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Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Schwert. »Alle solche Inschriften lauten ungefähr gleich, auch die hier macht keine Ausnahme. So weit ich’s erkenne, heißt es da auf der Scheide ungefähr ›Hüte dich vor meinem Zorn‹ oder so ähnlich – der übliche Sinnspruch, mit einem Wort.«
    In diesem Augenblick gab es einen lauten, scheppernden Klang. Fflewddur blickte verlegen zu seiner Harfe hinüber. Ohne erkennbaren Grund war eine ihrer Saiten gerissen. »Entschuldigt mich, bitte, ich muss das in Ordnung bringen«, sagte er und entfernte sich.
    »Die Inschrift lautet ganz anders«, erklärte Eilonwy. »Ein wenig kann ich davon entziffern. Das erste Wort heißt ›Dyrnwyn‹, wohl der Name des Schwertes. Und dann geht es weiter: ›Dyrnwyn ziehe nur, wer da königlichen Geblüts ist, zu herrschen damit, zu schlagen die …‹«
    »Schlecht zu lesen«, seufzte das Mädchen. »Die Buchstaben haben sich mit der Zeit abgenutzt. Aber nein, das ist sonderbar! Jemand hat sie herauszukratzen versucht, deshalb kann ich den Rest nicht lesen. Dies Wort hier sieht aus, als bedeute es Tod …« Sie schauderte.
    »Lass mich das Schwert aus der Scheide ziehen!«, drängte Taran von Neuem. »Vielleicht finden wir auf der Klinge noch eine Inschrift.«
    »Nein«, sagte Eilonwy fest. »Ich bin durch das Zauberzeichen gebunden – und aus! Im Übrigen hast du ja selbst gehört, dass Dyrnwyn nur ziehen darf, ›wer da königlichen Geblüts ist‹. Von einem Hilfsschweinehirten ist nirgends die Rede.«
    »Woher willst du wissen, dass ich nicht königlichen Geblütes bin?«, fragte Taran gereizt. »Ich bin nicht als Hilfsschweinehirt zur Welt gekommen. Mein Vater, den ich nicht kenne, kann durchaus ein König gewesen sein, so was kommt in den alten Geschichten zuweilen vor.«
    »Was scheren mich deine alten Geschichten?«, entgegnete Eilonwy. ›Königlichen Geblütes‹ – das kommt auf die Auslegung an! In den geheimen Schriften bedeutet das nicht allein, dass man von Königen abstammt. Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll; es ist etwas ganz Besonderes. Wer es besitzt, der braucht nicht danach zu fragen.«
    »Ach, so ist das«, brummte Taran. »Deiner Meinung nach fehlt mir das ganz Besondere!«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte Eilonwy rasch. »Zweifellos bist du der beste und tapferste Hilfsschweinehirt, dem ich je begegnet bin. Bloß – es ist mir verboten, dir Dyrnwyn zu überlassen; dass du das nicht begreifen kannst!«
    »Und du? Was willst du damit anfangen?«
    »Ich behalte das Schwert natürlich. Oder erwartest du etwa von mir, dass ich es in den nächsten Brunnen werfe?«
    »Gut schaust du aus!«, nörgelte Taran. »Ein kleines Mädchen, das ein gewaltiges Schwert schleppt!«
    »Ich – und ein kleines Mädchen?« Eilonwy schüttelte zornig den Kopf. »Bei meinem Volk pflegten in den alten Tagen die Schwertmaiden neben den Männern zu kämpfen.«
    »Die alten Tage sind längst vorüber«, sagte Taran. »Statt eines Schwertes solltest du eine Puppe tragen!«
    Eilonwy drang mit ärgerlichem Geschrei auf ihn ein und wollte ihm das Gesicht zerkratzen. Fflewddur Fflam trat dazwischen und trennte sie. »Heda!«, rief er. »Was soll das Gezanke, das führt zu nichts!« Er drehte mit einem großen Schlüssel den hölzernen Bolzen an der soeben aufgezogenen Harfensaite fest. Eilonwy richtete ihren Unmut frisch nun auf den armen Fflewddur. »Die Inschrift war äußerst wichtig«, warf sie ihm vor. »Keine Rede von ›Hüte dich vor meinem Zorn‹ oder so. Hast du überhaupt richtig gelesen? Du bist mir ein feiner Barde, wenn du nicht einmal eine solche Inschrift enträtseln kannst!«
    »Nun, siehst du, ehrlich gesagt«, meinte Fflewddur zögernd und schlug die Augen nieder, »ich bin eigentlich gar kein richtiger Barde. Von Hause aus bin ich nämlich – na ja, ich bin sozusagen ein König.«
    »Ein König?«, fragte Taran betroffen und beugte das Knie. »Keine Umstände, keine Umstände!«, wehrte Fflewddur ab. »Ich mag das nicht.«
    »Und wo liegt dein Königreich?«, wollte Eilonwy wissen.
    »Ein paar Tagesreisen ostwärts von Caer Dathyl«, sagte Fflewddur Fflam. »Es handelt sich um ein weites und mächtiges Reich …«
    Hier wurde er abermals von einem schrillen Missklang der Harfe unterbrochen.
    »Zum Teufel mit dem Ding!«, rief er aus. »Schon wieder zwei Saiten hin! – Um die Wahrheit zu sagen: Mein Königreich ist ein winziges Ländchen im Norden, überaus traurig und eintönig. Deshalb habe ich’s eines Tages auch aufgegeben.

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