Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
Haar besser als sie!« Mit einem Wutschrei erhob er das Schwert gegen Eilonwy.
Schluchzend rannte das Mädchen davon, in den Wald hinein. Taran senkte das Schwert und starrte zu Boden. Nun endlich wagte der Fremde sich hinter den Büschen hervor. »Tu mir nichts!«, bat er den Jungen. »Wenn ich dies alles geahnt hätte, wäre ich lieber in meinem Gefängnis geblieben, glaub mir das!«
Er tat ein paar zaghafte Schritte auf Taran zu.
»Entschuldige vielmals, dass ich dir eine Enttäuschung bereitet habe«, sagte er. »Es schmeichelt mir ungemein, dass du mich für Gwydion gehalten hast, obwohl es zwischen uns beiden kaum eine Ähnlichkeit gibt – oder doch?«
»Ich weiß nicht, wer du bist«, sagte Taran mit rauer Stimme. »Aber das eine weiß ich: Ein braver Mann hat in dieser Nacht statt deiner das Leben gelassen.«
»Ich bin Fflewddur Fflam, Sohn des Godo«, sagte der Fremde. »Als Barde und Harfenspieler steh ich dir gern zu Diensten.«
»Was soll ich mit einem Barden?«, meinte Taran. »Dein Harfenspiel wird meinen Freund nicht wieder lebendig machen.«
»Sprichst du von Gwydion?«, fragte Fflewddur Fflam. »Er ist ein entfernter Verwandter von mir, wie du wissen musst. An seinem Tod trifft mich keine Schuld, das schwöre ich dir beim großen Belin! Wie aber, um alles in der Welt, ist es dazu gekommen, dass er sein Leben für mich gelassen hat?«
»Geh deines Weges«, sagte Taran. »Du hast Gwydions Tod nicht verschuldet, das glaube ich dir. Ich hatte sein Leben einer Verräterin anvertraut, die uns schändlich betrogen hat.«
»Harte Worte, falls du damit das freundliche kleine Ding mit dem roten Haar meinst«, sagte der Barde. »Ich finde, du solltest ihr wenigstens Gelegenheit geben, sich zu verteidigen.«
»Für schnöden Verrat gibt es keine Entschuldigung«, sagte Taran. »Mag Eilonwy sich von mir aus im Wald verlaufen und elend darin zu Grunde gehen!«
»Sollte sie tatsächlich eine Verräterin sein, dann dürftest du sie erst recht nicht laufen lassen!«, erwiderte Fflewddur Fflam. »Gwydion hätte sich da ganz anders verhalten, davon bin ich überzeugt. Wenn ich dir einen Rat geben darf, dann beeil dich und hol sie zurück, solang es noch möglich ist!«
Taran nickte und sagte finster: »Recht hast du, Gwydion soll gerächt werden!«
Damit machte er auf dem Absatz kehrt und lief in den Wald. Nach wenigen Schritten gewahrte er zwischen den Bäumen den Schimmer, der von der goldenen Kugel ausging. Eilonwy hockte auf einem bemoosten Felsblock, den Kopf in den Händen vergraben, und schluchzte.
»Du hast mich zum Heulen gebracht!«, warf sie Taran vor. »Ich hasse es, wenn ich heulen muss. Hinterher fühlt meine Nase sich an wie ein schmelzender Eiszapfen. Lass mich in Frieden, du ahnst nicht, wie sehr du mir unrecht tust! Trifft dich nicht selbst die Schuld an dem ganzen Unglück?«
Taran war so verblüfft, dass er keinen Ton herausbrachte.
»Ja doch!«, rief Eilonwy. »Schuld an dem ganzen Unglück bist du allein! Warum hast du mir denn von dem Mann, den ich retten sollte, so wenig erzählt? Du hast stets nur von einem Freund in der anderen Zelle geredet – und nun, da ich diesen Menschen herausgeholt habe, zeigt es sich, dass es der falsche war.«
»Wie konnte ich ahnen, dass noch ein anderer Mann im Verlies saß? Davon hast du nichts erwähnt.«
»Es gab keinen anderen«, sagte Eilonwy fest. »Fflewddur Fflam, oder wie er sich nennt, war der Einzige außer dir.«
»Und Gwydion?«, fragte Taran. »Wo ist Gwydion?«
»Woher soll ich das wissen!«, entgegnete Eilonwy. »Im Verlies war er jedenfalls nicht.«
Taran gewann mehr und mehr den Eindruck, dass Eilonwy ihn nicht anlog. Genau genommen gab es ja keinen Beweis dafür, dass Gwydion von den Wächtern in eine der Zellen gesperrt worden war. »Was könnte mit ihm geschehen sein?«
»Keine Ahnung«, antwortete Eilonwy. »Vielleicht hat Achren ihn an anderer Stelle einsperren lassen, im Turm etwa oder in einer der Vorratskammern. Es gibt eine Menge Räume in Spiral Castle, wo jemand gefangen gehalten werden kann. Warum hast du nicht einfach zu mir gesagt: Geh und rette mir einen Mann namens Gwydion! Dann hätte ich ihn schon aufgespürt. Aber nein, du warst ja so misstrauisch, dass du alles für dich behalten hast!«
Taran wurde kleinlaut. »Wir müssen ins Schloss zurück und ihn suchen«, meinte er. »Vielleicht finden wir eine Spur von ihm.«
»Das Schloss liegt in Trümmern«, erwiderte Eilonwy. »Außerdem habe ich wenig Lust,
Weitere Kostenlose Bücher