Tanz um Mitternacht
machen.«
Sie fürchtete, er würde widersprechen, und wappnete sich gegen einen weiteren unwillkommenen Kuss. Aber er warf einen Blick zum Lagerfeuer und sah den Professor mit Sir Monty zurückkehren. Besitzergreifend schlang er einen langen Arm um ihre Taille und führte sie auf die Lichtung. Dort wünschte er ihr eine gute Nacht und verschwand in seinem Zelt. Caitlin ging zu ihrem Vater, der vor den Flammen saß und eine Pfeife rauchte.
»Willst du dich schon zurückziehen?«, fragte er.
»Heute Abend bin ich ziemlich müde«, erklärte sie, beugte sich hinab und küsste seine faltige Wange. »Bis morgen, Vater.«
»Morgen wird ein großer Tag anbrechen. Unaufhaltsam nähern wir uns dem Ziel unserer Wünsche. Das spüre ich.«
Erfolglos versuchte sie zu lächeln. »Ja, ganz sicher.« Aber die Halskette der Kleopatra interessierte sie nicht mehr. Bald würde sie Geoffrey St. Anthony heiraten. Nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen hatte sie vorausgeahnt, wie dramatisch die Liebesstunden mit Rand Clayton ihr Leben verändern würden.
Rand stand an der Reling des kleinen Zweimasters Moroto. Das portugiesische Wort bedeutete »Schurke«. Regelmäßig verkehrte das Postschiff zwischen Dakar und der Cape Verde-Inselkette, zu der Santo Amaro gehörte. Diese Strecke legte es normalerweise nur ein Mal im Monat zurück. Aber für eine beträchtliche Summe in goldenen Guineen hatte sich der Kapitän zu einer Extratour bereit erklärt.
Vor knapp vier Wochen war Rand mit seinem Kammerdiener Percy Fox aus England abgereist, zunächst an Bord des Passagierschiffs Madrigal. Es war eine lange, nervenaufreibende Fahrt gewesen. An diesem Tag würde er Santo Amaro erreichen.
Im ersten Sonnenlicht stand er an Deck, die Beine leicht gespreizt, um auf dem schwankenden Schoner sein Gleichgewicht zu halten. Während die salzige Meeresbrise sein Haar zerzauste, betrachtete er den wolkenverhangenen Vulkan Pico de Maligno, den »bösartigen Gipfel«, der die Insel beherrschte. Der Kapitän der Moroto, ein Portugiese aus Sao Vicente am nördlichen Ende der Verdes, hatte auch den Professor und dessen Begleitungen zur Insel gebracht. In der Nähe des Lagers, das die Forschungsreisenden aufgeschlagen hatten, würde die Moroto ankern, und Rand sollte mit Percy in einem Ruderboot zur Küste fahren.
Rands Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. Noch an diesem Vormittag würde er die Frau wieder sehen, die ihn zu der weiten Reise veranlasst hatte. Welchen Empfang würde sie ihm bereiten? Und was würde er selbst empfinden? Cait Harmon wollte ihn hintergehen. Hätte Maggie Sutton das Geheimnis nicht verraten, wäre ihm sein Kind vorenthalten worden - sein eigenes Fleisch und Blut. Wenn er Caits Beweggründe auch zu verstehen suchte -wann immer er daran dachte, stieg neuer Zorn in ihm auf.
Trotz allem glaubte er, sie würde ihm die Wahrheit gestehen, sobald sie wieder vereint waren. Vielleicht nicht sofort, aber in absehbarer Zeit. In der Zwischenzeit wollte er warten, obwohl die Geduld nicht zu seinen Tugenden zählte.
Aus dieser Reise würde er einen weiteren Vorteil ziehen. Angenommen, Phillip Rutherford hielt sich immer noch an der Küste von Santo Amaro auf, konnte Rand ihn beobachten. Mit Percys Hilfe würde er vielleicht herausfinden, was mit dem Geld geschehen war, das der Baron gesammelt hatte. Möglicherweise würden sie feststellen, auf welche
Weise der Mann seinen betrügerischen Plan durchführte und ob der Professor darin verwickelt war.
Natürlich steuerte er die Insel aus einem viel wichtigeren Grund an. Darauf hatte ihn sein Freund Nick Warring hingewiesen. »Wenn du Caitlin heiratest und das Kind zur Welt kommt, musst du dich vor allem um deine Familie kümmern. Dann ist deine Rache an Talmadge nicht mehr wichtig.«
Dass der Baron vielleicht niemals für seine Sünden büßen würde, ärgerte Rand. Aber nach gründlicher Überlegung gab er seinem Freund Recht. Auf der Insel würde er gezielte Nachforschungen anstellen. Aber Cait und das Baby standen an erster Stelle.
Allmählich rückte Santo Amaro näher. Rand sah die weißen Sandstrände und dahinter die üppige grüne Vegetation, die sich an den Hängen der Berge hinaufzog, bis sie unter den Wolken am Gipfel des Pico de Maligno verschwand.
Während das Schiff ein Vorgebirge am Südende der Insel umrundete, entdeckte er das Lager des Professors an einer kleinen geschützten Bucht, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Bald erblickte er einige
Weitere Kostenlose Bücher