Tanz mit mir - Roman
auszudrücken.«
Ein winziger Hoffnungsschimmer flackerte in Laurens Herzen auf.
»Tut mir leid, Kumpel«, fuhr Kian fort. »Ich hätte nicht gedacht, dass es solche Probleme auslösen würde. Ach, komm schon! Woher hätte ich denn wissen sollen, dass Lauren zu Besuch kommt?« Er warf Chris einen kurzen Blick zu. »Ich wusste ja nicht einmal, dass du ihr einen Schlüssel gegeben hattest!«
»Halt die Klappe, Kian!«, knurrte Chris. »Ich bin nicht die Person, bei der du dich entschuldigen solltest!«
»Ja. Tut mir leid, Lauren.« Kian versuchte es mit einem gewinnenden Lächeln, doch weder Lauren noch Chris reagierten darauf. »Offensichtlich habt ihr noch eine Menge zu besprechen, deswegen werde ich, ähm … äh …«
»Leine ziehen«, half Lauren weiter.
»Äh, ja. Leine ziehen. Bis später, Kumpel.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und schlurfte davon. Nach ein paar Schritten blieb er jedoch wieder stehen und drehte sich um. »Bin ich noch dein Trauzeuge, Kumpel?«
Chris schaute Lauren an, und sie entdeckte einen seltsamen Ausdruck in seinen Augen. Beschämung, wie sie feststellte. Außerdem war er wahrscheinlich mit Recht sauer auf sie, weil sie ihm eine solche Szene gemacht hatte.
»Mach die Biege, Kian!«, schrie Lauren. Er hob die Hand, formte das Peace-Zeichen und trollte sich.
Chris blieb stocksteif stehen. Einen Moment lang wusste Lauren nicht, was sie sagen sollte; bei so großen Gefühlen konnte man schließlich nicht einfach den Rückwärtsgang einlegen und so tun, als sei nichts gewesen.
»Und? Gibt es die Hochzeit noch?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Lauren. »Gibt es sie noch?«
Lauren wusste insgeheim, dass sie erleichtert sein sollte, doch sie war es nicht. Irgendetwas hatte sich aus einem dunklen Teil ihres Bewusstseins gelöst – lag es vielleicht an dem genervten Gesichtsausdruck von Chris letzte Nacht, als sie ihn gebeten hatte, mit ihr nach Hause zu kommen, und er ihr anschließend böse Blicke zugeworfen hatte, weil er seinen Abend im Pub abbrechen sollte? Lag es womöglich daran, dass sie die Hochzeit nicht mehr genießen konnte, da sie nun wusste, in welchen Schwierigkeiten ihre Mum steckte? Oder lag es etwa an etwas vollkommen anderem? An Zweifeln zum Beispiel?
Lauren starrte auf ihre Füße und war ganz erschrocken über sich selbst.
Chris setzte sich neben sie und spielte an den Ärmeln seines Kapuzenpullovers herum. Lauren liebte dieses Sweatshirt von GAP. Er sah darin aus wie dieser junge Typ aus der Serie O. C., California oder wie so ein properer Held aus einer amerikanischen Teeniekomödie.
»Lauren, wir müssen reden«, erklärte er, ohne sie dabei anzuschauen, und Lauren war klar, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
»Ich weiß«, antwortete sie und nahm seine Hand. Okay, Mum hatte ihr zwar aufgetragen, niemandem etwas von den Kreditkartenabrechnungen zu sagen, aber sie musste Chris einfach davon erzählen. Sie mussten sich in ihren Plänen einschränken, und Chris sollte wissen, warum. Das war nur fair. »Hör zu, lass mich zuerst reden. Es geht um die Hochzeit.«
Zu ihrer großen Überraschung machte sich Erleichterung in Chris’ Gesicht breit. »Ich bin so froh, dass du das sagst und nicht nur ich es so empfinde.«
»Was meinst du?«, entgegnete sie überrascht und runzelte die Stirn, doch Chris fuhr unbeirrt fort.
»Ich denke, wir haben alles ein wenig überstürzt, weißt du? Ich liebe dich, wirklich, aber manchmal, und ganz besonders in letzter Zeit, hatte ich das Gefühl, dass es dir vielmehr um die Hochzeit selbst geht als darum, mich zu heiraten.« Er drehte sich zu ihr und schaute ihr in die Augen. Zu Laurens großem Entsetzen sah sie die Anspannung in seinem Gesicht und merkte, wie ernst es Chris damit war. Er meinte seine Worte wirklich ernst.
»Aber du weißt, dass das nicht stimmt …«
»Ist das so? Du redest immer nur davon, dass du schon als kleines Mädchen von dieser Hochzeit geträumt hast – na ja, und du kennst mich erst, seit du siebzehn bist. Für uns beide ist dies die erste richtige Beziehung. Und deine Traumhochzeit hat sich nicht verändert, seitdem wir miteinander ausgehen, nicht wahr? Du hast immer noch die gleichen Pläne wie als
kleines Mädchen – um ehrlich zu sein, habe ich manchmal das Gefühl, dass du mich einfach hineingesteckt hast in deine Pläne, und dass jeder andere auch gepasst hätte.«
»Chris, sag so etwas nicht!«
»Warum nicht? Es stimmt, nicht wahr? Ich sage ja gar nicht,
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