Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
sagt, so erhalten sie immer noch Zuzug.«
Der Barde sprang auf. »Ein Fflam fürchtet keine Gefahr! Wir werden die Burschen suchen und in die Pfanne schlagen. Alle Barden des Landes werden von unseren Ruhmestaten zu singen wissen!«
Von Fflewddurs Begeisterung mitgerissen, zog Taran das Schwert. Im nächsten Augenblick fiel ihm ein, wie sich Gwydion wohl verhalten hätte. »Nein«, sagte er langsam, »es wäre töricht, sie anzugreifen. Die Barden würden uns zwar besingen, aber ich fürchte, wir hätten nicht viel davon.«
Fflewddur setzte sich wieder hin, er blickte enttäuscht drein.
»Von mir aus könnt ihr euch über Heldentaten und Ruhmesgesänge streiten, solange ihr wollt«, sagte Eilonwy. »Ich für meinen Teil schlafe mich lieber aus.« Sie rollte sich auf dem Boden zusammen und zog den Mantel über den Kopf.
Mit finsterer Miene nahm Fflewddur auf einer Baumwurzel Platz und begann seine Wache. Gurgi kuschelte sich zu Füßen des Mädchens hin. Taran war zu Tode erschöpft, gleichwohl konnte er nicht einschlafen. In Gedanken sah er den Gehörnten König vor sich und hörte die Schreie der tanzenden Krieger.
Was wollte er tun?
Gwydion hatte die Söhne des Hauses Don vor dem Angriff des feindlichen Heeres warnen wollen. Sollte Taran nun versuchen, an seiner Stelle nach Caer Dathyl zu gehen? Was aber wurde dann aus Hen Wen? Mit einem Schlag hatte alles aufgehört, einfach zu sein. Der Junge sehnte sich nach dem Frieden von Caer Dallben zurück, nach der Arbeit im Garten und in der Schmiede. Ruhelos warf er sich auf dem Erdboden hin und her. Er fand keine Antwort auf seine Fragen. Spät erst schlief er von Müdigkeit überwältigt ein und versank in Albträume.
Das Schwert Dyrnwyn
s war heller Tag, als Taran die Augen öffnete. Gurgi schnüffelte hungrig an Gwydions Satteltaschen herum. Der Junge erhob sich und teilte von den Vorräten so viel an die Gefährten aus, wie er verantworten zu können glaubte.
Gurgi verschlang seine Zuteilung mit freudigem Grunzen. Er schmatzte und schnalzte so eifrig, dass man den Eindruck gewinnen musste, er habe das Doppelte von dem erhalten, was er in Wirklichkeit bekommen hatte. Fflewddur verzehrte sein dürftiges Mahl mit einem Heißhunger, als habe er mindestens eine Woche lang nichts mehr zu beißen gehabt. Eilonwy indessen widmete ihr gesamtes Augenmerk dem Schwert aus der Königsgruft. Sie hatte es quer über die Knie gelegt und betrachtete es neugierig mit gerunzelter Stirn, die Zungenspitze zwischen die Lippen geklemmt.
Als Taran sich näherte, zog sie das Schwert vor ihm weg. »Hab dich nicht so«, rief der Junge. »Ich werde dir’s schon nicht stehlen!«
Griff und Knauf des Schwertes waren reich mit Juwelen besetzt. Die Scheide hingegen war verbeult und vom Alter geschwärzt. »Komm«, sagte Taran und streckte begierig die Hand aus, »lass mich die Klinge mal sehen!«
»Untersteh dich!«, rief Eilonwy, und zu seiner nicht geringen Überraschung bemerkte der Junge, dass sie ernst und ein wenig furchtsam dreinschaute.
»Siehst du das Zauberzeichen hier auf der Scheide?«, fragte sie ihn. »Ich kenne es von Achren her und weiß, dass es ein Verbot bedeutet. Ein strenges Verbot sogar! Sie hat einige Gegenstände besessen, die mit dem gleichen Zauberzeichen versehen waren. Außerdem gibt es da eine Inschrift«, fügte sie stirnrunzelnd hinzu, »leider in alter Schreibweise, die ich nicht ganz entziffern kann. Das beunruhigt mich. Es ist ungefähr so, wie wenn jemand etwas zu sagen anfängt und nicht zu Ende sagt.«
Auch Fflewddur trat nun hinzu und besah sich die fremde Waffe. »Stammt aus einer Gruft, wie?« Der Barde schüttelte die blonde Mähne und stieß einen leisen Pfiff aus. »Am besten, ihr lasst die Finger davon. Zu Dingen, die man in Grüften findet, habe ich wenig Zutrauen. Wer weiß, was für Flüche und Zaubereien man sich damit aufhalst!«
Taran brannte mehr denn je darauf, das Schwert in die Hand zu bekommen. »Wenn es ein Zauberschwert ist, dann sollten wir es erst recht behalten«, meinte er.
»Oh, sei bloß still!«, fuhr ihm Eilonwy über den Mund. »Ich verstehe nicht, was ihr da von Behalten und Nichtbehalten schwatzt. Schließlich ist es ja mein Schwert und nicht das eure! – Wenn ich bloß wüsste, was die Inschrift zu bedeuten hat …«
»Von einem Barden sollte man annehmen, dass er in derlei Dingen Bescheid weiß«, sagte Taran.
»Natürlich!«, antwortete Fflewddur Fflam, lächelte geschmeichelt und beugte sich über das
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