Tanz, Pueppchen, Tanz
Mutter und schlägt die Augen nieder.
»Amanda«, redet Ben sanft auf sie ein, »dies ist nicht der Ort und der Zeitpunkt.«
»Gibt es Probleme?«, fragt die Polizistin, die sich vorsichtig nähert und einer Kollegin ein Zeichen macht, ihr zu folgen.
»Alles bestens«, versichert Ben ihr.
»Alles ein einziges beschissenes Durcheinander«, widerspricht Amanda murmelnd.
»Sind Sie sicher, dass es kein Problem gibt?« Die Polizistin blickt von Ben und Amanda zu ihrer Mutter und zurück.
»Ich denke, wir sind hier so weit fertig«, sagt Gwen.
»Ich denke, wir fangen gerade erst an«, entgegnet Amanda.
»Nur noch ein paar Minuten«, bittet Ben die beiden Beamtinnen, die sich zurückziehen, die kleine Gruppe aber weiter unverhohlen im Blick behalten.
»Sie ist sehr hübsch, findest du nicht?«, fragt Gwen, als wäre das eine absolut logische Fortsetzung des Gesprächs.
»Worüber redest du, Mutter?«
»Die Polizistin. Sie heißt Kolleen mit einem K. Ohne die Uniform käme man nie auf die Idee, dass sie Polizistin ist.«
»Mrs. Price …«
»Man stellt sich Polizisten immer als große stämmige Kerle mit dickem Nacken vor, und dann trifft man eine Frau wie Kolleen, die nicht annähernd so groß ist wie du, Amanda«, fährt Gwen fort, ohne ihre Tochter anzusehen. »Sie ist zierlich und kein bisschen muskulös, obwohl man merkt, dass sie stark ist. Wahrscheinlich hat sie den schwarzen Gürtel in Karate oder so etwas.«
»Kolleen ist mir scheißegal«, unterbricht Amanda sie, wütend auf sich selbst, weil sie den Tränen, die weiter über ihre Wangen fließen, keinen Einhalt gebieten kann.
»Und mir ist irgendein Typ namens Turk scheißegal«, erwidert ihre Mutter.
»Aber du weißt, wer er ist.«
Gwen Price dreht sich langsam zu ihrer Tochter um und geht mit einem traurigen Lächeln auf sie zu. Sie streckt ihre zarten Finger aus, um die Tränen aus ihrem Gesicht zu wischen. »Es tut mir Leid, dass ich dir eine so schlechte Mutter war, Amanda«, sagt sie leise, selbst mit Tränen in den Augen.
Amanda stößt die Hand ihrer Mutter abrupt weg und taumelt wie geschlagen nach hinten. »Wer zum Teufel bist du?«, fragt sie.
Die Tür des Gerichtssaals 102 geht auf, ein großer Mann mit einer überraschend hohen Stimme betritt den Flur und reckt den Hals. »Gwen Price«, ruft er und lässt den Blick über die versammelten Häftlinge schweifen.
Gwen nickt ihm zu. »Das bin ich«, antwortet sie munter und wendet sich an Ben. »Also dann. Wollen wir reingehen?«
20
Der Gerichtssaal sieht ziemlich genauso aus wie der von gestern, denkt Amanda, als sie Ben und ihrer Mutter in den Raum folgt. Vielleicht ein wenig kleiner mit weniger Zuschauern. Die gleichen strengen Gesichter, die gleiche ernsthafte Stickigkeit. »Wirst du mich in den Zeugenstand rufen?«, fragt Amanda, als sie in der ersten Reihe der Zuschauerbänke Platz nehmen.
»Soll das ein Witz sein?«, antwortet Ben aus dem Mundwinkel. »Du hast selbst gesagt, wenn ich dich als Zeugin aufrufe, führen sie als Nächstes die Todesstrafe wieder ein.«
»Ich werde brav sein«, versichert Amanda ihm. »Ruf mich auf.«
»Was habt ihr zwei denn da zu flüstern?«, fragt ihre Mutter, als ein weiteres Mal ihr Name durchgesagt wird. Ben führt Gwen zum Tisch der Verteidigung nach vorne, zieht einen Stuhl heran und wartet, bis sie Platz genommen hat.
»Beginnen Sie, Herr Anwalt«, weist der Richter ihn an. Amanda fällt auf, dass er einen großen Kopf und eine hohe Stirn hat und dass sich all seine Züge in der Mitte seines Gesichtes zusammendrängen, als ob er dauerhaft in einer sich schließenden Fahrstuhltür eingeklemmt wäre.
»Euer Ehren«, beginnt Ben.
»Ich bekenne mich schuldig«, erklärt Gwen und steht auf.
»Verzeihung?« Der Richter zieht seine Augenbrauen über seiner Knollennase zusammen und betrachtet Gwen halb belustigt, halb ungläubig.
»Setzen Sie sich«, fordert Ben seine Mandantin auf.
Gwen bleib stur stehen. »Ich möchte mich schuldig bekennen, Euer Ehren.«
»Das mag ja sein«, erklärt der Richter ihr, »aber dies ist nicht der Ort für derartige Bekenntnisse, sondern lediglich eine Kautionsanhörung zur Feststellung …«
»Ich bin nicht an einer Kaution interessiert, Euer Ehren«, beharrt Gwen.
»Herr Anwalt, vielleicht möchten Sie sich kurz mit Ihrer Mandantin beraten?«
»Das ist nicht nötig, Euer Ehren«, erklärt Gwen dem Richter. »Ich will keine Kaution. Ich bin schuldig und sollte im Gefängnis sitzen.«
»Euer Ehren«,
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