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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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an ihnen vorbeigelaufen ist? Dass sie gemütlich einen Egg McMuffin vertilgt haben, als sie vom Unfallort geflohen ist?
    Sie sieht Ben neben seiner geliebten Corvette stehen. Er hat den Wagen immer so sorgfältig gepflegt, nie einen Unfall gehabt, nie eine Beule. Und es war alles ihre Schuld. Ihretwegen war er auf den dummen kleinen Toyota aufgefahren und musste jetzt freundlich zu dem abscheulichen kleinen Mann sein. Und was hatte sie getan? Sie hatte verkündet, dass sie für derlei Unsinn keine Zeit hatte, und war weggelaufen. Etwas, woran Ben sich mittlerweile gewöhnt haben sollte, denkt sie und fragt sich, was sie als Nächstes tun soll.
    In der Gegend gibt es Dutzende von Restaurants. Sie kann sie unmöglich alle abklappern. Es ist hoffnungslos. Sie muss es sich einfach in der Lobby bequem machen, sich entspannen und warten, bis sie zurückkommen. Genau wie ihre Mutter, erkennt sie mit einem vernehmlichen Stöhnen und beschließt, stattdessen an der Rezeption nachzufragen. Vielleicht hat sie jemand gehen sehen und die Richtung bemerkt, die sie eingeschlagen haben. Möglicherweise hat Hayley Mallins sogar mit einem der Angestellten gesprochen und ihm gesagt, wohin sie wollte. Zugegebenermaßen eher unwahrscheinlich, aber fragen tut ja nicht weh.
    Das heißt, manchmal schon, korrigiert Amanda sich, als sie an all die Fragen denkt, die sie ihrer Mutter gestellt hat, und an die Fragen, mit denen sie Hayley Mallins noch konfrontieren will. Manchmal tut fragen sehr wohl weh.
    Sie steuert die Lobby an und stürzt sich förmlich auf die ahnungslose Empfangsangestellte. »Es handelt sich um einen Notfall«, erklärt sie der überraschten jungen Frau, die ängstlich einen Schritt zurückmacht. »Ich versuche, Hayley Mallins zu finden. Ich weiß, dass sie in Suite 2416 wohnt, habe aber eben festgestellt, dass sie nicht auf ihrem Zimmer ist. Ich muss sie dringend erreichen. Haben Sie sie gesehen?«
    Die junge Frau gibt rasch etwas in ihren Computer ein.
    »Tut mir Leid, aber Mrs. Mallins ist abgereist.«
    »Was soll das heißen, sie ist abgereist? Das ist unmöglich.«
    »Offenbar hat sie das Hotel gestern Abend endgültig verlassen.«
    »Hat sie gesagt, mit welchem Ziel?«
    »Ich fürchte nein.«
    Amanda spürt Übelkeit in sich aufsteigen. Ist es denkbar, dass sie mit ihren Kindern nach England zurückgekehrt ist?
    »Scheiße«, sagt sie und noch einmal lauter: »Scheiße!«
    »Gibt es ein Problem?«, fragt ein Mann, der neben der jungen Frau aufgetaucht ist und auf den Bildschirm des Computers blickt. Sein Namensschild weist ihn als William Granick, Hotel Manager, aus. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    »Ich versuche, Hayley Mallins zu finden. Ich muss sie dringend sprechen.«
    »Ich fürchte, Mrs. Mallins ist abgereist.«
    »Ja, das hat man mir gerade erklärt. Aber sie hat doch bestimmt eine Nummer hinterlassen, unter der man sie erreichen kann.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen«, sagt William Granick, und sein Tonfall deutet an, dass er das auch nicht tun würde, wenn er könnte.
    »Ich glaube, Sie verstehen nicht …«
    »Amanda!«, ruft Ben plötzlich irgendwo hinter ihr.
    Sie fährt herum und sieht ihn auf sich zu kommen. Sein Gesicht ist knallrot, ein Hinweis darauf, dass er geraume Zeit draußen in der Kälte verbracht hat. »Ben, Gott sei Dank!«
    »Was ist los?«
    »Sie sind gestern Abend abgereist.«
    »Das habe ich befürchtet.«
    »Was ist mit deinem Auto passiert?«
    »Der Typ wollte die Polizei dann am Ende doch lieber nicht einschalten. Ich glaube, du hast ihm Angst gemacht.«
    Amanda lächelt und runzelt sofort wieder die Stirn.
    »Glaubst du, dass sie nach England zurückgeflogen sind?«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Können wir das irgendwie herausfinden?«
    »Lass uns einen Kaffee trinken.« Ben führt Amanda zu der Bar in der Lobby. »Zwei Kaffee«, bestellt er, zieht sein Handy aus der Tasche und sieht auf die Uhr, während er eine Nummer eintippt. »Hi, ich bin’s«, sagt er unnatürlich leise. An der Art, wie er schuldbewusst die Schultern hochzieht, erkennt sie, dass es Jennifer ist. »Ja, tut mir Leid. Ich bin erst sehr spät nach Hause gekommen … Also, eigentlich bin ich gar nicht nach Hause gekommen«, gibt er nach einer verlegenen Pause zu. »Ja, sie ist noch da. Ja, sie ist jetzt bei mir.« Eine weitere Pause, die noch verlegener wirkt als die erste. Amanda fragt sich, ob es für Jennifer genauso unangenehm ist wie für Ben. Sie beobachtet sein

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