Tanz mit mir - Roman
es immer noch ihre Brüder. Ich könnte Billy anrufen, dachte Lauren; schließlich hat er gerade sein Haus verkauft und könnte daher Mum Geld leihen – dann müssten wir bei der Hochzeit nicht allzu viele Punkte streichen.
Ein paar der goldenen Servierplatten tauchten vor ihrem inneren Auge auf, und ihr Hochzeitskleid steigerte sich von einem bescheidenen, schlichten Kleid von der Stange aus dem Kaufhaus zu einem exklusiveren Kleid aus dem Brautmodenladen mit einem Rock mit extra vielen Rüschen.
Einen Moment lang erinnerte sich Lauren an den Gesichtsausdruck ihrer Mutter, als sie ihr vorgeschlagen hatte, mit Irene zu reden, und fühlte sich ein wenig unbehaglich. Außerdem bestand immer noch die – wenn auch unwahrscheinliche – Gefahr, dass Billy Dad von der Sache erzählen könnte. Aber welchen Sinn hatte es denn, so stolz zu sein? Mum hatte Probleme, und Irene würde nur allzu gern für alles aufkommen. Wofür sonst sollte Irene denn ihr ganzes Geld ausgeben?
Ich könnte auch mein Auto verkaufen, überlegte Lauren großzügig, als sie vor Kians Wohnung parkte und ihren kleinen Renault Clio abschloss. Er ist zwar nicht viel wert, aber es wäre immerhin ein Anfang.
Eine Warnglocke in ihrem Hinterkopf schrillte los und erinnerte sie daran, dass das Brautkleid, das gerade für sie von Hand geschneidert wurde, genau dreieinhalb Mal mehr kostete, als Chris für ihr Auto bezahlt hatte. Doch Lauren schenkte dem Einwand kaum Aufmerksamkeit.
»Chris!«, rief sie, als sie die Tür aufschloss. »Chris?«
In der Wohnung waren die Vorhänge überall noch zugezogen, doch Lauren hörte, dass im Bad die Dusche lief.
Es muss gestern Abend ganz schön spät geworden sein, nachdem ich gegangen bin, dachte Lauren und bahnte sich einen Weg durch die Pizzakartons, die im Wohnzimmer herumlagen. Die Wohnung stank nach Bier und kaltem Rauch. Lauren hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie einfach so aus dem Pub gestürmt war, doch Chris musste einfach wissen, dass sie diesen unsinnigen Wettstreit zwischen ihr und Kian nicht mitmachen würde.
Schließlich war Chris nun erwachsen und mit ihr verlobt. Hinzu kam noch, dass sie nun auch Probleme wie andere Erwachsene hatten, mit denen sie fertig werden mussten.
Lauren war auf dem Weg zu Chris’ Zimmer und durchquerte gerade das Wohnzimmer, als sie fast in eine kleine junge Frau hineingerannt wäre, die aus dem Badezimmer kam und ein winziges Handtuch um ihren Körper gewickelt hatte. Ihre umfassende Bräune stammte ganz eindeutig aus der Tube.
Erschrocken starrten sie einander an. Das Mädchen klammerte sich an sein Handtuch.
Kian musste sie letzte Nacht abgeschleppt haben.
Das arme Ding, dachte Lauren. Kein Wunder, dass sie sich duschen musste.
»Hi«, grüßte Lauren mit einem freundlichen Lächeln und stellte ihre Handtasche auf das Sofa, auf dem immer noch diverse Kleidungsstücke lagen, wo sie am Vorabend hingefallen waren. Ebenso wie das Mädchen versuchte Lauren, jeden direkten Blickkontakt zu vermeiden. »Lass dich nicht stören, ich bleibe nicht lange. Kian ist also schon wach? Oder schläft er noch?«
»Kian?« Das Mädchen schaute Lauren verständnislos an.
»Oh mein Gott! Ihr habt nicht einmal eure Namen ausgetauscht?
«, rief Lauren. Das war übel, selbst für Kians Verhältnisse. Dennoch war das Mädchen ziemlich süß: Sie hatte dunkle Haare und braune Augen und verfügte über keine Tattoos, soweit es zu beurteilen war. Sie sah so gar nicht nach Longhampton aus. Was auch immer die Frauen an Kian fanden – er wusste jedenfalls, wie er es einsetzen musste, um zum Ziel zu gelangen. »Für die Zukunft: Sein Name ist Kian Matthews. Manchmal redet er von sich sogar in der dritten Person. Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich überrascht, dass der Name deswegen nicht schon gefallen ist. Er muss dich ja gestern ganz schön mit Schnaps abgefüllt haben!«
»So betrunken war ich gar nicht«, protestierte die junge Frau verärgert. »Ich bin auch nicht mit einem Kian hergekommen! Ich bin mit Chris hier! Entschuldige bitte, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wer dieser Kian sein soll!«
»Wie bitte?« Laurens Knie gaben nach, und sie fühlte sich plötzlich vollkommen leer, war kaum in der Lage, Worte zu finden. »Chris? Bist du sicher?«
»Ja, Chris. Chris Markham, arbeitet beim Jaguarhändler. Ich bin doch kein Flittchen! « Das Mädchen schmollte, und obwohl Laurens Schmerz und Ärger größer wurden, kam sie nicht umhin zu bemerken, dass das Mädchen zu
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