Tanz um Mitternacht
sie, wie er sich versteifte.
»Dieser Schurke!« Geoffrey ließ sie los und trat ein wenig zurück, um in ihre Augen zu schauen. »Offensichtlich hat er Ihre Unschuld ausgenutzt - was kein ehrenwerter Mann wagen würde.«
»So ist es nicht gewesen.« Cait wischte die Tränen von ihren Wangen. »Das dürfen Sie nicht glauben.«
»Zweifellos waren Sie noch unberührt und wussten nichts von den Männern. Und Beldon, dieser Wüstling...«
»Sagen Sie das nicht!«, unterbrach sie ihn. »Es stimmt nicht! Wenn Sie wirklich mein Freund sind, müssen Sie mir glauben, dass ich es ebenso wollte wie er. Ich beschloss die Leidenschaft kennen zu lernen und herauszufinden, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Weil ich fürchtete, ich würde niemals eine Gelegenheit erhalten, das zu erkennen...«
»Und jetzt lässt er Sie im Stich. Ich nehme an, Sie haben ihn brieflich über Ihren Zustand informiert.«
Entschlossen verdrängte sie ihre Gewissensqualen. »Nein. Und er soll auch in Zukunft nichts erfahren. Ich gehöre hierher, zu meinem Vater. Solange er mich braucht, bleibe ich bei ihm.«
Geoffrey legte einen schmalen Finger unter ihr Kinn. »Dann heiraten Sie mich, und wir sorgen gemeinsam für Ihren Vater. Für alle Zeiten, wenn Sie es wünschen. Wie sehr ich den Professor bewundere, muss ich wohl nicht betonen. Seine Liebe zur Wissenschaft, mit welcher Hingabe er die Geheimnisse der Vergangenheit enthüllt - das alles beeindruckt mich. Deshalb schwor ich mir, mein Bestes zu tun, um ihm zu helfen. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.«
»Das weiß ich zu schätzen, Geoffrey. Auch mein Vater hält sehr viel von Ihnen.«
»Dann wird er unserer Heirat sicher zustimmen, und wir drei werden eine Familie.«
Wehmütig musterte sie sein hoffnungsvolles Gesicht. Vor ihr stand die Antwort auf ihre inbrünstigen Gebete. Wochenlang hatte sie verzweifelt überlegt, was sie tun sollte. Jetzt war das Problem gelöst. Der Ruf ihres Vaters geriet nicht in Gefahr, das Kind würde einen Namen erhalten, statt das Schicksal eines Bastards zu erleiden - und doch... »Was geschieht mit dem Baby, Geoffrey?«
»Ich werde es wie mein eigen Fleisch und Blut großziehen.«
Das war es nicht, was sie wollte. Unglücklich senkte sie die Lider. Sie liebte Geoffrey St. Anthony nicht. Niemals würde sie ihn so lieben können wie Rand. Aber er war ein anständiger junger Mann, und ihr Vater mochte ihn. Sie würde auf Santo Amaro bleiben, ihren Vater weiterhin be-treuen und ihr Kind aufwachsen sehen. Und Geoffrey wäre sicher ein geeigneter Ehemann. Da er ein sanftmütiges, umgängliches Wesen besaß, würde sie ihre Unabhängigkeit nicht aufs Spiel setzen.
Ungebeten tauchte Rands Bild vor ihrem geistigen Auge auf - seine hoch gewachsene, gebieterische Erscheinung, fast blendend in ihrer Intensität. Wenn sie ihm mitteilte, sie sei schwanger - würde er sie zum Traualtar führen? Und wenn er dazu bereit wäre - könnte sie mit einem Mann leben, der sie nur aus Pflichtbewusstsein geheiratet hatte?
»Danke für Ihren Antrag, Geoffrey, den ich wirklich zu würdigen weiß. Aber - ich brauche noch etwas Zeit...«
»Wie viel Zeit, Caitlin? Bedenken Sie, das Kind wurde schon vor einigen Monaten gezeugt.«
Sie wandte sich zum Meer und sah eine Welle heranrollen, den Sand überspülen. »Natürlich, Sie haben Recht. Ich muss tun, was für mein Baby am besten ist.« Mit einem gezwungenen Lächeln schaute sie wieder zu ihm auf. »Wenn Sie Ihrer Sache sicher sind, fühle ich mich geehrt, Geoffrey, und gebe Ihnen mein Jawort. Ich will Ihnen eine gute Frau sein. Das verspreche ich. Jedenfalls werde ich mich darum bemühen.«
Da grinste er wie ein Schuljunge und umarmte sie wieder. »Sie werden es niemals bereuen, Caitlin.« Und dann presste er seinen Mund auf ihren, so ungestüm, dass sich seine Zähne in ihre Lippen gruben. Begierig schob er seine Zunge vor, und der Geschmack seines warmen Speichels drehte ihr den Magen um. Gepeinigt schloss sie die Augen und wünschte, sie würde etwas anderes empfinden als Ekel. Doch die Nähe seines schlanken, fremden Körpers war einfach nur widerlich. Abrupt beendete er den Kuss, ließ sie los, und sie taumelte. Beinahe wäre sie gestürzt. Um sie festzuhalten, ergriff er ihren Ellbogen. »Morgen früh geben wir deinem Vater Bescheid, Liebste. Wir heiraten so bald wie möglich.«
Beklommen nickte sie und schluckte ihre Tränen hinunter. »Gehen wir zurück«, wisperte sie. »Sonst wird sich mein Vater Sorgen
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