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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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schnell herum, wissen Sie?«
    Mit zitternden Händen stopfte Katie ihr Handy wieder in die Handtasche zurück. Kannte Angelica jeden hier? Und entging ihr eigentlich gar nichts ?
    »Erlauben Sie?«, fuhr sie fort, griff in ihre eigene Handtasche und holte eine große rote Seidenblume heraus. »Ich wollte eigentlich schon den ganzen Abend lang Ihr schwarzes Kleid noch ein wenig aufpeppen. Ich weiß, dass Sie nicht besonders mädchenhaft sind«, fuhr sie fort und befestigte die Rose geschickt an Katies Träger, »aber Sie müssen sich die Tanzfläche als eine Art Bühne vorstellen, auf der Sie den Abend lang eine Rolle spielen. Stellen Sie sich vor, Sie wären
Scarlett O’Hara oder Liz Taylor. Lassen Sie sich einfach gehen – seien Sie jemand anderer!«
    »Aber ich weiß nicht, ob …«, murmelte Katie.
    Angelica fuhr fort, ohne Katies verzweifelten Blick zu bemerken. »Und ich hoffe, dass Sie Ross’ Beinarbeit nach heute Abend ein wenig mehr zu schätzen wissen! Hmmm? Es ist jammerschade, dass er nicht hier ist. Ich hoffe, Sie vier haben nicht schon aufgegeben?«
    »Nein«, antwortete Katie und musste blinzeln.
    »Weil Sie und Ross ein gutes Tanzpaar werden könnten«, erwiderte Angelica. »Wenn Sie damit aufhören würden, sich so viele Sorgen zu machen, und ihm einfach die Führung überlassen würden. Aber das wird schon von ganz allein kommen, wenn Sie endlich aufhören, beim Tanzen nachzudenken. Und Ihre Freundin Jo ist ein Naturtalent, was lateinamerikanische Tänze angeht … Katie? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ja. Mir geht’s gut. Sehr gut.« In Wahrheit fühlte sich Katie alles andere als gut: Sie wollte nicht an Ross denken. Und an Jo schon gar nicht.
    Insbesondere nicht nach Trinas Anspielungen darüber, dass sie zusammen mit den Kindern weggefahren waren. Über die angedeutete Möglichkeit hatte Katie bisher nicht nachgedacht, weil sie gar nicht auf den Gedanken gekommen war. Doch wenn es für alle anderen so offensichtlich war, war sie vielleicht einfach zu naiv?
    Nun mach dich nicht lächerlich, schalt Katie sich selbst. Doch das unangenehme Gefühl, das sie beschlich, ließ sich nicht so einfach vertreiben. Hannah verehrte Jo. Wie viel Zeit verbrachte Jo eigentlich mit den Kindern?
    »Katie?«, fragte Angelica erneut. Dieses Mal blickte Katie ihr in die Augen.
    »Mir geht es gut«, wiederholte sie und setzte eine undurchdringliche Miene auf. Diese hatte sie sich antrainiert, um dahinter
ihre wahren Gefühle in Sitzungen und Besprechungen mit herablassenden Stadtvermessern und Buchhaltern zu verstecken. Diese Miene war sehr streng.
    Ein wissender Ausdruck huschte über Angelicas Gesicht: Sie schien die Maske als solche zu erkennen und wechselte das Thema.
    »Bridget hat mir erzählt, dass sie eine Kampagne starten will, um die Memorial Hall unter Denkmalschutz stellen zu lassen.« Angelicas Fuß wippte zu den Anfangstönen von »Moon River«.
    »Das stimmt«, erwiderte Katie. »Wollen Sie sich daran beteiligen?«
    »Das würde ich sehr gern«, antwortete Angelica mit einem leisen Lächeln. »Ich habe hier in dieser Halle so viele schöne Stunden erlebt …«
    Sie wollte weiterreden, doch dann wurden sie unterbrochen. »Darf ich um diesen Walzer bitten?«
    Katie schaute auf, und ihr Blick fiel auf Baxter, der vor ihr stand und ihr seine Hände einladend entgegenstreckte.
    »Los, gehen Sie schon, wir können später noch weiterreden«, erklärte Angelica. »Sie sollen schließlich tanzen und nicht herumsitzen.«
    »Vielen Dank«, antwortete Katie. Mit Baxter zu tanzen erforderte volle Konzentration, und sie freute sich über die Gelegenheit, den Kopf wieder frei zu bekommen.
     
    Katie tanzte fünf weitere Tänze, und zwischen Frank, Baxter, Mr. Sonnenbank (der nicht nur alle Lieder aus voller Kehle falsch mitsang, sondern auch noch feuchte, schwitzige Hände hatte), einem hageren Polen, der sich so nah an Katie herandrückte, dass sie sich vornahm, die anderen vor ihm zu warnen, und einem kleinlauten Chris blieb ihr nicht viel Zeit, um sich über andere Dinge Gedanken zu machen als darum, sich von den Saalecken fernzuhalten.

    Um zehn vor elf ging das Licht an. Es vertrieb das Mondlicht und die altmodische, romantische Stimmung von der sternenübersäten Tanzfläche und verwandelte den Saal wieder in eine Stadthalle mit schlichten Plastikstühlen. Die eleganten Tänzer, die im schmeichelhaften Dämmerlicht den letzten Langsamen Walzer tanzten, wurden mit einem Schlag zurückverwandelt in

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