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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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zunehmend verärgert, als sie den leeren Fahrstuhl betritt. »Gute Idee.« Ihr Finger schwebt einen Moment über dem Knopf für den 16. Stock, doch dann drückt sie stattdessen auf den für den 24.
    Das wiederum ist wahrscheinlich keine besonders gute Idee, denkt sie, als sie aus dem Fahrstuhl steigt und in den leeren Flur tritt. »Und was jetzt?« Langsam geht sie den langen Korridor hinunter und bleibt kurz vor jeder Tür stehen, weil sie hofft, etwas aufzuschnappen, was ihr einen Hinweis gibt, für welche Suite sie sich entscheiden soll. »Versteckst du dich hinter Tür eins oder Tür zwei?«, flüstert sie den cremefarbenen Wänden zu, ohne eine Antwort zu bekommen.
    Amanda weiß, dass sie albern ist, hier oben rein gar nichts zu suchen hat und dass Ben mehr als sauer sein wird, wenn er herausfindet, was sie getan hat. Noch ist es nicht zu spät. Sie kann den Anweisungen immer noch Folge leisten: Sie kann zurück auf ihr Zimmer gehen, sich etwas zu essen bestellen, ein heißes Bad nehmen und früh schlafen gehen. Sie könnte sich sogar eine Massage gönnen, entscheidet sie und will sich gerade umdrehen, um all das zu tun, als am anderen Ende des Flurs eine Tür aufgeht und ein Mann und eine Frau Arm in Arm aus dem Zimmer kommen.
    Sie streicht die Suite 2420 von ihrer imaginären Liste und lächelt das Paar an. Damit bleiben nur noch fünf Zimmer übrig. Sie muss nur an jede Tür klopfen. »Du bist völlig verrückt«, sagt sie sich, doch alle Ermahnungen kommen zu spät. Sie steht bereits vor der Suite 2410, die Hand erhoben, um anzuklopfen. Hallo, hört sie sich zu der neugierigen Bewohnerin der Suite sagen. Wir kennen uns nicht, aber es sieht so aus, als hätte meine Mutter Ihren Mann erschossen, und ich dachte, Sie wollen vielleicht darüber reden.
    Niemand beantwortet ihr Klopfen.
    Es ist unwahrscheinlich, dass Mrs. Mallins mit den Kindern auf Sightseeing-Tour ist. »Wieder eine weniger«, murmelt Amanda und geht zum nächsten Zimmer. Aber vielleicht hat sie sie für einen dringend benötigten Tapetenwechsel zum Essen ausgeführt. »Eher zweifelhaft«, entscheidet Amanda und klopft an die Tür von Suite 2412.
    »Wer ist da?«, ruft eine Frau von drinnen, während Amanda den Atem anhält.
    »Amanda Travis«, antwortet sie wahrheitsgemäß, weil sie nicht weiß, was sie sonst sagen soll.
    »Wer?«, fragt die Bewohnerin der Suite und öffnet trotzdem die Tür. Nur einen Spalt, aber das reicht Amanda, um zu erkennen, dass sie mindestens siebzig Jahre alt ist und deshalb nicht die Frau sein kann, die sie sucht.
    »Wer ist da, Nessie?«, fragt ein grauhaariger Herr, der hinter seiner Frau in der Tür auftaucht.
    »Tut mir Leid«, entschuldigt sich Amanda. »Ich muss mich im Zimmer vertan haben.«
    Der Mann schlägt ihr die Tür vor der Nase zu. »Was öffnest du Fremden die Tür?«, hört sie ihn mit seiner Frau schimpfen.
    Amanda geht weiter den Flur hinunter, erhält auf ihr Klopfen an die Tür von Zimmer 2414 keine Antwort und geht weiter zu Zimmer 2416, als sie einen kleinen Jungen mit schriller Stimme und englischem Akzent rufen hört: »Mom, ich glaube, jemand hat an die Schlafzimmertür geklopft.«
    Die Tür von Zimmer 2416 wird geöffnet, bevor Amanda entscheiden kann, was sie als Nächstes tun soll. Eine attraktive Frau mit dunklen, kinnlangen Haaren und durchdringenden hellbraunen Augen steht vor ihr. Sie ist ein gutes Stück kleiner als Amanda und trägt bis auf eine Andeutung von Lippenstift keinerlei Make-up. Ihre blasse Haut ist vom Weinen sichtlich gerötet. Amanda schätzt, dass sie um die vierzig sein muss. Sie trägt einen schwarzen Sweater und eine schwarze Hose, genau wie Amanda unter ihrem Mantel.
    »Mrs. Mallins?«
    »Ja.«
    »Ich heiße Amanda Travis.«
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragt die Frau mit dem gleichen weichen Zungenschlag wie ihr Sohn.
    »Nein. Ich bin Anwältin«, stottert Amanda. »Ich dachte, ob es vielleicht möglich wäre, Ihnen rasch ein paar Fragen zu stellen.«
    Mrs. Mallins macht einen Schritt zurück, um sie hereinzulassen, und Amanda findet sich mitten in dem geräumigen Wohnzimmer der Suite wieder, die geschmackvoll in Beige-, Rot- und Brauntönen eingerichtet ist.
    »Wer ist das, Mom?« Ein Mädchen ist aus einem der Schlafzimmer gekommen. Es ist etwa vierzehn Jahre alt, groß und schlank mit den dunklen Haaren und dem stechenden Blick seiner Mutter.
    »Das ist Amanda Travis«, stellt Mrs. Mallins Amanda vor.
    »Sie ist von der Staatsanwaltschaft.«
    Amanda

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