Tanz mit mir - Roman
geräuschlos über das Parkett, als Baxter sie ausscheren ließ, sie drehte und mit ihr eine Schrittfolge tanzte, die die beiden wahrscheinlich zwanzig Jahre vor Katies Geburt gelernt hatten. Katie fiel auf, wie Peggy Baxters dezenten Signalen gehorchte und anschließend in Angelicas Gesicht nach Anerkennung suchte.
Die anderen zwei, die Armstrongs, gaben sich nicht so prahlerisch und auffällig, sondern tanzten so, als seien sie bei einer Hochzeit. Das Lächeln, das gelegentlich in ihren Gesichtern erstrahlte, ließ schöne Erinnerungen an früher erahnen.
»Langsam kommt alles wieder«, hörte Katie Mrs. Armstrong kichern, als sie aneinander vorbeitanzten.
Neben ihnen drehte Chris Lauren in die falsche Richtung und kugelte ihr dabei fast den Arm aus.
»Aua!«, schrie Lauren, hielt sich die Schulter und starrte ihn mit einer Mischung aus Ärger und Überraschung an. »Chris!«
»Du hast dich in die falsche Richtung gedreht!«, erklärte er.
»Nein, hat sie nicht«, fiel ihm Angelica ins Wort. »Lassen Sie es mich Ihnen noch einmal zeigen …« Sie nahm Chris’ Position ein und legte eine Hand um Laurens Taille, obwohl Lauren sie um einiges überragte. »Langsam, langsam, und zurück, langsam, langsam; heben Sie die Hand, damit sie weiß, dass Sie sie nun drehen werden; langsam, langsam, und schon haben Sie es geschafft!«
Lauren war sichtlich überrascht, als sie eine fehlerlose Drehung vollbrachten, die so elegant war, dass sie mit offenem Mund staunte. »Wow!«, rief sie begeistert. »Chris, schnell, lass uns das noch einmal probieren, bevor ich vergesse, wie es geht!«
Sie packte ihn und begann zu zählen.
Wenn die beiden das können, sollte ich es doch wohl auch können, dachte Katie und drehte sich wieder zu Ross um.
»Sollen wir es noch einmal probieren, bevor die Musik zu Ende ist?«
»Klar«, antwortete Ross und lächelte.
Katie spürte, dass die Rock’n’Roll-Musik in ihr den unbändigen Wunsch weckte zu tanzen, und sie wollte unbedingt die Schritte in die richtige Reihenfolge bekommen, damit Ross und sie ebenso dahingleiten konnten wie Baxter und Peggy oder sogar Frank und Bridget, die vergnügt wie Teenager den »Chicken Step«, den Grundschritt, miteinander tanzten.
Doch es wollte einfach nicht klappen. In ihrer Vorstellung konnte Katie tanzen, doch wenn sie sich an Ross’ Schritte anpassen wollte, schien jede Koordinierung im Nu verschwunden zu sein, und sobald ihre Beine zögerten, trampelte sie Ross auf die Füße und verdrehte seine Finger.
»Du musst es mir schon signalisieren, wenn du mich drehen willst!«, fuhr sie ihn an.
»Das tue ich doch«, jammerte Ross. »Aber du willst mich ja nicht ansehen!«
»Das wird schon«, rief Angelica im Vorbeigehen und lenkte damit alle Aufmerksamkeit auf Katies Ungeschicklichkeit. Ihr Gesicht brannte vor Scham.
Sie konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, wie dieses Getrampel ihre Ehe retten sollte. Wenn überhaupt, würde der Tanzkurs auf grausame Art und Weise beweisen, wie fremd sie einander geworden waren.
4
Freitagabend war für die Parkinsons der »Heimabend«. Nachdem sie alle Hoffnungen aufgegeben hatten, jemals wieder ein Restaurant zu betreten, ohne dabei Malbücher bunt ausmalen zu müssen, wechselten Katie und ihre beste Freundin Jo sich dabei ab, so zu tun, als ginge man schick essen, allerdings abwechselnd im Haus des jeweils anderen, während die Kinder oben im Bett lagen und tief und fest schliefen. Das Geld, das sie für Babysitter gebraucht hätten, wurde stattdessen für ein oder zwei gute Flaschen Wein ausgegeben.
Katie und Jo Fielding hatten sich beim Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt und waren einmal im Anschluss unerlaubterweise einen Cappuccino zusammen trinken gegangen. Von diesem Augenblick an waren sie Freundinnen gewesen. Hannah und Molly waren beide fast fünf Jahre alt, und Jos Baby Rowan war kaum älter als Jack. Während Katie jedoch wenige Monate nach Jacks Geburt wieder angefangen hatte zu arbeiten, hatte Jo es sich dank Gregs gutbezahltem IT-Beraterjob leisten können, ihre Stelle in einem Maklerbüro an den Nagel zu hängen und sich rund um die Uhr ihren Mutterpflichten zu widmen. Infolgedessen traf Ross Jo nun öfters als Katie-auf dem Spielplatz, beim Abholen in der Schule -, doch Katie freute sich stets auf die gelegentlichen Mittagessen, die sie ein wenig gehetzt zu sich nahmen, sowie auf die besagten Freitagabende. Mit Jo konnte man viel lachen.
Da Katies neuestes Projekt ihr schon
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