Tanz mit mir - Roman
in der Lage, jemandem den Arm abzubeißen, sobald sich ihr dazu auch nur die kleinste Gelegenheit bot. »Ich bin Trina«, stellte sie sich vor. »Und ich bin zwar mit ihr hier, aber nicht mit ihr zusammen , wenn Sie wissen, was ich meine. Ich bin nicht so eine. Was mich betrifft, jedenfalls.«
»Trina!«, rief Chloe und wirkte zwar empört, jedoch nicht
sonderlich überrascht, als sie ihr den Ellbogen in die Seite rammte.
»Na ja, ich will ja nicht unhöflich sein, Chloe, aber man weiß ja schließlich nie …!«, antworte Trina, rempelte zurück und konzentrierte sich dann wieder auf Angelica. »Kommen eigentlich viele männliche Singles zu Ihren Kursen?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Angelica. »Dies ist doch erst die erste Woche.«
»Verdammt«, murmelte Trina, woraufhin Chloe sie erneut ermahnend mit dem Ellbogen anstieß.
»Wunderbar«, schloss Angelica und klatschte in die Hände. »Sollen wir nun anfangen?« Als sie sich in die Mitte des Saals bewegte, folgte ihr die Gruppe wie eine Herde Schafe. »Normalerweise wechselt die Anzahl der Teilnehmer ständig und hängt nicht nur vom Wetter, sondern auch vom Fernsehprogramm ab. Machen Sie sich also keine Gedanken über Tanzpartner. Wenn Sie erst einmal den Dreh heraushaben, werde ich Sie ohnehin mischen. So!«
Sie drehte sich elegant auf dem Absatz um, um die Gruppe anzusehen, und stemmte die Hände in die Seiten, während sich ihr Rock wieder um ihre Beine legte. »Bevor wir unseren ersten Tanz lernen, beginnen wir damit, einfach nur auf und ab zu gehen, um Sie daran zu gewöhnen, sich in der Gruppe zu bewegen. Stellen Sie sich dazu bitte jeweils gegenüber voneinander auf, und legen Sie die Hände auf die Schultern Ihres Gegenübers.«
Katie drehte sich zu Ross um und fühlte sich gehemmt. Das war immer so, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen sollte. Sie mochte das Gefühl einfach nicht, dass alles Mögliche passieren konnte und sie sofort auf alles reagieren musste – und das dazu auch noch vor fremden Leuten. Die Badmintonspiele, die Ross gegenüber dem Therapeuten erwähnt hatte, waren das Äußerste, wozu sie bereit gewesen war – andererseits hätte sie damals fast alles in Kauf genommen,
um in seiner Nähe sein zu können. Ross mochte sich vielleicht über ihr Konkurrenzdenken geärgert haben, doch der einzige Weg, um mit ihren Ängsten klarzukommen, hatte darin bestanden, sich darauf zu konzentrieren, die Beste zu sein und alles richtig zu machen.
Ross grinste und breitete die Arme aus.
Er hatte natürlich keinerlei Hemmungen dieser Art und konnte mit den Kindern Purzelbaum schlagen und für sie den Clown machen – auch etwas, was in ihr nur noch mehr Minderwertigkeitskomplexe auslöste.
Katie verzog das Gesicht, breitete die Arme aus und balancierte sie auf Ross’ hängenden Schultern. Sie konnte seine warme Haut durch den Baumwollstoff des Hemdes spüren; es fühlte sich seltsam vertraut an, obwohl die Haltung doch recht umständlich war. Sie standen einander so nahe, dass sich ihre Fußspitzen berührten und sie es nicht vermeiden konnte, ihm direkt in die Augen zu schauen. Eigentlich sollte sie es romantisch finden, dachte Katie. Doch das tat sie nicht. Es war eher das genaue Gegenteil. Wir sind hier, weil wir nicht mehr wissen, wie wir miteinander Romantik erleben sollen.
Ross zuckte mit den Augenbrauen. »Ist das nicht das Lächerlichste , was wir je getan haben?«, flüsterte er.
»Nicht!«, murrte Katie. »Du bringst mich völlig aus dem Konzept.«
»Oh Gott, werd mal wieder locker«, brummte Ross. Sie wollte ihm erklären, warum sie sich albern vorkam, doch dazu blieb keine Zeit.
»Kommen Sie, Katie, entspannen Sie sich mal ein wenig! Sie sollen mit ihm tanzen, nicht mit ihm ringen!«, ermahnte sie Angelica, die plötzlich hinter ihnen auftauchte. »Alle mal hersehen!«, rief sie dann zu Katies jähem Entsetzen. »Ich möchte, dass Sie einfach rückwärtsgehen, Katie. Ross, Sie gehen vorwärts. Los geht’s! Schauen Sie nicht nach unten, schauen Sie sich nicht gegenseitig auf die Füße! Schauen Sie
einander an! Passen Sie sich an Ross’ Geschwindigkeit an, Katie. Und Ross, denken Sie nicht über die Schritte nach, sondern konzentrieren Sie sich lieber darauf, Katie anzusehen und den Platz einzunehmen, den Katie gerade eben noch eingenommen hat.«
Katie zuckte zusammen, als Ross ihr auf den Fuß trat.
»Autsch!«, rief sie vorwurfsvoll und starrte ihn böse an.
»Das war Ihr Fehler, Katie!«, erklärte
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