Tanz um Mitternacht
dich wahrlich nicht zu schämen. Du bist ein hoch begabter Künstler. Darauf solltest du stolz sein.«
Forschend betrachtete er ihr Gesicht und entdeckte weder Spott noch die offensichtlich erwartete Missbilligung. »Es ist nur ein Hobby«, verteidigte er sich.
»Warum du malst, spielt keine Rolle, solange es dir Freude bereitet. Und dieses Aquarell ist wirklich wundervoll. Deine anderen Werke würde ich auch gern sehen.«
Jetzt entspannte er sich allmählich. »Ich habe erst dieses Jahr wieder zu malen angefangen.«
»In deiner Kindheit hast du dich sehr oft damit beschäftigt«, erinnerte sie ihn in der Hoffnung, er würde ihr davon erzählen.
»Ja, früher malte ich sehr gern, und die Bilder gefielen meiner Mutter. Natürlich protestierte mein Vater gegen meine künstlerischen Bemühungen.«
»Weil er sie für unmännlich hielt.«
Unbehaglich zuckte Rand die Achseln. »Deshalb verprügelte er mich sogar. Unzählige Male. Meine Mutter versuchte ihn daran zu hindern, ohne Erfolg. Damals war sie noch nicht die starke Frau, zu der sie sich nach seinem Tod entwickelte. Meine Malsachen hatte ich längst weggeräumt. Wie gesagt, erst in diesem Jahr holte ich sie wieder hervor.«
»O Rand - du bist der stärkste Mann, den ich jemals kannte. Aber ich liebe auch die empfindsame Seite deines Wesens.«
Er räusperte sich und wich ihrem Blick aus. »Tut mir Leid, dass ich dich vorhin angeschrien habe. War nicht so gemeint...«
Beglückt nahm sie seine Entschuldigung an. »Glaub mir, ich bin dir nicht nachgerannt. Ich wusste nicht einmal, wo du warst.«
Lächelnd ergriff er ihre Hand und zog sie an die Lippen. In seinen Augen lag so viel Wärme, so viel Zärtlichkeit. Eine Zeit lang starrte er sie an, und sie beobachtete einen inneren Konflikt, der das Lächeln verscheuchte. »Komm mit mir ins Haus«, murmelte er. »Ich muss endlich arbeiten.«
»Geh nur - ich bleibe noch ein bisschen an der frischen Luft.«
Wortlos nickte er. Welche sanften Gefühle er auch empfunden haben mochte - er hatte sie verdrängt. Seine Miene verschloss sich, verwandelte sich in jene unergründliche Maske, die er ihr in letzter Zeit so oft zeigte. Ohne sie noch ein einziges Mal anzuschauen, kehrte er ins Haus zurück. Seit der Abreise von Santo Amaro hatte sich Cait noch nie so einsam gefühlt wie in diesem Moment. Bedrückt wanderte sie zum Ufer des schmalen Bachs.
Zwei Wochen nachdem der Duke und seine Ehefrau nach England zurückgekehrt waren, traf Maggie Sutton, Countess of Trent, mir ihrem Gemahl in Beldon Hall ein. Zu diesem Besuch hatte Rand die beiden ermutigt. Da er Cait nicht darüber informiert und ihr keine Zeit gegeben hatte, sich auf das heikle Wiedersehen vorzubereiten, empfing sie Maggie ziemlich kühl, sogar frostig.
Unbehaglich verließ Maggie das hübsche blaue Schlafzimmer, das sie mit Andrew teilte. Nachdem sie Caits Vertrauen missbraucht hatte, durfte sie ihr das unfreundliche Verhalten nicht übel nehmen. Nun strebte sie eine Versöhnung an.
Während Rand und Andrew zur Jagd gingen, fand sie Cait im Kinderzimmer, einem sonnigen kleinen Raum gegenüber den Privatgemächern der Duchess. Die Wände waren in hellem Zitronengelb gestrichen, weißer Stuck schmückte die
Decke und umgab den Türrahmen. Auch die Wiege war weiß, ebenso wie die Möbel. Über den Kissen auf der Fensterbank lag eine Steppdecke in verschiedenen Gelbtönen.
Cait wandte sich zu Maggie und hob das Kinn. »Wolltest du nicht in deinem Zimmer lesen?«
»Hör mal, Cait, ich bin nicht hierher gefahren, um herumzusitzen und zu lesen. Ich wollte mit dir reden - und feststellen, wie’s dir geht.« Wie Rand dich behandelt. Ob ich dein Leben zerstört habe...
»Wie du siehst, fühle ich mich sehr gut. In zwei Monaten kommt das Baby zur Welt. Rand sorgt für alle meine Bedürfnisse.«
In ihrer Stimme schwang ein feindseliger Unterton mit, der Maggie fast das Herz brach. »Ich weiß, wie du über mich denkst, Cait. Aber ich wollte dich niemals hintergehen. Du ahnst nicht, wie schwer mir die Entscheidung fiel, ob ich Rand aufsuchen sollte oder nicht. Dazu entschloss ich mich nur, weil ich von eurer Liebe überzeugt war.«
»Dachtest du wirklich, Rand würde mich lieben?«, fragte Cait ausdruckslos.
»Das sah ich, wann immer ihr zusammen wart. So wie du ihn angeschaut hast - und er dich. Deshalb wollte ich dir zu dem Glück verhelfen, das ich bei Andrew gefunden habe.«
»O Maggie - tut mir so Leid...« In Caits Augen glänzten Tränen. »Das habe
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