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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gesicht, sieht die Traurigkeit in seinen Augen und hört das Bedauern in seiner Stimme. Bereut er, was er getan hat? Wegen Jennifer? Oder ihretwegen? »Können wir später darüber reden?«
    »Gibt es da wirklich viel zu sagen?«, hört Amanda die andere Frau fragen.
    »Es ist eine komplizierte Situation«, erklärt er ihr und dann: »Hör mal. Du musst mir noch einen Gefallen tun.«
    Amanda weiß, dass das bestimmt nicht das ist, was die andere Frau hören wollte, und spricht mit angehaltenem Atem ein stummes Gebet, dass Jennifer neugierig genug ist, sich die Bitte anzuhören.
    »Kannst du herausfinden, ob Hayley Mallins zurück nach England geflogen ist? Wir sind im Moment in ihrem Hotel, und sie ist offenbar gestern Abend abgereist.« Ben wartet mehrere Sekunden, bevor er das Telefon auf das kleine Tischchen legt. »Sie hat aufgelegt.«
    Der Kellner bringt ihren Kaffee und fragt sie, ob sie sonst noch einen Wunsch haben.
    Ben starrt aus dem Fenster.
    »Nein danke«, erklärt Amanda dem Kellner. »Es tut mir Leid«, sagt sie zu Ben.
    »Mach dir keine Sorgen. Ich habe noch ein paar andere Drähte, an denen ich ziehen kann. Um neun fange ich an herumzutelefonieren.«
    »Ich meinte wegen Jennifer.«
    Er zuckt mit den Achseln, und das Schulterzucken sagt, mir auch.
    »Du musstest ihr nicht sagen, dass du mit mir zusammen warst.«
    »Doch, musste ich.« Er nippt an seinem Kaffee. »Außerdem hatte sie sich das schon mehr oder weniger selbst zusammengereimt.«
    »Es tut mir Leid«, sagt Amanda noch einmal.
    Bedauerndes Schweigen hängt schwer in der Luft. »Du hast immer noch vor, demnächst wieder abzureisen, oder?«, sagt er. Es ist eine Suggestivfrage, und wie jeder gute Anwalt kennt er bereits die Antwort.
    Was habe ich getan, fragt Amanda sich. Sie hat einem spontanen Verlangen nachgegeben, sich gekratzt, weil es sie gejuckt hat, und nun müssen alle bluten. »Sobald die ganze Geschichte vorbei ist.« Ist das alles, was ihr einfällt? »Ich glaube, es ist das Beste so.«
    Er nickt und blickt wieder aus dem Fenster. »Und gestern Nacht?«
    »Gestern Nacht war …«
    »… etwas, das wir ein für alle Mal aus unserem System herauskriegen mussten«, sagt er.
    Eher vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit, denkt Amanda. »Sie liebt dich«, sagt sie und meint Jennifer. »In ein paar Tagen rufst du sie an, erklärst ihr die Umstände …«
    Wie aufs Stichwort klingelt Bens Handy. »Hallo?«
    »Okay, frag mich nicht, warum ich das mache«, hört sie Jennifer sagen.
    Vielleicht muss er nicht einmal ein paar Tage warten, denkt Amanda und beobachtet, wie Ben konzentriert die Augen zusammenkneift. »Okay, danke. Ich ruf dich nachher an … Okay, ja. Tschüß.«
    »Okay, ja, was?«
    »Wir haben Hayley Mallins gestern offenbar verschreckt. Sie hat sich von der Polizei die Erlaubnis eingeholt, nach England zurückzukehren.«
    »Oh nein.«
    »Es ist okay. Wir haben Glück. Der erste Flug nach England, den sie buchen konnte, geht erst heute Abend.«
    »Sie ist noch hier?«
    »Im Airport Hilton.«
    »Nichts wie hin.«

33
    Das Airport Hilton lässt sich in zwei Wörtern zusammenfassen: Hilton und Airport. Das ist so ziemlich alles, was man über das Hotel wissen muss, denkt Amanda, als sie mit Ben durch die Lobby zu den Fahrstühlen geht. Es ist auf funktionelle Weise attraktiv, liegt in unmittelbarer Nähe des Flughafens inmitten einer Reihe ähnlicher Hotels für Geschäftsleute, die weder Zeit noch Lust auf Sightseeing haben, oder für Reisende, die auf einen Anschlussflug am frühen Morgen warten. In der Lobby wimmelt es von Frauen mit schick geschnittenen Kostümen und Männern mit schweren Aktenkoffern. Alle sehen ungeheuer zielstrebig aus, denkt Amanda, als sie zur Seite tritt, um den Passagieren eines eben eingetroffenen Lifts Platz zu machen.
    »Und was, wenn sie nicht da ist?«, fragt Amanda, als Ben auf den Knopf für den dritten Stock drückt.
    »Sie ist da.«
    Im zweiten Stock hält der Fahrstuhl ruckelnd an. Vor der Tür steht ein eng umschlungenes Paar inmitten einer Batterie Koffer. So eng umschlungen, dass Amanda beinahe sehen kann, wie tief die Zunge des jungen Mannes im Hals seiner Begleiterin verschwunden ist. Sie wendet sich diskret ab und versucht, nicht an Bens Zungenspitze zu denken, die erst vor wenigen Stunden ihre Mundwinkel umspielt hat. Sie streicht sich mit einem Finger über die Lippen, spürt Bens Berührung und bringt es nicht über sich, den Gedanken an ihn wegzuwischen. Noch vor wenigen Stunden war

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