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Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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standhaften Baumes aus. Er hatte langes weißes Haar, das ihm bis zu den Schultern reichte. Der Bart hing ihm auf den Gürtel hinab. Um die Stirn trug er ein schmales Goldband, das mit einem blauen Edelstein besetzt war. Seine Stimme klang tief und voll, aber nicht unfreundlich.
    »Sie hatten es nicht auf euer Leben abgesehen«, sagte er, auf die Wölfe deutend. »Dennoch müsst ihr diesen Ort verlassen, für Menschen ist keine Bleibe hier.«
    »Wir haben uns in den Bergen verirrt«, sagte Taran. »Unser Ross hat uns hergeführt.«
    »Melyngar?« Der Alte musterte Taran aus grauen, frostklaren Augen. »Nun ja, wenn ihr Melyngars Freunde seid … Es ist doch Melyngar – oder? Er sieht seiner Mutter sehr ähnlich.«
    »Und Ihr?«, rief Taran. »Ihr seid Medwyn!«
    »So nennt man mich«, sagte der Alte lächelnd.
    »Doch woher weißt du das?«
    »Ich bin Taran von Caer Dallben«, antwortete der Junge. »Fürst Gwydion aus dem Hause Don, mein Gefährte, hat mir vor seinem Tod von Euch erzählt. Er wollte nach Caer Dathyl, dorthin wollen auch wir jetzt. Wie gut, dass wir Euch gefunden haben! Das hätte ich nie zu hoffen gewagt.«
    »Und mit Recht«, antwortete Medwyn. »Du selbst konntest mich gar nicht finden. Melyngar hat euch zu mir geführt, nur die Tiere kennen mein Tal und den Weg hierher. Wie nennst du dich übrigens? Taran? Von Caer Dallben?« Er legte ihm seine Hand auf die Schulter. »Sieh mal an! Du bist nicht der erste Besucher hier, der von Caer Dallben kommt.«
    Taran spürte, wie es ihm einen Stich gab. »Hen Wen?«, rief er.
    Medwyn schaute ihn verwundert an. »Suchst du etwa Hen Wen? Das ist merkwürdig … Nein, sie ist nicht bei mir.«
    »Aber ich hatte gedacht …«
    »Später mehr davon!«, schlug der Alte vor. »Euer Freund Gurgi ist übel dran, wie ich sehe. Ich will für ihn tun, was in meiner Kraft steht. Kommt nun und folgt mir!«
    Die Wölfe trotteten lautlos hinter Taran, Eilonwy und dem Barden her. Melyngar erwartete sie am Ende der Schlucht, und Medwyn hob den fiebernden Gurgi, der sich ihm zutraulich in die Arme schmiegte, vom Sattel.
    Nun schritten sie einen schmalen Pfad hinab. Medwyn war barfuß, die scharfen Steine und Kiesel schienen ihn nicht zu stören. Der Pfad machte einen jähen Knick und gleich noch einen. Dann gelangten sie durch ein enges Felsentor in ein grünes, sonniges Tal. Unüberwindlich erscheinende Berge umgaben es von allen Seiten wie Mauern. Die Luft war hier leicht und angenehm, nicht der leiseste Wind ging. Der Boden war über und über von dichtem, saftigem Rasen bedeckt. Zwischen hohen Schierlingstannen schimmerten zwei, drei niedrige weiße Hütten hervor, nicht viel anders als jene von Caer Dallben. Als Taran sie zu Gesicht bekam, spürte er einen Anflug von Heimweh.
    Hinter den Hütten befand sich ein kleiner Hügel, zu dessen Füßen der Junge etwas erblickte, was sich auf den ersten Blick wie eine Reihe moosbedeckter Baumstämme ausnahm. Als er näher hinschaute, erkannte er zu seiner Überraschung das verwitterte Gerippe eines gewaltigen Schiffes. Balken und Spanten waren zum Großteil von Erde bedeckt, aus der Gräser und Wiesenblumen hervorsprossen. »Ich muss sagen, der Alte hat sich da einen verdammt guten Schlupfwinkel ausgesucht«, flüsterte Fflewddur Fflam. »Ich allein hätte niemals hierher gefunden; und ich bezweifle auch, dass ich jemals wieder hinausfinde.«
    Taran nickte. Dies war das lieblichste Tal, das er je gesehen hatte. Friedlich graste das Vieh auf den Wiesen. Unweit der Schierlingstannen blinkte ein kleiner See in der Sonne, bunt gefiederte Vögel wiegten sich im Geäst der Bäume; und während er über den fetten Rasen schritt, merkte der Junge, wie die Erschöpfung aus seinen Gliedern wich.
    »Ein Rehlein!«, rief Eilonwy freudig aus.
    Hinter den Hütten kam auf langen Beinen ein Rehkitz hervor, hob witternd den Kopf und trabte dann schnell zu Medwyn. Vor den Wölfen schien sich das zierliche Tier nicht zu fürchten. Auch die anfängliche Scheu vor den fremden Menschen überwand es rasch, und schon schnupperte es an Eilonwys Hand.
    »Wie lieb es ist!«, sagte das Mädchen. »Bei Achren gab es keine kleinen Tiere, sie hätten es dort nicht ausgehalten – und kann man es ihnen übelnehmen?«
    Medwyn hieß seine Gäste warten und trug Gurgi in die Wohnhütte. Die Wölfe saßen sprungbereit auf den Hinterläufen und beobachteten die Fremden aus schrägen Augen. Taran sattelte Melyngar ab. Sogleich begann Gwydions Ross das zarte Gras

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