Tanz um Mitternacht
lächelnd, während sie in bequemen Sesseln saßen, die ein Lakai aus dem Haus getragen hatte. »So hat er sich noch nie aufgeführt.«
»Er hat Angst um sein Kind«, entgegnete Cait und berührte ihren runden Bauch. »Sicher wird er einen wundervollen Vater abgeben. Ich glaube, er liebt das Baby schon jetzt.«
»Vermutlich denkt er an seine eigene Kindheit und erinnert sich, wie grausam der alte Duke ihn behandelt hat. Umso eifriger wird er sich um sein Kind bemühen.«
»Ja«, bestätigte Cait, »wir beide werden ihm ein schönes Leben bieten.« In diesem Moment bewegte sich das Baby, Sie lächelte glücklich und wollte ihrer Freundin davon erzählen, als plötzlich ein stechender Schmerz durch ihren Bauch schoss. Stöhnend richtete sie sich in ihrem Sessel auf.
»Was ist los?«
Noch eine Schmerzwelle erschütterte Caits Körper. Gepeinigt rang sie nach Luft. »Das Baby bewegt sich so seltsam, Maggie... Da ist irgendwas nicht in Ordnung...« Kalter Schweiß brach ihr aus der Stirn. »O Gott, was ist geschehen?«
»Rühr dich nicht!« Maggie sprang auf. »Bleib hier sitzen... Rand! Rand!«, rief sie und lief ins Haus. Sobald sie verschwunden war, krümmte sich Cait zusammen. Schweißtropfen rannen in ihr Haar, ihre Hände zitterten heftig.
Lieber Gott, beschütze mein Baby, betete sie stumm. Es ist zu früh - viel zu früh... Glühende Messer schienen ihren Bauch zu durchbohren, zwängten bittere Galle in ihre
Kehle, und eine heftige Übelkeit drehte ihr den Magen um. Kraftlos sank sie aus dem Sessel. Während sie im Gras kniete, erbrach sie. Gleichzeitig floss Wasser zwischen ihren Beinen hinab, von grellrotem Blut gefolgt.
Aus den Augenwinkeln sah sie Rand heranstürmen. Sie wusste, er würde ihren Schreckensschrei hören, ihren verzweifelten Protest. Am Rand ihres Blickfelds entstanden schwarze Schatten, neue Qualen jagten durch ihren Körper. Schließlich verlor sie die Besinnung und fiel vornüber ins Gras.
Als sie zu sich kam, lag sie in ihrem Bett, nach wie vor von Schmerzen gemartert, und glaubte, in einem Meer voller Qualen zu versinken, die kein Ende nahmen.
»Alles wird gut«, versicherte Rand und strich ihr behutsam das feuchte Haar aus der Stirn. Er sah so blass aus wie seine Frau, und Maggie, die neben ihm stand, kämpfte mit den Tränen. »Der Doktor ist unterwegs. Ein bisschen musst du noch durchhalten, Liebes.«
Aber das konnte sie nicht, konnte ihr Schluchzen nicht unterdrücken, die Angst um das Baby nicht bezwingen. Stundenlang dauerten die Wehen, die zu früh begonnen hatten. Wenn sie das Kind gebar, würde es wohl kaum am Leben bleiben, und diese Erkenntnis war noch schlimmer als die Höllenpein.
Nach der Ankunft des Doktors ging Rand für eine Weile aus dem Zimmer. Sobald Cait bei der nächste Schmerzwelle stöhnte, riss er die Tür auf, rannte herein und herrschte den Arzt an. »Merken Sie denn nicht, wie sie leidet? Geben Sie ihr ein Medikament...«
Entschieden schüttelte Dr. Denis den Kopf. »Sie darf nicht einschlafen. Bald ist’s vorbei.«
»Vorbei?«, wiederholte Rand tonlos und sank in den Sessel neben dem Bett.
Der Doktor bestätigte, was der Duke befürchtete. Wenn das Kind zur Welt kam, fast zwei Monate zu früh, würde es vermutlich wenig später sterben. Verzweifelt schloss Rand die Augen. Cait schrie wieder, und ihr Körper verkrampfte sich, um das Baby herauszupressen. Als sie sich zu Rand wandte, sah sie Tränen auf seinen Wangen glänzen.
Stunden später wurde ein kleiner Junge geboren. Er lebte nur wenige Minuten - lange genug, so dass Rand die perfekt geformte winzige Gestalt betrachte konnte, den Sohn, nach dem er sich so inbrünstig gesehnt hatte.
Weinend vergrub Cait ihr Gesicht im Kissen. Die Qual war noch stärker geworden - kein physischer Schmerz, sondern ein seelischer, der ihr Herz zu brechen drohte.
Rand stand neben Cait im gefrorenen Gras auf dem Gipfel eines Hügels. An dünnen kahlen Zweigen riss ein eisiger Wind. Immer wieder wehte er raschelnde welke Blätter gegen den niedrigen schmiedeeisernen Zaun, der Grabsteine und Mausoleen umgab. Seit sieben Generationen lag der Familienfriedhof der Claytons auf diesem Hügel. Hier hatten Rands Onkel und seine Tante ihre letzte Ruhe gefunden, die Eltern und erst vor kurzem sein junger Vetter.
Und sein neugeborener Sohn, Jonathan Randall Clayton.
Schweren Herzens las er die Inschrift auf dem Granitstein. Der geliebte Sohn des Dukes und der Duchess of Beldon... Seine Augen brannten, und er fürchtete
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