noch sehr jung, um dich irgendwo mit einem Darlehensvertrag niederzulassen, Chris«, erklärte sie und gab sich Mühe, dabei nicht herablassend zu klingen. »Willst du denn gar nicht reisen? Oder im Ausland arbeiten?«
»Das ist genau das, was Kian auch sagt.« Seine
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