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Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sein, als er über den umgestürzten Baum geklettert ist. Deshalb ist er mit zwei Trägern umgekehrt, die ihm bei der Suche helfen sollen.«
    Sie beobachteten den Weg, der direkt gegenüber in den Wald führte. Wenige Minuten später tauchte Sir Monty auf. Lachend schwenkte er ein schmales, in rotes Leder gebundenes Buch durch die Luft. Dann steckte er es in seinen Ranzen und überquerte die Schlucht. Einer der beiden Träger folgte ihm, und als der zweite die Mitte der Hängebrücke erreichte, geschah das Unglück.
    Entsetzt sah Cait, wie das Seil, das an diesem Ende der Brücke an einem Baum festgebunden war, plötzlich zerriss. Jemand schrie dem schmächtigen Eingeborenen zu, er solle sich festhalten. Aber es war zu spät. Unter seinen nackten Füßen gab die Brücke nach. Kopfüber stürzte er in das schäumende Wasser hinab. Sein Schreckensschrei hallte von den steilen Felswänden wider, bevor sein Körper auf das zerklüftete Gestein prallte, über dem die Wellen schäumten. Tränenüberströmt wandte sich Cait ab.
    Rand nahm sie in die Arme. Das Gesicht an seine Schulter gepresst, schluchzte sie hemmungslos. In den nächsten Minuten, die sich wie Stunden dehnten, schwiegen sie alle. Nur das Rauschen des Wassers war zu hören, das Echo des Winds, der durch den Canyon fegte - und Caits Weinen, in das sich die Klagen der anderen Frauen mischte.
    »Wann immer man etwas gewinnt, muss man dafür bezahlen«, sagte Rand mit sanfter Stimme und strich über Caits Haar. »Was auf dieser Welt wirklich kostbar ist, bekommt man nicht umsonst.«
    Schaudernd nickte sie und kämpfte mit neuen Tränen. In diesem Moment kam der Vater zu ihr, die Augen glanzlos, das Gesicht aschfahl, scheinbar um Jahre gealtert. »So ein guter, braver Mann...« Beklommen schüttelte er den Kopf. »Welch eine Tragödie...«
    Von einem grässlichen Gedanken gepeinigt, schaute Cait zu Rand auf. »Es hätte dich treffen können«, wisperte sie. »Weil du zuletzt über die Brücke gehen solltest. Hätte Sir Monty nicht sein Tagebuch verloren, wärst du jetzt tot.«
    Während die anderen zum Aufbruch rüsteten, ging Rand zu dem Baum, an dem sie die dicken Seile der Brücke befestigt hatten, hob den abgerissenen Strick hoch und inspizierte das ausgefranste Ende. Offensichtlich war ein Teil der Fasern durchschnitten worden.
    Mit einem wütenden Fluch umklammerte er das Seil. Cait folgte ihm und fragte verwirrt: »Was - was bedeutet das?«
    Rand hielt das Seil hoch. Langsam drehte er es zwischen seinen Fingern hin und her. »Jemand wollte verhindern, dass wir alle die Schlucht überqueren. Siehst du?« Er zeigte ihr die glatt durchtrennten Fasern. »Den Strick hat er nur zur Hälfte zerschnitten - vielleicht, nachdem der Professor das Ende der Brücke erreicht hatte. Weil dein Vater die Hals-kette bei sich trägt, sollte er nicht gefährdet werden. Hast du zufällig jemanden in der Nähe dieses Baums gesehen?«
    »Nein - ich habe nur auf die Leute geachtet, die über die Brücke gegangen sind.«
    »Natürlich konnte sich der Täter nicht ausrechnen, wann das Seil reißen würde. Er konnte nur hoffen, der Letzte, der hinüberging, würde in die Tiefe stürzen. Also ich.«
    »Glaubst du - es war der Baron?«, stammelte Cait.
    »Vielleicht. Aber ich verdächtige auch Max von Schnell. Sogar einer der Träger könnte es gewesen sein. Jeder, der die Halskette bewundert hat. Womöglich wollte sich einer der Eingeborenen damit aus dem Staub machen.«
    Ihre Augen verengten sich. »Daran zweifelst du, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wenn du Recht hast, droht meinem Vater der Tod.«
    »Ganz im Gegenteil - die Kette, die in seinem Ranzen steckt, beschützt ihn. Zumindest, bis wir im Hauptlager ankommen.«
    »O Rand, das gefällt mir ganz und gar nicht...«
    »Mir auch nicht. Aber bevor wir den Schuldigen entlarvt haben, können wir nichts tun.«
    Sosehr ihn dieser Gedanke auch bedrückte - es ließ sich nicht leugnen, sie alle schwebten in Gefahr. Schweren Herzens fragte er sich, was Cait zustoßen könnte. Zum zweiten Mal sah er sich hilflos mit dem Leid seiner Frau konfrontiert. Nach dem Tod des Kindes hatte er sie bitter enttäuscht. Das durfte nie mehr geschehen.
    Ernst und schweigsam stiegen sie weiter bergab, erschüttert über den Tod des jungen Gepäckträgers. Cait dachte unentwegt an das halb durchschnittene Seil, das Rand ihr gezeigt hatte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie unentwegt das Bild
    des hilflosen Mannes, der in den Tod gestürzt war - das Opfer eines

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