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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Hörer in der Hand gegen die Tränen ankämpft. Als Ben näher kommt, lässt der Junge, der noch seinen verwaschenen blauen Schlafanzug trägt, den Hörer fallen und flüchtet sich an die Seite seiner Mutter.
    »Alles in Ordnung, Spenser«, erklärt Ben ihm. »Wir tun euch nichts.«
    »Was wollen Sie von uns?«, fragt eine dritte Stimme, und Ben und Amanda drehen sich in die Richtung um.
    Hope sitzt ebenfalls noch im Schlafanzug auf dem zweiten Bett und starrt sie mit kaltem Trotz an.
    »Gehen Sie weg«, ruft Spenser, im schützenden Arm seiner Mutter wieder mutig geworden. »Gehen Sie weg, und lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Das geht nicht«, sagt Amanda.
    »Sie wissen, dass ich nicht mit Ihnen reden muss«, erklärt Hayley ihnen. »Die Polizei hat gesagt, dazu bin ich nicht verpflichtet.«
    »Dann hören Sie vielleicht einfach nur zu.«
    »Und wenn es mich nicht interessiert?«
    »Dann hören Sie trotzdem zu.«
    »Bitte«, fleht Hayley. »Du machst alles nur noch schlimmer.«
    »Ihr Mann ist tot und meine Mutter ist im Gefängnis«, erwidert Amanda. »Wie könnte es da noch schlimmer werden?«
    »Darum«, gibt Hayley schlicht zurück und lässt sich zusammen mit Spenser, der wie angewachsen scheint, auf das Fußende des nächsten Bettes sinken. Sie trägt denselben moosgrünen Pullover wie am Vortag, und ihr Haar ist mit zwei großen Klammern zurückgesteckt. Sie hat kein Makeup aufgelegt, und ihre Haut ist aschfahl, ja beinahe grau. Mit einem Nicken gibt sie schließlich nach. »Ich will nicht, dass meine Kinder dabei sind«, sagt sie leise.
    »Ich könnte mit ihnen unten etwas essen gehen«, schlägt Ben vor.
    »Nein«, heult Spenser auf und klammert sich noch fester an die Hüfte seiner Mutter.
    »Wir lassen dich nicht allein«, erklärt Hope.
    »Frühstück klingt wie eine gute Idee«, sagt Hayley ruhig.
    »Du hast doch gerade gesagt, dass du solchen Hunger hast, Spenser, und unbedingt einen riesigen Teller Blaubeerpfannkuchen haben willst.«
    »Ich will, dass du mitkommst«, heult der Junge.
    »Und ich möchte, dass du und deine Schwester sich anziehen und mit Mr. Myers gehen.«
    »Ben«, sagt Ben.
    »Ihr geht mit Ben, und ich komme so schnell wie möglich nach. Versprochen.« Hayley lächelt, obwohl ihr Lächeln zittrig und gezwungen wirkt. »Bitte, Schätzchen. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das verspreche ich dir. Diese Dame möchte mir offensichtlich etwas sehr Wichtiges sagen und geht erst wieder, wenn sie es gesagt hat. Also bringen wir es am besten hinter uns, was?« Sie wirft Hope einen flehenden Blick zu. »Bitte, Liebes, zieh dich an.«
    Nur äußerst widerwillig steigt Hope aus dem Bett, holt ihre Kleider aus dem Schrank und geht ins Bad.
    »Such deine Sachen zusammen, Püpp … Spenser«, weist seine Mutter ihn an.
    »Ich weiß nicht, was ich anziehen soll.«
    »Dann zieh dasselbe an wie gestern.«
    »Das will ich aber nicht.«
    »Wie wär’s mit deinem neuen braunen Pullover? Der steht dir so gut.«
    Spenser rutscht vom Bett, holt den Pullover aus einer Schublade, zieht ihn über den Kopf und erst dann das Schlafanzugoberteil aus. Er schlüpft in die Ärmel des Pullovers und streicht seine Haare glatt, während er Amanda mit einem Blick mustert, der genau verrät, was er denkt. Er wünscht, sie wäre tot.
    Amanda sieht Ben an. Sie bildet mit den Lippen stumm das Wort Danke und lässt ihn genauso ungern gehen, wie Hayleys Kinder ihre Mutter allein lassen.
    Nach einigen Minuten kommt Hope aus dem Bad, adrett gekleidet mit einem blass rosafarbenen Sweater und Jeans, die langen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden.
    »Du siehst reizend aus«, erklärt Amanda dem jungen Mädchen aufrichtig, während sie daran denken muss, dass Rosa die Lieblingsfarbe ihrer Mutter ist. Hope ignoriert das Kompliment und nimmt Spensers vorherigen Platz auf dem Bett neben ihrer Mutter ein. Hayley umarmt ihre Tochter und küsst ihre Stirn. Sie haben alle Variationen des gleichen Gesichts, denkt Amanda, als Spenser an ihr vorbei ins Badezimmer drängt. Die gleichen hohen Wangenknochen, die gleiche volle Unterlippe, die gleichen durchdringenden traurigen Augen.
    »Ich habe keinen großen Hunger«, erklärt Hope ihrer Mutter, als Spenser zurückkommt.
    »Dann isst du nur so viel, wie du schaffst«, sagt Hayley.
    »Ich hab gehört, es gibt hier ein super Frühstücksbüffet«, sagt Ben.
    »Geht jetzt«, drängt sie. »Ich komme sofort nach.«
    »Wenn du in zwanzig Minuten nicht da bist, schreie ich, bis

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