Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Hoff
Vom Netzwerk:
alten Philosophen aus Europa frei zu zitieren. Wenn du das Leben in der Stadt mit dem Leben im Wald vergleichst, fängst du vielleicht an, dich zu wundern, warum ausgerechnet der Mensch mit dem Anspruch einherstolziert, das überlegene Tier zu sein.
     
    „Wem überlegen?“ fragte Puh.
    „Ich weiß es nicht, Puh. Ich habe versucht, irgend etwas zu entdecken, aber mir fällt einfach nichts dazu ein.“
    „Wenn die Menschen den Tieren überlegen wären, würden sie besser mit der Erde umgehen“, meinte Puh.
    „Sehr wahr“, bemerkte ich.
     
    Doch über die Jahrhunderte hat der Mensch eine Geisteshaltung entwickelt, die ihn von der wirklichen Welt, der Welt der Naturgesetze trennt. Er überanstrengt seinen Verstand so sehr, bis er sich abgenutzt hat und am Ende schwach und kraftlos ist. Trotz hoher Intelligenz kann er mit seinem Verstand nichts anfangen. Seine Gedanken wandern hierhin und dorthin, können sich aber nicht auf das konzentrieren, was im gegenwärtigen Augenblick gerade not tut. Er fährt in einem schnellen Auto die Straße hinunter, ist jedoch in Gedanken in einem Laden und geht eine Einkaufsliste durch. Und dann wundert er sich, warum Unfälle passieren.
    Wenn deinem Tun Wu Wei zugrunde liegt, begegnen dir keine bösen Unfälle. Die Dinge mögen manchmal etwas seltsam aussehen, aber sie gelingen am Ende. Du brauchst sie nicht mit aller Macht gelungen zu machen; du läßt sie einfach gewähren. Erinnern wir uns beispielsweise einmal an Klein. Klein — eine Abkürzung für „sehr kleiner Käfer“ — verschwand eines Tages, als er gerade um einen Stechginsterbusch herumkrabbelte. Keiner wußte, was geschehen war.
    Also begann eine Suchaktion, und bald strengte ein jeder sich an, Klein zu finden. Natürlich hatte Kaninchen alle eingeteilt und unterwiesen. Alle außer Puh, natürlich.

    Plumps!
    ,,Aua“, quietschte etwas.
    „Merkwürdig“, dachte Puh, „ich habe ,aua' gesagt, ohne daß mir etwas weh tut.“
    „Hilfe!“ ertönte ein zartes, hohes Stimmchen.
    „Wieder ich“, überlegte Puh. „Ich bin wohl verunglückt und in einen Brunnen gefallen, und meine Stimme ist ganz quietschig geworden und ertönt schon, ehe ich sie überhaupt erhebe, weil ich mir inwendig etwas getan habe. Sowas Dummes!“
    „Hilfe! Hilfe!“
    „Da haben wir den Salat! Ich spreche, obwohl ich gar nicht den Versuch mache. Es muß ein sehr schwerer Unfall sein.“ Dann kam ihm der Gedanke, wenn er nun wirklich versuchte, etwas zu sagen, würde er vielleicht gar nicht können; also sagte er, um sicherzugehen, ganz laut: „Ein schwerer Unfall für Puh Bär.“
    „Puh!“ quiekte die Stimme.
    „Ferkel!“ rief Puh nun überrascht aus, „wo bist du denn?“ „Untendrunter“, ließ sich Ferkel gewissermaßen untergründig vernehmen.
    „Unter was?“

     
    Nachdem das also klargestellt war. . .
     
    „Puh!“ rief es, „da krabbelt dir etwas den Rücken hoch!“
    „Dacht’ ich's doch“, sagte Puh.
    „Es ist Klein!“ schrie Ferkel.
     
    Wer bei seinem Tun und Lassen den Puh-Weg einschlägt, merkt, daß ihm solche Sachen andauernd passieren. Außer durch Beispiele ist es schwer zu erklären, aber es funktioniert. Die Dinge geschehen auf die rechte Weise zur rechten Zeit. Zumindest, wenn du sie läßt, wenn du mitgehst, statt zu sagen: „Das darf doch nicht wahr sein“ und mit aller Macht versuchst, dagegen anzugehen, damit sie anders ausgehen. Wenn du dich dem Lauf der Dinge anpaßt, dann laufen sie so, wie sie müssen, ganz gleich, wie du gerade darüber denkst. Beim späteren Zurückschauen wirst du sagen: „Ach so, jetzt verstehe ich. Das mußte so sein, damit jenes passieren konnte, und jenes mußte geschehen, um dieses in Gang zu bringen ...“ Und dann wird dir klar, daß du das alles selbst in dem Bestreben, es perfekt hinzubekommen, nicht besser hättest machen können, und hättest du es wirklich versucht, wäre dir die ganze Sache daneben gegangen.
    Hier ein weiteres Beispiel dafür, wie die Dinge ihren eigenen Lauf nehmen: I-Ahs Geburtstagsfest, wie es Puh und Ferkel arrangierten.
    Nachdem I-Ah es ihm erzählt hatte, merkte Puh endlich, daß IAh Geburtstag hatte. Also entschloß er sich, ihm etwas zu schenken. Er ging nach Hause, um einen Topf Honig als Geburtstagsgeschenk zu holen, und besprach die Sache mit Ferkel, das I-Ah einen Luftballon schenken wollte, den es noch von seinem eigenen Fest aufbewahrt hatte. Dieweil Ferkel seinen Ballon holen ging, marschierte Puh mit dem Topf Honig zu I-Ah.

Weitere Kostenlose Bücher