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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon gegen Druck an. Die Steigung bedeutet nur eine zusätzliche Belastung Ihrer Unterleibsmuskulatur.«
    »Na, das wollen wir doch nicht.« Amanda reduziert die Steigung auf null. »Vielen Dank«, sagt sie und fragt sich, wie lange der Mann braucht, um sich vorzustellen.
    »Carter Reese«, sagt er, bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hat.
    »Amanda Travis.« Sie verschlingt ihn mit einem Blick, während er auf das Laufband neben sie steigt: die breiten Schultern, die muskulösen Beine, der dicke Hals. Hat im College wahrscheinlich Football gespielt. Jetzt spielt er Golf und geht ins Fitness-Studio. Bestimmt ein Investment-Berater. Frisch geschieden oder seit kurzem getrennt. Dem fehlenden Ehering nach zu urteilen. Mehrere Kinder. Kein Interesse an etwas Ernstem. Sie gibt ihm drei Minuten, bis er vorschlägt, dass man sich später noch auf einen Drink treffen könnte.
    »Nennen die Leute Sie Mandy?«
    »Nie.«
    »Okay, dann also Amanda. Kommen Sie oft hierher?«, fragt er nur halb im Scherz.
    Amanda lächelt. Sie mag Männer, die sich im Klischee zu Hause fühlen. »So oft ich kann.«
    »Normalerweise sehe ich Sie auf einem dieser verrückten Fahrräder.«
    »Leider bin ich heute ein bisschen zu spät gekommen. Sie waren alle besetzt.«
    »Wohnen Sie in der Nähe?«
    »Ich wohne in Jupiter. Und Sie?«
    »In West Palm. Erzählen Sie mir nicht, dass Sie den weiten Weg von Jupiter bis hierher gemacht haben, nur um zu trainieren.«
    »Nein. Ich bin von der Arbeit gekommen.«
    »Was arbeiten Sie denn?«
    »Ich bin Anwältin.«
    »Wirklich? Ich bin beeindruckt.«
    Amanda lächelt. »Ach wirklich?« Sie fragt sich, ob er sich über sie lustig macht.
    »Anwältinnen mit tollen Beinen beeindrucken mich«, redet er weiter.
    Amandas Lächeln erstarrt. Sie hätte es wissen müssen. Zwei Minuten, denkt sie.
    »Und Sie?«
    »Ich bin Investment-Berater.«
    »Jetzt bin ich diejenige, die beeindruckt ist«, erklärt sie, gratuliert sich insgeheim zu ihrer intuitiven Menschenkenntnis und hofft, dass sie sich nicht allzu unaufrichtig anhört.
    Aber wenn er den Verdacht hegt, ihr Kompliment könnte nicht ganz ernst gemeint sein, lässt er es sich nicht anmerken. »Und in welchem Bereich arbeiten Sie als Anwältin?«
    »Strafprozesse.«
    Carter Reese lacht laut.
    »Verzeihung, habe ich etwas Komisches gesagt?«
    Er schüttelt den Kopf. »Sie kommen mir bloß nicht vor wie der klassische Strafverteidigertyp.«
    »Und was für ein Typ wäre das?«
    »Rau, knallhart und mit Bierbauch.« Er mustert sie demonstrativ und lächelt wohlgefällig, als ob ihr flacher Bauch allein für ihn gemeißelt worden wäre. »Ich sehe keinen Bierbauch.«
    »Was man sieht, ist nicht immer das, was man kriegt«, warnt Amanda ihn verspielt.
    »Ich würde gern mehr sehen.«
    Eine Minute.
    »Wann haben Sie Feierabend?«, fragt er.
    »Gegen fünf sollte ich fertig sein.«
    »Gegen fünf?«
    »Ja, ungefähr.«
    »Gegen fünf?«, wiederholt er mit übertriebener Betonung. »Höre ich da die Spur eines kanadischen Akzents?«
    Sie stammen doch aus Toronto, oder?
    Amanda ist ungehalten. Sie hat hart daran gearbeitet, jede Spur ihres Akzents zu tilgen. »Also, werden Sie mich jetzt fragen, ob wir später noch zusammen etwas trinken gehen oder nicht?«
    Er stutzt und antwortet mit einem Grinsen in der Stimme: »Daran hatte ich tatsächlich gedacht.«
    »Dann denken Sie schneller. Ich muss in weniger als einer Stunde wieder im Gericht sein.«
    Er lächelt. »Eine Frau, die nichts davon hält, erst auf den Busch zu klopfen. Das gefällt mir.«
    »Die Monkey Bar«, schlägt sie vor. »Sechs Uhr? Dann kann ich vorher noch mal in meiner Kanzlei vorbeischauen.«
    »Ich habe eine bessere Idee.«
    Das überrascht Amanda nicht, die an bessere Ideen von Männern wie Carter Reese gewöhnt ist.
    »Ich kenne da ein fantastisches kleines Lokal in Ihrer Gegend. Wir könnten uns dort auf einen Drink treffen, vielleicht zusammen essen …«
    »Klingt gut.« Amanda beobachtet, wie das Grinsen in seiner Stimme sich über sein kantiges Gesicht ausbreitet. Er ist ungeheuer stolz auf sich, denkt sie und ist selbst auch ziemlich zufrieden mit sich. Wenn es um den Abbau von Stress geht, ist Sex schließlich beinahe so gut wie Spinning.
     
    »Hatten Sie nach dem Zwischenfall am 16. August noch Sex mit dem Angeklagten?«, fragt Amanda die Zeugin zu Beginn des Kreuzverhörs. Sie erhebt sich von ihrem Stuhl, knöpft den obersten Knopf ihrer maßgeschneiderten Kostümjacke zu und geht forsch

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