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Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sie spürte, wie er zusammenzuckte. Vermutlich hätte er protestiert. Aber ihr Vater nahm seinem Partner die Kette aus der Hand. »Nein, ich möchte sie behalten und genauer studieren.«
    Erbost presste Talmadge die Lippen zusammen, und Cait seufzte erleichtert.
    »Im ersten Tageslicht treten wir den Rückweg an«, verkündete Max von Schnell. »Je eher wir von hier verschwinden, desto besser für uns alle.«
    Dieser Meinung schloss sich Cait an. Sie wollte endlich in die Sicherheit des Hauptlagers zurückkehren und den Gefahren des Pico de Maligno mit seinen Leoparden und tödlichen Schlangen entrinnen. Bald würden sie nach England reisen, und ihr Vater durfte den Ruhm ernten, den er mit seiner harten Arbeit redlich verdient hatte.
    Im Gänsemarsch gingen sie zum Lager, wo sie die letzte Nacht vor dem Abstieg verbringen würden. Die ganze Zeit spürte Cait die Nähe ihres Mannes, und sie dachte immer wieder an den Moment, in dem er ihr die Kette um den Hals gelegt hatte. Niemals würde sie seinen zärtlichen Blick in jenen bedeutsamen Sekunden vergessen. Er hatte ihr das kostbarste Geschenk ihres Lebens gemacht - die Erfüllung eines Traums, der für ihren geliebten Vater Wirklichkeit geworden war.
    Sie erinnerte sich ebenso an all die anderen Geschenke -die prächtigen Rosen, die schöne Spieldose, die hübsche rotbraune Stute, die Rand für sie gekauft hatte. Lauter sorgsam ausgewählte Geschenke, die sie erfreuen sollten. Und wie selbstlos er am Tag des Pferderennens auf seinen Gewinn verzichtet hatte, um das verletzte Pferd seines Rivalen zu retten... Sie dachte auch an seine Scheu, wann immer das Gespräch auf seine Malkunst gekommen war, an seine Begeisterung für die Vögel.
    Und dann entsann sie sich seiner eindringlichen Worte: Ich habe dich nie belogen, Cait...
    Das konnte sie nicht leugnen. Seit einigen Tagen wurde ihr diese Tatsache immer klarer bewusst, und eine innere Stimme drängte sie, ihrem Ehemann wieder zu vertrauen.
    Noch nie war sie feige gewesen. Aber wie tapfer bin ich jetzt, überlegte sie bedrückt. Wollte sie ein zweites Wagnis eingehen?
    Sie hörte Rands Schritte hinter sich. Während der ganzen gefährlichen Expedition durch den Tropenwald hatte er sie beschützt. Durfte sie seinem Treueschwur glauben und ihm wieder vertrauen?
    Diese Fragen würden sie auf dem ganzen Rückweg verfolgen.

25
    Ohrenbetäubende Gesänge erfüllten den Dschungel, die wilden Schreie der eingeborenen Gepäckträger, die den Erfolg der Expedition feierten. An diesem Abend fand ein Festmahl statt. Eine große Seeschildkröte schmorte in ihrem Panzer, mehrere Fische, in tellergroße Blätter gewickelt, rösteten unter Steinen und glühenden Kohlen. Dazu gab es Nüsse und Früchte, im Wald gesammelt. Eine besondere Delikatesse waren die dicken, etwa sechs Zoll langen Larven der Nachtfalter. Aber wie Rand erwartet hatte, verzichteten die meisten Weißen auf diese Spezialität.
    In bester Laune saßen sie beisammen und besprachen die Reise nach England. Getreu seinem Wort, wollte der Professor alle Schätze von Santo Amaro dem Britischen Museum übergeben, und alle freuten sich auf die triumphale Rückkehr.
    Alle außer Cait, dachte Rand.
    Nach der Mahlzeit wickelten sie sich in ihre Decken. Nur Cait wanderte ein Stück in den Wald hinein. Rand starrte noch ein paar Minuten ins Lagerfeuer, bevor er ihr folgte.
    Als sie seine Schritte hörte, vom bemoosten Erdreich gedämpft, drehte sie sich seufzend um. »Warum habe ich seit dem Beginn dieser Exkursion das Gefühl, ein lebendiger Schatten würde an meinen Fersen kleben?«
    »Weil ich genau das bin «, erwiderte er grinsend. »Und dabei bleibt’s auch, bis du wohlbehalten in England gelandet bist.«
    Sie blickte ins Dunkel und lauschte eine Zeit lang dem leisen Zirpen der Zikaden, bevor sie antwortete: »Ja, wohl oder übel muss ich meinen Vater nach London begleiten. Er hat Verpflichtungen, und er verdient die Ruhmeslorbeeren.
    Aber wir werden uns nur kurz in England aufhalten. Sobald alles erledigt ist, kehren wir nach Amerika zurück.«
    Im Mondlicht, das zwischen den Ästen herabfiel, betrachtete er voller Wehmut ihr Gesicht und versuchte, ihre Gedanken zu lesen. »Du bist meine Frau, Cait. Und eine Ehefrau gehört zu ihrem Mann.«
    »Wir hätten niemals heiraten dürfen. Das taten wir ohnehin nur wegen des Kindes.«
    »Bist du dir da so sicher?«
    »Natürlich. Nachdem ich das Baby verloren hatte, nahmst du dein früheres Leben wieder auf, das dir besser

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