Tanz mit mir - Roman
mit den neuen Schritten zurechtzukommen. Jos Gesicht glänzte vor Feuereifer, und sie lächelte Greg strahlend an, der mit seinem breiten Rücken Katie zugewandt stand.
Er hat wirklich schöne Schultern, dachte Katie gedankenverloren.
»Komm schon«, versuchte Ross, sie zu ermuntern, doch sie konnte sich nur mit Mühe auf die Schritte konzentrieren. Stattdessen musste sie immerzu daran denken, wie schrecklich albern sie wohl aussah.
Wie Baxter es schon ganz richtig formuliert hatte, war dies ein schöner Abend für alle Frank-Sinatra-Fans. Die Kursteilnehmer tanzten zu »New York, New York« und »I’ve Got You Under My Skin« durch den Saal, während Angelica immer wieder zwischen ihnen auftauchte, um hier und da noch ihre Haltung zu verbessern. Jo und Greg entwickelten sich zur wahren Hauptattraktion. Zwar zogen sie sich gegenseitig lautstark auf wegen der Fehler in ihrer Schrittfolge, doch sie
hielten nicht einmal inne, wenn ihnen einmal tatsächlich ein Schritt verunglückte. Katie beschlich das ungute Gefühl, dass sie selbst wahrscheinlich als Tanzpartnerin von Trina oder Chloe enden würde, da sie nun ganz offiziell die Niete des Kurses war. Wenigstens bot ihr Chris mit seinen zwei tödlichen linken Füßen noch einen schönen Anblick, während er ihre Zehen zu den Klängen von Nelson Riddle und seinem Orchester zermalmte.
Doch zu Katies großer Überraschung schienen sich die Schritte nach vier oder fünf Liedern langsam zusammenzufügen. Alle anderen waren mittlerweile zu einfachen Variationen des Grundschritts übergegangen, doch Angelica bestand bei ihnen darauf, dass sie sich weiterhin allein auf die Grundschritte konzentrierten. Während ihrer dritten Runde durch den Saal, bei der ihr Chris zu »Night and Day« ins Ohr zählte, kam mit einem Mal ein Moment, in dem auch sie sich vollkommen im Takt bewegten und die Welt um sie herum von einem nostalgischen Schimmer erfüllt zu sein schien.
Ihre Blicke trafen sich. Chris war offenbar genauso überrascht wie sie, denn ein jungenhaftes Grinsen erstrahlte in seinem hübschen Gesicht.
»Du meine Güte, wir tanzen ja!«, rief er verblüfft.
Noch während er sprach, trat Katie ihm auf den Fuß, und die Blechbläser hoben zum großen Finale an. Als sich die Pärchen mit einem fröhlichen, dankenden Nicken voneinander lösten, applaudierten alle spontan. Dann beendete Angelica den Abend. »Man sollte auf hören, wenn es am schönsten ist!«, rief sie. »Nächste Woche werden wir ein wenig Cha-Cha-Cha einüben, also machen Sie sich schon einmal darauf gefasst!«
Als sich Katie umschaute, bei welcher Tanzpartnerin Ross gelandet war, sah sie ihn neben Jo stehen, wo er sich mit Lauren und ihrer Mutter unterhielt. Er bemerkte Katies Blicke und winkte sie zu sich herüber.
»Du kennst Mrs. Armstrong, oder?«, fragte er sie, als die
ältere Dame sie freundlich anlächelte. »Mrs. Armstrong ist die …«
»Ich weiß, Ross«, unterbrach ihn Katie beschämt. »Hallo! Wir sind uns noch nicht begegnet. Ich habe einfach nie Zeit, um Hannah von der Schule abzuholen, aber Sie kennen ja sicherlich die Dienstzeit …«
»Oh ja, ich weiß«, nickte Mrs. Armstrong, doch Katie hatte das Gefühl, sich weniger vor ihr, sondern eher vor Ross verteidigen zu müssen.
»Ich würde sie ja gerne öfter abholen, aber ich kann leider das Amt so früh nicht verlassen. Hannah liebt die Schule, nicht wahr, Ross? Sie schwärmt immerzu davon, wie sehr sie das Zeichnen und die Ausflüge in den Park liebt. Ich glaube, sie wird einmal eine richtige Leseratte werden, da sie die Gutenachtgeschichten so gern hört, die ich ihr vorlese …«
Mrs. Armstrongs Lächeln wurde nun von einem verständnisvollen Blick begleitet. Sie hat einen warmen, gütigen Lehrerblick, dachte Katie, und sie scheint es gewohnt zu sein, immer eine positive Bemerkung parat zu haben, mit der sie die Schüler aufmuntern kann.
Katie riss sich zusammen, da sie das Gefühl hatte, dass alle Blicke auf ihr ruhten. »Ich liebe es, ihr Gutenachtgeschichten vorzulesen«, erklärte sie schließlich zögerlich.
»Hannah ist ein kleiner Star«, antwortete Mrs. Armstrong, und Katie war dankbar für die beruhigenden Worte. »Sie macht sich sehr gut!«
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Angelica und tauchte hinter ihnen auf. »Lauren, Sie haben es begriffen! Ihre Armhaltung war genau richtig, sehr elegant. Sehr gut!«
»Tatsächlich? Oh, vielen Dank!«, erwiderte Lauren ungläubig und errötete. »Haben Sie eigentlich schon
Weitere Kostenlose Bücher