Tanz mit mir - Roman
Flamme, die jeden zum Erstrahlen brachte. Wer mit ihr tanzte, schien nach kurzer Zeit in seinem eigenen Rampenlicht zu tanzen. Sogar Chris.
»Ich weiß nie so genau, ob ich mich von Angelica inspirieren lassen oder besser auf der Stelle aufgeben soll«, seufzte Chloe neidisch, als Angelica und Baxter in einer komplizierten, aber perfekten Abfolge von Drehungen und Schritten an ihnen vorbeizogen. Ihre Füße bewegten sich mit rasanter Präzision, die nur von kurzen Augenblicken unterbrochen wurde, in denen sie wie in der Luft zu hängen schienen. Dass Angelicas blasse Stirn Baxters pomadiges Haar um einige Zentimeter überragte, tat der Tatsache keinen Abbruch. Beide wirkten wie die einzigen richtigen Tänzer im Saal. Baxter führte, und Angelica folgte ihm mit einer Geschicklichkeit, die ihren Tanz wie das Natürlichste der Welt aussehen ließ.
»Mum hat erzählt, dass sie jahrelang eine professionelle Turniertänzerin gewesen ist«, berichtete Lauren.
»Sie war sogar Weltmeisterin in ihrer Disziplin«, erklärte Peggy und starrte sie an. »Sie ist die beste Tänzerin, die ich je gesehen habe.« Die anderen wandten sich zu ihr um und waren überrascht, dass sie ohne Baxter sprach. Katie hatte ganz vergessen, dass Peggy auch in ihrer Runde saß.
»Ihre Eltern gehörten beide der Formationstanzgruppe an, nicht wahr?«, fragte Katie, als sie sich an die Archivbilder erinnerte. Das würde erklären, von wem sie das Talent geerbt hatte.
Lauren stupste Katie mit dem Ellbogen an und deutete auf Peggy, die den Blick fest auf Baxter gerichtet hatte und beobachtete, wie er sich scheinbar mühelos über das Parkett bewegte.
»Süß, oder? Nach all der langen Zeit hat sie nur Augen für ihn.«
»Peggy?«, hakte Katie nach. »Waren Angelicas Eltern in der Formationstanzgruppe?«
Peggy wurde aus ihren Gedanken gerissen und wandte sich Katie zu. »Ja«, nickte sie. »Das waren sie. Sehr gut.«
Gegen zweiundzwanzig Uhr – um die Zeit saß sie normalerweise vor dem Fernseher – spürte Katie, wie ihre Energie langsam nachließ. Für einige Tänze lehnte sie mehrere Anfragen ab und entschuldigte sich damit, wehe Füße zu haben und einfach erschöpft zu sein.
Verstohlen warf sie einen Blick auf ihr Handy, ob Ross sie angerufen hatte. Einerseits wollte sie gar nicht, dass er anrief, aber andererseits … irgendwie schon.
»Darf ich bitten?«
Katie schaute auf und merkte, dass der Mann schon die ganze Zeit vor ihr gestanden und abgewartet hatte, bis sie ihr Handy wieder weggepackt hatte. Die ersten verführerischen Takte von »Fever« waren fast verklungen, und Lauren und Trina tummelten sich schon mit ihren Partnern auf der Tanzfläche. Chloe und sie waren zurückgeblieben, um auf die Handtaschen aufzupassen.
Katie versuchte, ihn mit einem freundlichen Lächeln zu vertrösten, damit er sich nicht beleidigt fühlte. Er sah gar nicht mal schlecht aus – dunkles Haar, glatt rasiert, in den Dreißigern. In irgendeinem Teil ihres Verstandes wunderte sie sich, dass junge Kerle wie er einen solchen Tanzabend besuchten.
Vielleicht ist er hier, um Frauen kennenzulernen, vermutete sie. Womöglich ist er geschieden. Und wenn du dich von Ross scheiden lässt, musst auch du irgendwo wieder Männer kennenlernen. Dann bist du wieder auf dem Singlemarkt unterwegs, genau wie Chloe und Trina.
Und wie Ross. Auch er will eine neue Frau kennenlernen. Eine, die ihn mehr liebt als du.
Plötzlich stieg Panik in ihr auf und schnürte ihr fast den Hals zu.
»Tut mir leid, ich … setze gerade aus«, stammelte sie. »Blasen!«, ergänzte sie noch und deutete auf ihre Füße.
Er neigte den Kopf bedauernd zur Seite. »Vielleicht später?«
»Ähm, ja, ja«, stotterte Katie. »Vielleicht später.«
»Wie wäre es denn mit mir?«, drängte sich Chloe mit einer Verwegenheit vor, die Katie überraschte. Sie war aufgesprungen, bevor der Mann antworten konnte. »Ich suche noch einen Partner für eine Tanzvorführung.«
Der Mann lächelte ein wenig nervös und nickte.
»Sag Trina bitte nichts«, flüsterte sie Katie zu, als sie dem Mann auf die Tanzfläche folgte.
»Nun, Miss Wählerisch, ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, warum Sie Rod Coward haben abblitzen lassen – er führt exzellent!«, erklärte Angelica, die plötzlich aus dem Nichts heraus neben Katie aufgetaucht war. »Sie können nicht einfach Männer abweisen, nur weil Ihnen ihr Aussehen nicht gefällt – das gilt als schlimmer Fauxpas unter Tänzern! So etwas spricht sich
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