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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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stimmt’s?«, fragt Rachel sofort.
    »Ich habe die Todesanzeigen der vergangenen Monate durchgesehen. John Mallins’ Mutter war nicht darunter.«
    »Und der Mann selbst? Konnten Sie herausfinden, wann er geboren ist?«
    »In seinem Pass ist der 14. Juli als Geburtstag angegeben. Damit hatten Sie auch Recht.« Schweigen. »Rachel? Sind Sie noch da?«
    »Ich bin hier«, sagt sie mit tränenerstickter Stimme.
    »Sonst noch was?«
    »Die Obduktion hat offenbar ergeben, dass das Opfer zehn bis fünfzehn Jahre älter war, als in seinem Pass angegeben, und dass er sich einer plastischen Operation unterzogen hat. Möglicherweise hat er sich die Nase verändern lassen.«
    »Dann hat das Schwein meinen Bruder also wirklich umgebracht.«
    »Rachel, hat Ihr Bruder jemals einen Mann namens Walter Turofsky erwähnt?«
    »Walter Turofsky? Nein, ich glaube nicht.«
    »Wie ist es mit Milton Turlington?«
    »Nein.«
    »Rodney Turek … George Turgov?«
    »Nein. Wer sind diese Männer?«
    »Denken Sie nach«, sagt Amanda. »Turofsky, Turlington, Turek, Turgov …«
    »Turk«, flüstert Rachel heiser. »Glauben Sie, dass das Decknamen sind?«
    »Verbrecher sind für gewöhnlich ebenso faul wie phantasielos. Sie neigen dazu, sich an das Bekannte zu halten.«
    »Wo haben Sie diese Namen gefunden?«
    »Ich habe einen Packen falscher Visitenkarten entdeckt, die im Haus meiner Mutter versteckt waren.«
    »Ihrer Mutter?« Rachels Stimme ist der Schock anzuhören. »Was hat Ihre Mutter mit der Sache zu tun?«
    Der Schock überträgt sich auf Amanda. »Meine Mutter?«
    Wovon redet Rachel? »Wovon reden Sie?«
    »Sie haben gesagt, dass Sie im Haus Ihrer Mutter einen Packen falscher Visitenkarten entdeckt haben.«
    »Meiner Mutter? Nein. Ich sagte, meiner Mandantin.«
    Schweigen. »Oh Verzeihung. Mein Fehler. Und was jetzt? Zurück zu den Todesanzeigen?«
    »Was?« Amanda hört das Zittern in ihrer Stimme. Ist es möglich, dass sie wirklich Mutter gesagt hat? »Warum sollte ich die Todesanzeigen noch einmal durchgehen?«
    »Denken Sie nach«, weist Rachel sie an, wie Amanda sie eben gedrängt hat. »Beim letzten Mal haben Sie eine Frau namens Mallins gesucht. Aber wenn wirklich irgendjemandes Mutter gestorben ist, hätte sie Turlington oder Turgov geheißen oder wie die Namen noch gingen.«
    »Turek oder Turofsky.«
    »Tur-irgendwas jedenfalls.«
    Amanda seufzt, nicht besonders erpicht darauf, ein weiteres Mal die Bibliothek aufzusuchen.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragt Rachel, die ihren Seufzer richtig gedeutet hat.
    »Nein«, erklärt Amanda ihr eilig. Dies ist eine Sache, die sie allein erledigen muss. Außerdem hat sie schon zu viel geredet. Konnte es wirklich sein, dass sie sich versprochen und Mutter statt Mandantin gesagt hatte? Gut, dass Rachel wie die meisten Menschen bereit war, den Beweis ihrer eigenen Wahrnehmung zu ignorieren.
    »Sie halten mich auf dem Laufenden?«
    »Selbstverständlich.«
    »Danke. Oh, und Amanda«, fügt sie hinzu, als Amanda schon auflegen will.
    »Ja?«
    »Umarmen Sie Ihre Mutter von mir, wenn Sie sie das nächste Mal sehen, ja?«
    Und dann ist sie weg.
    »Scheiße.« Amanda legt den Hörer auf. »Scheiße.« Ein paar Minuten lang bleibt sie reglos sitzen. »Umarmen Sie Ihre Mutter von mir«, wiederholt sie staunend. »Am jüngsten Tag.« In der Stille spürt sie, wie ihre Mutter die Arme zu einer Umarmung ausstreckt.
    Ich glaube nicht, dass ich dir je gesagt habe, wie schön du bist.
    »Mannomann! Ich hab genug von dem Mist!« Sie schnappt sich wieder das Telefonbuch, schlägt den Teil mit Nummern der öffentlichen Verwaltung auf und sucht die Nummer der City Hall. Es muss doch einen leichteren Weg geben, als noch einmal sämtliche Todesanzeigen durchzugehen, denkt sie und verdrängt alle unerwünschten Bilder und Gedanken. Es muss doch ein zentrales Register geben. Amanda wählt die Nummer und wappnet sich gegen eine Bandansage, die ihr ihre verschiedenen Wahlmöglichkeiten erläutert.
    »City Hall. Hier spricht Davia.«
    »Davia? Sie meinen, Sie sind echt.«
    »Aus Fleisch und Blut«, erwidert die Frau, und sofort taucht ein weiteres ungelegenes Bild, diesmal von Ben, vor Amandas Augen auf. Sie schiebt es unverzüglich beiseite und stellt sich stattdessen Davia vor, die sie sich als große schlanke Brünette mit hoher Stirn und großen pendelförmigen Brüsten ausmalt. »Wie kann ich Ihren Anruf weiterleiten?«, fragt Davia.
    Amanda zögert, weil es in ihrem Kopf derart von uneingeladenen Gästen wimmelt,

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