Tanz um Mitternacht
»Irgendetwas bedrückt dich. Wenn ich dir helfen kann...«
»Es - es geht um Caitlin.«
Schmerzhaft krampfte sich sein Herz zusammen. »Caitlin? Was willst du mir erzählen? Ist sie in irgendwelche Schwierigkeiten geraten?«
»In sehr schlimme Schwierigkeiten, Rand. Sie hat mich zum Stillschweigen verpflichtet. Aber mein Gewissen quält mich Tag und Nacht. Deshalb muss ich’s dir sagen. Sonst würde ich das Leben zweier Menschen zerstören, die mir sehr viel bedeuten.«
Um seine Nerven zu besänftigen, holte er tief Atem. »Erzähl mir alles.«
»Sie erwartet ein Kind von dir, Rand.«
Wie vom Donner gerührt, stand er da. »Da musst du dich irren. Ich war immer vorsichtig - vom ersten Mal abgesehen ... Nein, das ist unmöglich.«
»Unmöglich?«, fauchte Maggie. »Willst du etwa behaupten, das Baby sei nicht von dir?«
Mit bebenden Fingern hielt er sich an der Balustrade fest und suchte nach Worten. »So meine ich’s nicht. Ich dachte nur... Also ist sie sicher?«
»Nach fast vier Monaten müsste eine Frau Bescheid wissen.«
Stöhnend strich er sich das Haar aus der Stirn. Was er empfand, wusste er nicht genau - auf keinen Fall das Entsetzen, das er eigentlich erwartet hatte. Eher gewann er den Eindruck, er würde aus einem langen Albtraum erwachen, zu neuem Leben. »Wann kommt sie nach England zurück?«
»Verstehst du’s denn nicht?« Brennende Röte stieg in Maggies Wangen. »Glaubst du, sie würde zurückkehren, weil sie auf deinen Heiratsantrag hofft? Da irrst du dich. Sie will dich nicht einmal über ihre Schwangerschaft informieren. In ihrem Brief beschwor sie mich, dir nichts zu verraten. Schon jetzt liebt sie das Kind heiß und innig, und sie schrieb mir, sie würde die Situation allein meistern.«
Bis er den Sinn dieser Worte begriff, dauerte es eine Weile. »Heißt das etwa - sie will mich nicht heiraten?«
»Genau«, bestätigte Maggie und hob ihr Kinn. »Was ich ihr nicht verüble - so wie du dich benimmst...« Sie wollte sich schon abwenden und davongehen.
Aber Rand hielt ihren Arm fest. »Bitte, Maggie, du verstehst nicht... Es hat mich nur - überrumpelt...« Mühsam versuchte er, seine Gedanken zu ordnen. »Cait bedeutet mir sehr viel. Wenn sie ein Kind erwartet, stammt es zweifellos von mir.« Plötzlich grinste er. »Und nachdem ich den Schock verkraftet habe, freue ich mich ganz wahnsinnig.«
Ungläubig starrte sie ihn an. »Wirklich?«
»O ja! Cait mag zwar furchtbar starrköpfig und unfähig sein, die Rolle einer Duchess zu spielen, aber sie wird mich niemals langweilen. Weil sie wunderschön und zauberhaft und intelligent ist. Und ob’s ihr passt oder nicht, sie wird mich heiraten.«
Erleichtert begann Maggie zu lachen und vergoss Freudentränen. Rand zog ihre kalte, bebende Hand an die Lippen.
»Was für eine gute Freundin du bist, Maggie. Nachdem du das Risiko auf dich genommen und mir gegen Caits Willen Bescheid gegeben hast, werde ich für immer in deiner Schuld stehen.«
»Ich hoffe nur, ich hab richtig gehandelt...«
»Ganz bestimmt. Überlass alles Weitere mir. Natürlich bin ich nicht besonders erfreut über ihren Entschluss, mir mein Kind vorzuenthalten. Aber da ich sie kenne, verstehe ich ihre Beweggründe.«
»O Rand, sie liebt dich. Und ich glaube, sie wird eine fabelhafte Duchess abgeben.«
Da war er sich nicht so sicher. Trotzdem nickte er. Eins stand jedenfalls fest - Cait Harmon erwartete sein Kind, deshalb gehörte sie ihm. Und Rand Clayton war nicht der Mann, der auf etwas verzichtete, das ihm gehörte.
In seiner Beziehung zu Cait hatte er nur einen einzigen Fehler begangen - sie gehen zu lassen. Das sollte nie wieder geschehen.
13
Die Tage verstrichen, ein neuer Monat begann. Inzwischen hatte Cait ihre morgendliche Übelkeit überwunden. Dafür tauchten andere Probleme auf. Eines Nachmittags wurde ihr zwei Mal schwindlig, auch am nächsten Morgen, und da verlor sie sogar die Besinnung. Geoffrey beobachtete diesen demütigenden Zwischenfall und eilte ihr zu Hilfe.
Glücklicherweise hatte sie gerade an einer abgeschiedenen Stelle des Strands gearbeitet, und so merkten die anderen nichts. Aber Geoffrey musterte sie besorgt und nachdenklich, und sie fürchtete, er würde ihren Vater informieren.
Stattdessen kam er an diesem Abend nach dem Essen zu ihr. Sie saß auf einem langen Stück Treibholz am Lagerfeuer, neben Sir Monty Walpole.
»Wie interessant das alles ist!«, bemerkte Sir Monty. »Manchmal erinnern mich diese Tage an Indien, wo ich die
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