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Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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gefiel - und in dem kein Platz für mich war.«
    »Also dachtest du, ich wäre nach London zurückgekehrt, weil ich wieder so leben wollte wie vor der Heirat?«
    »Etwa nicht?«
    »Ich verließ Beldon Hall, weil ich Angst hatte.«
    »Großer Gott«, erwiderte Cait verächtlich. »Wovor solltest du dich denn fürchten?«
    Unbehaglich suchte er nach Worten und fuhr durch seine Haare, die danach etwas zerzaust aussahen. »Das ist schwer zu erklären. Bis ich’s selber verstand, dauerte es mehrere Monate. Jedenfalls geschah etwas völlig Unerwartetes mit mir, als das Baby starb. Ich sah eine Seite meines Charakters, die ich nie zuvor wahrgenommen hatte - einen verwirrenden weichen Wesenszug, Cait. Damals hielt ich’s für Schwäche. Gegen solche Emotionen hatte ich seit meiner Kindheit gekämpft. Später erkannte ich, dass mich meine Gefühle für dich erschreckten - und für unser Baby. Nach seinem grauenhaften Tod ertrug ich die Trauer nicht - weder meine noch deine. Ich wollte dich nicht leiden sehen. Und weil ich unfähig war, dir zu helfen, lief ich davon.«
    Forschend schaute sie ihn an und schien sich zu fragen, ob sie ihm glauben sollte. In ihrer einfachen Kleidung und den
    derben Schuhen, die Nase sonnengebräunt, mit ihrem halb aufgelösten Zopf, würde sie in London keiner Frau begegnen, die ihr ähnlich wäre. Es drängte ihn, sie in die Arme zu nehmen, um Verzeihung zu bitten. Und er wollte sie küssen, bis sie ihn anflehen würde, sie leidenschaftlich zu lieben - so wie neulich am Ufer des Bachs.
    Mühsam bezähmte er seine Begierde und verbarg seine tiefe Liebe.
    Cait pflückte eine winzige rote Blüte von einem der Sträucher, die rings um das Lager in verschwenderischer Fülle wuchsen. »Wie gern würde ich glauben, dass du nicht nur nach London gefahren bist, um mit einer anderen zu schlafen...« Sie zupfte ein Blütenblatt ab und zerrieb es zwischen den Fingern. »Aber selbst wenn du die Wahrheit sagst - es spielt keine Rolle. Mit uns beiden - das würde niemals gut gehen. Wir sind einfach zu verschieden.«
    »Auf welche Weise?«
    Sie ließ die Blüte fallen und schaute Rand direkt an. »Zum Beispiel deine herrliche chinesische Jadesammlung. Du glaubst sie zu schützen, indem du sie in deinem Haus unter Verschluss hältst. Aber ich finde, es ist eine Sünde, dass nur du dich daran freust. Solche Schätze müsste man allen Leuten zugänglich machen.«
    Erfolglos versuchte er, ein Grinsen zu unterdrücken. »Vielleicht ist das der Grund, warum ich die Sammlung zusammen mit meinen griechischen und römischen Büsten dem Britischen Museum gestiftet habe - in deinem Namen.«
    »Das hast du wirklich getan?«, flüsterte sie entgeistert.
    »Ich bin kein Unmensch, Caitlin, und ich kann deinen Standpunkt nachempfinden - obwohl ich stets anderer Meinung war. Jetzt ist mir alles wichtig, was dir etwas bedeutet.« Er ging zu ihr und legte die Hände auf ihre Schultern. »Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, so Leid’s mir auch tut.
    Aber ich will das alles wieder gutmachen - wenn du mir eine Chance gibst.«
    Traurig schaute sie in seine ausdrucksvollen Augen und schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich hätte die Kraft dazu. Aber - jetzt fürchte ich mich.«
    An liebsten hätte er sie so lange geschüttelt, bis sie endlich zur Vernunft kommen würde. »Du empfindest etwas für mich. Das weiß ich. Bei jedem Kuss lese ich’s in deinen Augen.«
    Bestürzt sah er Tränen über ihre Wangen rollen. »Früher habe ich dich geliebt, Rand. So sehr.« Einige Sekunden lang schaute sie ihn unglücklich an. Dann kehrte sie ins Lager zurück.
    Obwohl er ihr folgen wollte, rührte er sich nicht. Wie gelähmt stand er da. Früher habe ich dich geliebt, Rand. So sehr. In seinen Augen begann es zu brennen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte er sich seiner Tränen geschämt. Jetzt nicht mehr... Seine Frau hatte ihn geliebt. Andere Leute wussten es - Maggie, Nick, sogar Percy. Aber Cait hatte nie davon gesprochen. Und sie war so willensstark, so unabhängig. Deshalb hatte er niemals angenommen, sie würde ihn lieben.
    Warum sollte er auch, wo er doch nicht einmal seine eigenen Gefühle erkannt hatte? Statt Caits Herz zu ergründen, war er geflohen, hatte sie mit Hannah betrogen - und die Liebe seiner Gemahlin zerstört.
    Zum ersten Mal seit seiner Ankunft auf der Insel bezweifelte er, dass es ihm gelingen würde, Cait zurückzugewinnen. Eine solche Frau verdiente er nicht, nachdem er sie so schändlich behandelt hatte.

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