Tanz, Pueppchen, Tanz
Genau weiß ich es nicht mehr.«
»So genau, wie Sie sich erinnern können.«
»Wir haben angefangen, uns anzuschreien. Er sagte, ich würde nichts in der Wohnung tun und den ganzen Tag bloß auf meinem knochigen Arsch rumsitzen, und wenn ich schon nicht kochen oder sauber machen würde, könnte ich wenigstens auf die Knie gehen und ihm einen …« Caroline Fletcher bricht ab, strafft die Schulter und sieht die Geschworenen flehend an. »Sie wissen schon.«
»Er hat Oralsex von Ihnen verlangt?«
Die Zeugin nickt. »Dafür sind sie ja nie zu müde.«
Die sieben Frauen in der Jury glucksen wissend, genau wie Amanda, die hinter vorgehaltener Hand ebenfalls lächelt und beschließt, auf einen Einspruch zu verzichten.
»Was ist dann passiert?«, fragt der Ankläger.
»Er hat mich Richtung Schlafzimmer gezerrt. Ich hab immer wieder nein gesagt, ich hätte keine Zeit, doch er hat nicht zugehört. Dann ist mir ein Film wieder eingefallen, den ich im Fernsehen gesehen habe, mit Jennifer Lopez, glaube ich, aber ich weiß nicht mehr so genau, jedenfalls hat dieser Typ sie angegriffen, und sie hat gemerkt, je mehr sie sich gewehrt hat, umso geiler wurde er und umso schlimmer wurde es für sie, also hat sie aufgehört, sich zu wehren, was ihn irgendwie aus der Fassung gebracht hat, und sie konnte fliehen. Ich dachte, das probier ich auch.«
»Sie haben aufgehört, sich zu wehren?«
Wieder nickt Caroline Fletcher. »Ich hab mich ganz schlaff gestellt, so als würde ich nachgeben, und als wir an der Schlafzimmertür waren, habe ich ihn weggeschubst, bin ins Zimmer gerannt und hab abgeschlossen.«
»Und was hat Derek Clemens dann getan?«
»Er war total wütend. Er hat gegen die Tür gehämmert und gebrüllt, er würde mich platt machen«, erläutert Caroline Fletcher.
»Und wie haben Sie das interpretiert?«
»Ich dachte, dass er mich platt machen würde«, erklärte Caroline Fletcher.
Amanda blickt die Geschworenen direkt an. Diesen Ausbruch, sagen ihre Augen, kann man doch gewiss nicht als ernsthafte Morddrohung betrachten. Sie nimmt ihren Bleistift und fügt ihrer Einkaufsliste den Posten Weizenkleie hinzu.
»Fahren Sie fort, Miss Fletcher.«
»Also, er hämmerte gegen die Tür und brüllte rum. Und natürlich ist Tiffany aufgewacht und hat angefangen zu weinen.«
»Tiffany?«
»Unsere Tochter. Sie ist fünfzehn Monate alt.«
»Wo war Tiffany denn die ganze Zeit?«
»In ihrem Kinderbett im Wohnzimmer. Dort haben wir es hingestellt, weil die Wohnung nur ein Schlafzimmer hat, und Derek sagt, dass er seine Ruhe braucht.«
»Sein Gebrüll hat also das Baby geweckt.«
»Sein Gebrüll hat das ganze Haus geweckt.«
»Einspruch.«
»Stattgegeben.«
»Und was dann?«
»Also, mir wurde klar, wenn ich die Tür nicht aufmache, tritt er sie einfach ein, also hab ich ihm gesagt, dass ich aufmachen würde, aber nur wenn er verspricht, sich vorher zu beruhigen. Er hat es versprochen, und dann war es bis auf das Weinen des Babys ganz still, also hab ich die Tür aufgemacht, und ehe ich wusste, wie mir geschah, war er über mir, hat mich geschlagen und an meinem Kleid gerissen.«
»Ist dies das Kleid?« Mit zwei Schritten steht der stellvertretende Distriktsstaatsanwalt vor dem Tisch der Anklage, wo er ein formloses graues Jerseykleid in die Hand nimmt, das erkennbar schon bessere Tage gesehen hat. Er zeigt es der Zeugin, bevor er es den Geschworenen zur Begutachtung präsentiert.
»Ja, das ist es.«
Amanda lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück, um ihre Sorglosigkeit zu bekunden. Sie hofft, dass die Geschworenen von den beiden winzigen Rissen unten an beiden Seitensäumen ebenso wenig beeindruckt sind wie sie selbst; Risse, die Caroline Fletcher ebenso gut selbst verursacht haben könnte, als sie sich das Kleid über die Hüften zog, wie Derek Clemens, als er es nach oben zerrte.
»Was geschah, nachdem er Ihr Kleid zerrissen hatte?«
»Er hat mich aufs Bett geworfen und mich gebissen.«
Wie durch Zauberei tauchen die inkriminierenden Fotos in der Hand des stellvertretenden Distriktsstaatsanwalts auf. Sie werden rasch als Beweismittel zu Protokoll genommen und unter den Geschworenen verteilt. Amanda beobachtet sie, während sie den Abdruck von Derek Clemens’ Zähnen auf Caroline Fletchers Rücken betrachten, sieht den Ekel über ihre Mienen huschen wie den Widerschein der Flammen an einem Lagerfeuer, während sie sich bemühen, den Anschein von Unparteilichkeit zu wahren.
Die Jury ist wie immer ein bunt
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