Tanz mit mir - Roman
Bogen einfach nicht raus. Sie war fast sprachlos, wie unglaublich linkisch und plump sich Chris – der König des Ausweichmanövers auf dem Rugbyfeld – bei etwas anstellen konnte, was so leicht war, dass selbst sie es mit links hinbekam.
»Tatsächlich ist Rock’n’Roll – den man auch als Jive bezeichnet
– der Tanz, den jeder Vater aufs Parkett legt, wenn der DJ aktuelle Musik laufen lässt«, fuhr Angelica mit einem Augenzwinkern in Richtung von Laurens Eltern fort. »Dieser Tanz passt zu ziemlich jeder Musik, nicht wahr?« Sie reichte Frank eine Hand. »Sie sehen aus wie ein Mann, der seinerzeit schon ein paar Mal Rock’n’Roll getanzt hat. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit mir gemeinsam die Schritte zu demonstrieren? Wenn Sie erlauben, Bridget?«
Bridgets Gesicht glänzte vor Freude, dass die bezaubernde, glamouröse Angelica mit ihrem Frank tanzen wollte. »Aber natürlich!«
Katie entging nicht, wie Lauren Chris den Ellbogen in die Rippen stieß und dabei kaum ihren Stolz verbergen konnte.
Angelica nahm Franks Hände und redete mit den Kursteilnehmern über ihre Schulter hinweg, als sie begannen, sich zu bewegen. »Wir verlagern unser Gewicht nach links, nach rechts, dann folgt ein Rückwärtsschritt«, erklärte sie und streckte dabei ihre Hüfte heraus, »und dann … Ooooh!«
Frank drehte sie im Kreis, ließ ihren Rock hochfliegen und drehte sie dann in die entgegengesetzte Richtung. Angelica lachte und nahm die Herausforderung an. Sie tanzten weiter, wechselten die Hände bei einer kleinen Drehung, die Frank hinter ihr tanzte, bevor sie dann mühelos im Takt wieder zum Grundschritt zurückkehrten.
Katie starrte sie verblüfft an. Alles sah so sanft und geschmeidig aus! Dabei machte Frank eher den Eindruck, als sei er einer dieser Männer, dessen Herz ausschließlich für den neusten Rasenmäher-Katalog schlug.
»Ho, ho, ho, Dad!«, rief Lauren. »Jetzt noch einmal langsamer! Ich habe nichts davon behalten.«
»Das war auch die Version für Fortgeschrittene«, erklärte Angelica, als Frank sie ein letztes Mal drehte, dieses Mal jedoch mit seiner Hand über ihrem Kopf. »So, gut jetzt! Ich denke, wir haben alle einen Vorgeschmack davon bekommen,
was Ihr Vater bei Ihrer Hochzeitsfeier tun wird«, lachte Angelica, klopfte sich auf die Brust und tat so, als müsse sie verschnaufen, als Frank, rot vor Anstrengung, wieder zu Bridget zurückkehrte.
Katie blickte nervös zu Ross hinüber, doch dieser schien geradezu an Angelicas Lippen zu hängen.
»Wir werden gemeinsam beginnen«, erklärte Angelica. Dann gab sie laut die Schrittfolge vor, während die Kursteilnehmer ihren Anweisungen folgten und mühsam von einem Fuß auf den anderen traten. »Machen Sie kleine Schritte. Jetzt die Damen … Den anderen Fuß, Katie!«
Herzlichen Dank, dachte Katie und kam schon wieder mit dem rechten und dem linken Fuß durcheinander. Lenk ruhig alle Aufmerksamkeit auf mich – warum auch nicht?
Angelicas wachsamem Auge entging nichts, und ihr Tonfall wechselte von Ermutigung über zarte Sticheleien bis hin zur vorgespielten Bestürzung. »Chris, Sie sollen keinen Ausfallschritt machen! Sie sind hier nicht beim Aerobic! Verlagern Sie nur Ihr Gewicht vom einen auf das andere Bein, und machen Sie dann einen Schritt zurück – das ist alles! Lauren – wenn er weiterhin so zappelt und herumtrampelt, werden wir ihn einfach zwischen zwei Stühle zwängen. Manche brauchen eben ein wenig länger, bis sie es kapiert haben. Machen Sie sich also bitte keine Sorgen … Wenn ich gleich die Musik anmache, wird sich schon alles zusammenfügen. Was wollen Sie hören? Bill Haley? Etwas von Elvis? Schauen wir mal …«
Angelica ließ »Summertime Blues« auf ihrem CD-Player laufen und schnippte laut mit den Fingern im Takt zur Musik.
Neidisch beobachtete Katie die beiden älteren Pärchen, die sich mit minimalem Aufwand zu bewegen schienen und elegant von einer Position in die nächste glitten. Bei ihnen sah alles so einfach aus, als seien sie in Wirklichkeit Teenager und
der Rest von ihnen Greise, die sich ungeschickt und steif durch die Grundschritte schleppten. Sie fragte sich, warum sie bei ihrem Können überhaupt hier waren, doch falls sich Angelica dieselbe Frage stellte, so zeigte sie es jedenfalls nicht.
»Oh, Baxter, Sie bewegen sich wirklich toll«, lobte sie, »Peggy, Sie können sich wirklich glücklich schätzen.«
»Vielen Dank, ich weiß«, erwiderte Peggy. Ihre bequemen Hush-Puppies-Schuhe glitten
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