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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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rotznäsigsten, stursten Volontär des Jahres zugeteilt hatte – als Teil seiner anhaltenden Kampagne, mit der er beweisen wollte, dass er sich nicht den Verfechtern der Political Correctness unterordnen würde. Eddies eigene Besonderheit war sein Bürochinesisch, das jedoch einen sehr unschönen machohaften Einschlag hatte. Er schlug gern mit der Faust auf den Tisch und brüllte dabei seiner Meinung nach coole Sprüche in der Art von »Da geht euch der haarige Arsch auf Grundeis« oder »Da sind cojones gefragt, Katie – wenn Sie denn welche hätten!«. Scott hatte hängende Schultern, war stets schlecht gelaunt und bewies immer wieder gern seine ablehnende Haltung gegenüber weiblichen Vorgesetzten.
    Sie blinzelte und dachte an die Therapiesitzung, die am Abend anstand. Schon der Gedanke daran bereitete ihr Bauchschmerzen: Unter Peters behutsamem, mitleidigem
Blick würden sie erzählen müssen, wie sie sich kennengelernt hatten. Katie konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie sich das erste Mal gesehen hatten, wie aufregend und fast unbegreiflich es gewesen war, dass ein Mann wie Ross genauso viel Interesse an ihr hatte wie sie an ihm. Die Vorstellung, am Abend dort zu sitzen und alles haarklein zu beschreiben, als wäre alles jemand anderem passiert, fühlte sich schon jetzt wie ein Verrat an.
    Genau das war das Problem: Sie hasste Ross nicht – er war einfach nur nicht mehr der Mann, den sie einmal geheiratet hatte.
    Ich glaube nicht, dass ich die Energie aufbringen kann, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich kann nicht gleichzeitig meine Ehe retten, die Familie unterstützen, bei der Arbeit mithalten und alles andere tun und erledigen …
    Sie stützte sich mit den Ellbogen auf dem Schreibtisch auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Tu es für Jack und Hannah, ermahnte sie sich. Du willst doch nicht, dass sie in dem Glauben aufwachsen, dass Streit, Schweigen und ewige Spannungen normal sind, oder?
    In dem Zusammenhang fiel Katie ein, dass sie noch nie Zeuge davon geworden war, dass sich ihre eigenen Eltern wirklich gestritten hätten. Genauso wenig hatte sie aber auch erlebt, dass sie sich jemals umarmt oder miteinander gekuschelt hätten. Oder getanzt hätten. Gelegentlich hatte ihr Vater Mum gesagt, dass sie hübsch aussehe, nachdem sie beim Friseur gewesen war. Doch seitdem Mum ihre Frisörtermine in den Kalender in der Küche schrieb, musste er es gar nicht mehr aus eigenem Antrieb bemerken.
    Katie sah aus dem Fenster hinaus auf die Uhr des hässlichen Kirchturms, und fragte sich, ob ihre Eltern eine wirklich glückliche Ehe geführt hatten und ob sie jemals zu einer Ehetherapie gegangen waren. Ganz bestimmt hatten sie die gesellschaftlichen Ansprüche an ihre Rollen erfüllt – Mum
war zu Hause geblieben, bis sie, Katie, in die Schule gekommen war, Dad in seinem Anzug hatte den Lebensunterhalt verdient, an Ostern und Weihnachten war man in die Kirche gegangen, in den Ferien war man nach Frankreich gefahren, man hatte keine Geldsorgen gehabt – doch bei ihnen hatte es niemals diese Sonntagmorgen gegeben, an denen Jack und Hannah zu Ross und ihr ins Bett zum Kuscheln kamen. Es gab eine kleine Belohnung, wenn sie in der Schule einen Preis eingeheimst hatte, das ja. Aber gemeinsames Kuscheln? Niemals. Katie war jedoch in letzter Zeit nach einem anstrengenden Arbeitstag so müde und erschöpft, dass sie ihrem Vater durchaus verzeihen konnte, dass er abends nicht mehr zu Gesprächen aufgelegt gewesen war. Nachdem sie das heimische Nest verlassen hatte, waren ihre Eltern mit Sack und Pack nach Spanien gezogen, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Vielleicht hatte es daran gelegen, dass ihre Anwesenheit möglicherweise jeder Romantik zwischen ihren Eltern einen Riegel vorgeschoben hatte. Vielleicht erlebten sie jetzt auf Mallorca ihre zweiten Flitterwochen?
    Katie dachte an das Geld, das ihre Eltern für Jack und Hannah in einem Treuhandfonds angelegt hatten, und musste einräumen, dass sie es wirklich gut mit den Kindern meinten. Aber sie waren einfach keine normalen Eltern gewesen.
    Wenigstens wussten Jack und Hannah, dass Ross und sie ihre Kinder liebten, redete sie sich ein und war auf einmal ganz gerührt.
    Katie tat nun etwas, was sie sich während der Arbeitszeit nur selten erlaubte: Sie griff zum Hörer und rief zu Hause an.
    Während es klingelte, ließ sie den Blick durch das Büro schweifen, über die Papier- und Aktenstapel, den Computer, über die künstlichen Topfpflanzen und die

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