Tanz um Mitternacht
verlorene Stadt Ramaka suchte.« Er war ein kleiner, kräftig gebauter Mann um die vierzig, mit hellrotem, von der Sonne gebleichtem Haar und einem ledernen, sommersprossigen
Gesicht, das von zahllosen Abenteuern unter freiem Himmel zeugte. »Leider konnten wir die Stadt nicht finden - und nicht einmal beweisen, dass sie überhaupt existiert hat. Aber diesmal ist es anders. Das fühle ich hier drin.« Dramatisch presste er eine Hand auf seine Brust. »Geht’s Ihnen nicht genauso, meine Liebe?«
Cait nippte an ihrem Blechbecher, der starken schwarzen Kaffee enthielt. »Ja, ich glaube, mein Vater hat Recht. Wenn wir weiterhin so fleißig arbeiten, werden wir die Halskette finden.«
»Und vielleicht noch mehr Silber und fabelhafte Schätze! Der Professor meint, die Besatzung der Zilverijder hätte die afrikanische Küste auf einer Strecke von vielen hundert Meilen geplündert, bevor das Schiff am Strand von Santo Amaro zerschellte.«
»Nun, das ist reine Spekulation - obwohl mein Vater nicht daran zweifelt. Und er ist immerhin ein Experte.«
In diesem Augenblick schlenderte Donovan Harmon zum Lagerfeuer. In seinem schütteren silbergrauen Haar spiegelte sich der Widerschein zuckender Flammen. Lächelnd hielt er einen schweren Silberbarren hoch, den letzten und bisher kostbarsten Fund. »Sir Monty, ich würde Ihnen gern was zeigen.«
Als die beiden Männer davongingen und sich lebhaft unterhielten, schaute Cait ihnen nach. Voller Sorge betrachtete sie die gebeugte Gestalt und die hängenden Schultern ihres Vaters. Früher hatte sie stets seine aufrechte Haltung bewundert. Aber in letzter Zeit schien er rapide zu altern. Die jahrelange harte Arbeit forderte ihren Tribut. Allmählich fürchtete sie, er würde sich zu viel zumuten.
Geoffreys Stimme durchbrach ihre Gedanken. Verwirrt wandte sie sich zu ihm. Sie hatte völlig vergessen, dass er schon seit einer ganzen Weile am Feuer saß. »Caitlin, ich muss mit Ihnen sprechen. Vielleicht sollten wir woanders hingehen - wo wir allein sind.«
Angesichts seiner ernsten Miene überlegte sie beunruhigt, worauf er hinaus wollte. An diesem Morgen hatte er sie in Ohnmacht fallen sehen. Was dachte er? O Gott, wenn sie das bloß wüsste... Sie fuhr mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. »Worüber - möchten Sie mit mir reden?«
Statt zu antworten, ergriff er ihren Arm, zog sie von dem Baumstamm hoch und führte sie zum feuchten Sand am Rand der Brandung.
»Worum geht’s, Geoffrey?«, fragte sie, als er neben ihr den Strand entlangwanderte und immer noch schwieg. Ihre Nerven begannen zu flattern, und er schien sich ebenso unbehaglich zu fühlen. Unter seiner Baumwolljacke sah sie die angespannten Muskeln seiner Schultern.
Schließlich blieb er stehen, in einiger Entfernung vom Lager. »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Was ich zu sagen habe, bleibt natürlich unter uns... Bitte, verstehen Sie mich richtig - ich spreche als Ihr Freund. Falls ich mich irre, will ich mich schon im Voraus entschuldigen...«
Dumpf und bleischwer hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Und irgendetwas in seinem Blick nahm ihr fast den Atem. »Fahren Sie doch fort, Geoffrey.«
»In den letzten Wochen sah ich mehrmals mit an, wie Ihnen übel wurde. Und neuerdings leiden Sie auch noch an Schwindelanfällen. Ich glaube, ich weiß, woran’s liegt. Und wenn ich Recht habe, würde ich Ihnen gern helfen.«
Forschend schaute sie ihn an, aber sein Blick war unergründlich, und sein Gesicht wurde teilweise von nächtlichen Schatten verdunkelt. »Was versuchen Sie mir zu sagen, Geoffrey?«
»Auf meine ungeschickte, umständliche Art bitte ich Sie, mich zu heiraten«, erklärte er und umfasste ihre Hand. »Und in Ihrer Situation...«
»Wie - meinen Sie das?«, stammelte sie.
»Erwarten Sie ein Kind, Caitlin? In solchen Dingen habe ich wenig Erfahrung. Aber ich weiß, warum einer Frau morgens schlecht wird und wieso sie scheinbar grundlos in Ohnmacht fällt.«
Wie erstarrt stand sie da. Sie hatte gehofft, niemand könnte die Wahrheit erraten und sie würde etwas mehr Zeit finden, um über ihr Problem nachzudenken. Obwohl sie heftig blinzelte, stiegen ihr Tränen in die Augen. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr zu lügen. »Geoffrey - ich weiß, was Sie denken müssen. Niemals wollte ich...«
Behutsam zog er sie an sich, und sie schluchzte in seinen Armen. »Daran sind Sie nicht schuld«, versicherte er leise. »Das Baby stammt von Beldon, nicht wahr?«
Als sie an seiner Schulter nickte, spürte
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