Tanz um Mitternacht
bist im achten Monat! Stell dir vor, was alles passieren könnte! Die Straße ist holprig. Womöglich würde ein Wagenrad brechen. Und wenn du dir in dieser Kälte eine Lungenentzündung holst... Soll ich untätig mit ansehen, wie du meinen Sohn und dich selbst in Gefahr bringst?«
Ehe Caitlin zu Wort kam, mischte sich Maggie ein. »Vielleicht hat Rand Recht«, meinte sie sanft. »Verschieben wir den Besuch bei Lady Harriman auf ein andermal. Am besten warten wir, bis sich das Wetter bessert.«
Caits Wangen färbten sich rosig. »Dürfte ich dich um ein Gespräch unter vier Augen bitten, Rand?«
Schweigend nickte er und folgte ihr in einen angrenzenden Salon.
Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fauchte sie: »Was du denkst, weiß ich nicht. Aber ich bin eine normale, gesunde Frau - woran die Tatsache, dass ich dein Kind erwarte, nichts ändert. Wie lange willst du dich noch wie ein Feldherr aufspielen und mir Befehle erteilen? Falls du mich weiterhin so grauenhaft behandelst, packe ich nämlich meine Sachen und fahre nach London.«
Verblüfft starrte er sie an. »Das kannst du nicht...«
»Doch, Rand, ich schwör’s dir! Gewiss, wir sind verheiratet. Doch das gibt dir noch lange nicht das Recht, mich ständig unter Kontrolle zu halten und mir Vorschriften zu machen. Wenn du geglaubt hast, ich würde eine solche Ehe akzeptieren, muss ich dir eine Enttäuschung bereiten.«
Eine Zeit lang stand er einfach nur da - halb zornig, halb zerknirscht. Natürlich verstand er ihren Unmut. Um sie zu beschützen, hatte er sie auf Beldon Hall gefangen gehalten. Weil er sich um sie sorgte und fürchtete, dem Baby könnte etwas zustoßen. Aber eine Frau wie Cait ließ sich nicht unterjochen. Das hätte er wissen müssen. Er seufzte tief auf. »Also gut, verdammt noch mal, fahr zu Lady Harriman. Aber du wirst zwei Lakaien mitnehmen, falls Schwierigkeiten auftauchen. Und ich werde dem Kutscher sagen, er soll vorsichtig fahren.«
Ein schwaches Lächeln erhellte ihr Gesicht. Dann ging sie zu ihm und hauchte einen Kuss auf seinen Mund. Mit dieser Liebkosung weckte sie abrupt ein heißes Verlangen, und er beherrschte sich nur mühsam. »Keine Bange, Rand, ich werde gut auf dein Kind aufpassen. Das verspreche ich dir.«
Statt zu antworten, nickte er nur. Wieder einmal gab er klein bei. Aber er brachte es nicht übers Herz, seiner Frau einen Wunsch abzuschlagen. Vielleicht, weil sie ohnehin nur verlangte, was ihr zustand...
Trotzdem irritierte ihn die Macht, die sie auf ihn ausübte. Wenn er bloß wüsste, was er tun sollte...
19
Maggies und Andrews Reisetaschen standen in der Halle. Bald sollte das Gepäck in die Kutsche verladen werden. Die Gäste verabschiedeten sich gerade von Rand im Roten Zimmer, als eine bleiche Cait mit einiger Verspätung in der Tür erschien.
»Was ist geschehen?« Besorgt wandte sich Rand zu ihr. »Ich dachte, du hättest nur verschlafen. Aber du bist so blass wie ein Geist.«
»Irgendwas stimmt nicht. Vielleicht - vielleicht sollten wir Dr. Denis verständigen.« Ängstlich und verlegen fuhr sie fort: »Heute morgen war Blut auf meinem Bettlaken...«
Mit einiger Mühe unterdrückte er den Fluch, der ihm auf der Zunge lag. Er führte sie zu einem Sofa und drückte sie behutsam in die Polsterung. Dann stürmte er in die Halle und beauftragte den Butler, sofort einen Lakaien zum Doktor zu schicken.
Als er zu Cait zurückkehrte, beteuerte sie: »An der Fahrt nach Harriman Park lag’s nicht. Da ist nichts passiert. Kein einziger Ruck ging durch den Wagen.«
»Schon gut, Liebes«, erwiderte er und küsste ihre Stirn. »Sicher gibt’s keinen Grund zur Sorge. Ich bringe dich nach oben, der Arzt wird dich untersuchen, und danach ist alles wieder in Ordnung.«
Einige Stunden später traf Dr. Denis ein, eilte geradewegs ins Zimmer der Duchess und scheuchte alle Anwesenden hinaus. Cait fühlte sich inzwischen etwas besser. Trotzdem bestand der Doktor auf strenger Bettruhe während der nächsten Tage, und sie stimmte widerstrebend zu.
Andrew fuhr nach London zurück. Aber Maggie erfüllte Rands Wunsch und blieb vorerst auf Beldon Hall, um ihrer
Freundin beizustehen. In ein paar Tagen hatte sich Cait so gut erholt, dass sie gegen Dr. Denis’ Anweisungen rebellierte und klagte, sie verstehe nicht, warum sie immer noch ans Bett gefesselt sei. Schließlich erlaubte Rand ihr widerwillig, täglich ein paar Stunden im Garten zu verbringen.
»Wie fürsorglich er ist, Cait...«, bemerkte Maggie
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