Tanz mit mir - Roman
mein eigenes Leben wiederzubekommen.«
Katie konnte sich nicht zurückhalten. »Bist du sicher, dass Jack schon so weit ist?«
Ross starrte sie an. »Um dort einen Tag pro Woche hinzugehen? Ich denke schon, Katie. Es wird ihm ganz guttun, mit anderen Kleinkindern zusammen zu sein. Uns beiden ebenfalls, davon mal ganz abgesehen.« Seine Stimme wurde
weicher, als Jack nach dem Breilöffel griff. »Es ist eine sehr schöne Tagesstätte. Jo hat sich alles vor Ort angesehen und ihre Verbindungen spielen lassen, um die beiden dort unterzubringen. Komm schon, Jack und Rowan sind Freunde. Sie kennen einander doch schon.«
»Natürlich, du hast ja recht.«
In ihrem Inneren regte sich etwas, als Katie sich vorstellte, wie Ross und Jo über ihre Pläne gesprochen hatten, aus der Tyrannei der Kindererziehung auszubrechen. Hatte ihr Jo nichts davon erzählt, weil sie befürchtete, sie würde es nicht verstehen?
»Das ist eine tolle Idee!«, lobte sie und bemühte sich, nicht zu gönnerhaft zu klingen. »Super!«
Auf dem Weg zur Arbeit hatte sie jedoch Mühe, die Bilder von Jo und Ross zu vergessen – die Bilder der beiden Überlebenden mit den gebrochenen Herzen, der Kindererzieher, die ein gemeinsames Schicksal ertrugen und deren Freundschaft scheinbar mit jedem Tag mehr Bedeutung gewann.
Du kannst es nicht ändern, ermahnte sich Katie. Wenn du ihn schon nicht von ganzem Herzen lieben kannst, dann solltest du ihn gehen lassen.
Aber auch das kann ich nicht, dachte sie unglücklich.
In ihrem Posteingang stapelte sich der gewohnte Papierkram, als sie im Büro den Mantel und die Tasche ablegte. Zudem befand sich auf dem Anrufbeantworter eine wütende Nachricht von Eddie, der wissen wollte, wo der Nachweis für das »Problem« mit der Memorial Hall blieb.
»Ich war gerade beim Amt für Denkmalschutz, aber dort gibt es keine Unterlagen über Anfragen bezüglich einer Aufnahme der Memorial Hall in die Denkmalliste.« Seine Stimme veränderte sich und klang nun nach falscher Besorgnis. »Sind Sie sicher, dass Sie sich um das richtige Gebäude gekümmert haben, Kate? Oder haben Sie mal wieder Ihre Tage? Klären
Sie die Angelegenheit, meine Liebe – ich will nicht, dass nachher noch irgendjemand denkt, mein Team könne eine Stadthalle nicht von einer Kathedrale unterscheiden.«
Wütend löschte Katie die Nachricht.
Warum verfolgte er dieses Thema mit einem derartigen persönlichen Interesse? Sogleich hatte sie die Antwort gefunden: Irgendwelche krummen Touren liefen da zwischen ihm und dem Bauträger.
Na ja, dieses Spiel können auch zwei spielen, dachte sie und suchte die Nummer ihrer Kontaktperson bei der English Heritage heraus, der nationalen Denkmalschutzbehörde.
Katie machte pünktlich Feierabend und fuhr auf dem Heimweg bei dem großen Spielzeugladen vorbei, wo sie ihr schlechtes Gewissen beruhigte, indem sie Spielzeug für die Kinder kaufte. Während des Einkaufs versuchte sie, jeden Gedanken an Greg zu verbannen.
Ross hatte sich schon umgezogen und ausgehfertig gemacht, als sie nach Hause kam. Weniger der gewohnte Anblick der Verwüstung im Haus als sein Aussehen ließen sie innehalten.
Er war beim Friseur gewesen, trug eine schicke Jeans sowie ein langärmeliges T-Shirt. Ganz offensichtlich hatte er sich für sein Aussehen ziemlich angestrengt. Für sie hatte er schon lange nicht mehr einen derartigen Aufwand betrieben, und diese Erkenntnis versetzte ihr einen richtigen Stich.
»Na, unternimmst du etwas Nettes?«, fragte sie sarkastisch, als Hannah lautstark ihre Geschenke einforderte. Katie fiel sofort auf, dass auch sie und Jack die Haare geschnitten bekommen hatten.
Eigentlich wollte ich mit Hannah das nächste Mal zum Friseur gehen, dachte sie enttäuscht. Sie verdrängte diesen Gedanken jedoch sofort wieder: Ab sofort wollte sie sich wirklich Mühe geben, nicht mehr zu meckern.
»Ich treffe mich nur mit ein paar Leuten«, erklärte Ross lässig. »Einige Eltern von Hannahs alter Spielgruppe treffen sich heute Abend«, fügte er dann hinzu, da er es nicht gewohnt war, ihr nichts zu erzählen.
»Die Spielgruppe aus der Memorial Hall?«, erkundigte sich Katie, wobei sie mit dem Kopf noch bei der Arbeit war.
»Ja.« Ross musterte sie. »Warum?«
»Vielleicht könntest du ihnen vorschlagen, ein paar Briefe an die nationale Denkmalschutzbehörde zu schicken, damit die Memorial Hall auf die Denkmalschutzliste gesetzt wird? Ich habe hier die Adresse. Es gibt nämlich Pläne, stattdessen dort einen
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