Tanz, Pueppchen, Tanz
größte Glückspilz auf Erden und Irgendeinen Haken muss die Sache haben. »Also gut«, wiederholt er und drückt ihre Finger. »Dann begeistert.«
Amanda lacht. »Schön. Nachdem wir das geklärt haben, können wir vielleicht einen Nachtisch bestellen.« Sie sieht sich nach dem Kellner um, kann jedoch im Halbdunkel nur vage Konturen ausmachen.
»Möchtest du irgendetwas wissen?«, fragt Carter.
»Worüber?«
»Über meine Ehe.«
Amanda denkt kurz über die Frage nach. Er hat offensichtlich das Gefühl, ihr irgendeine Erklärung zu schulden, aber es gibt ehrlich gesagt nichts, was sie über seine Ehe wissen will. Aber sie spürt, dass es ihn verletzen würde, wenn sie das sagt, und entscheidet sich deshalb für die offensichtlichste Frage. »Wie lange seid ihr verheiratet?«
»Seit fünfzehn Jahren. Zwei Kinder. Ein Junge, Jason, er ist dreizehn, und ein Mädchen, Rochelle, die im März elf wird. Sandy ist eine Künstlerin«, fährt er unaufgefordert fort, als würde seine Frau neben ihm stehen und darauf warten, vorgestellt zu werden. »Sie malt. Sie ist sehr talentiert.«
Amanda gibt sich alle Mühe, interessiert zu wirken. Sie hofft, dass er nicht zu der bußfertigen Sorte Männer gehört, die so erleichtert sind, ertappt worden zu sein, dass sie den ganzen Abend ihre kleinen sündigen Geheimnisse wiederkäuen.
»Sie ist wirklich eine sehr nette Frau.«
»Ich bin sicher, sie ist wundervoll.«
»Mit unserer Ehe ist alles in Ordnung. Es ist nur, dass …«
»Ihr habt euch auseinander gelebt«, hilft Amanda ihm auf die Sprünge, weil sie das Drehbuch und den Text aller Beteiligten auswendig kennt.
»Es ist niemandes Schuld. Es ist einfach, na ja, du weißt schon.«
Amanda zieht ihre Hand zurück und rückt in der Hoffnung, ihn abzulenken, den tiefen Ausschnitt ihres schwarzen Pullis zurecht.
»Die Kindern verlangen ihr viel Zeit und Kraft ab«, fährt Carter fort, der ihr imposantes Dekollete scheinbar gar nicht bemerkt. »Sie hat kein besonders großes Interesse an Sex mehr. Sie sagt, sie ist zu müde und so.«
Amanda nickt, obwohl sie sich nicht vorstellen kann, je zu müde für Sex zu sein. Sie leert ihr Weinglas mit einem großen Schluck.
»Und«, sagt er mit dem Gespür, dass es vielleicht an der Zeit ist, das Thema zu wechseln, »erzähl mir etwas von dir. Wie ist eine so schöne Frau in einem so hässlichen Beruf gelandet?«
Amanda zuckt die Achseln. »Ich dachte, es würde Spaß machen.«
»Spaß?«
»Ich dachte, es wäre interessant«, verbessert sie sich, obwohl Spaß den Kern der Sache eigentlich besser trifft.
»Und ist es das?«
»Manchmal.«
»Hängt vermutlich von dem Verbrecher ab«, meint Carter.
»Nein«, entgegnet Amanda. »Im Allgemeinen sind die Verbrecher an sich ein ziemlich langweiliger Haufen und einander erstaunlich ähnlich. Die meisten sind nicht besonders intelligent oder phantasievoll. Es sind nur ihre Verbrechen, die sie interessant machen. Und die Tatsache, dass keiner von ihnen glaubt, er könnte erwischt werden.«
»Er?«
»Meistens schon. Vor allem bei Gewaltverbrechen.«
»Frauen sind nicht gewalttätig?«
»Das habe ich nicht gesagt«, erwidert sie und denkt an Caroline Fletcher.
»Sandy hat mir mal ein Omelett an den Kopf geworfen.«
Die beiläufige Erwähnung von Carters Frau lässt Amanda blass werden. Für eine Frau, die bis vor kurzem noch gar nicht existiert hat, ist sie sehr plötzlich zu einer Kraft geworden, mit der man rechnen muss. »Ein Omelett?«
»Sie hat Frühstück gemacht, und ich habe sie gefragt, ob sie in letzter Zeit ein paar Pfunde zugelegt hätte. Ehe ich mich versah, segelte das Omelett durchs Zimmer und klatschte direkt auf meine Stirn.«
Angriff mit einem tödlichen Ei, denkt Amanda. Laut sagt sie: »Es war wahrscheinlich nicht das Klügste, ihr das gleich morgens als Erstes zu sagen.«
Carter schmunzelt über die Erinnerung. »Gibt es dafür überhaupt einen guten Zeitpunkt?«
»Wohl nicht.«
»Warst du je verheiratet?«
»Nein«, lügt Amanda, weil sie es leichter findet. Zwei Ex-Männer wären zu viel Ablenkung für Carter Reese, der schon genug Probleme hat, den Gedanken an seine eigene Frau zu bewältigen. Außerdem hat sie keine Lust, die langweiligen Einzelheiten herunterzuleiern, warum ihre beiden Ehen gescheitert sind. Einfach ausgedrückt war sie beim ersten Mal noch zu jung, und beim zweiten Mal war er zu alt. Nun, vielleicht war es nicht ganz so einfach, aber welchen Unterschied macht das? Sie glaubt kaum,
Weitere Kostenlose Bücher