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Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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in seine Gewalt bringt! Ein rascher Tod ist das Beste, was ihnen widerfahren kann.«
    Taran nickte und sagte: »Mir wird immer klarer, weshalb ich die Söhne des Hauses Don vor ihm warnen muss. Können wir Gurgi bei Euch zurücklassen? Nirgendwo anders wäre er besser aufgehoben als hier.«
    »Das mag sein«, pflichtete ihm der Alte bei. »Aber du würdest ihn tief verletzen, wenn du ihn hier zurückließest. Es ist Gurgis Verhängnis, dass er zurzeit weder Fisch noch Fleisch ist: kein Tier mehr und noch kein richtiger Mensch. Daher ist er unsicher und mit sich selbst uneins. Könnte er etwas Nützliches leisten, so wäre ihm dies eine große Hilfe. Ich glaube nicht, dass er euch auf der Reise behindern wird. Morgen schon wird er gesund sein und wieder laufen können, so gut wie ihr. Deshalb bitte ich dich, ihn mitzunehmen. Wie ich ihn kenne, wird er sich alle Mühe geben, um euch von Nutzen zu sein. Weder wird er euch seine Hilfe verweigern, sobald ihr sie braucht, noch wird er die eure verschmähen, wo ihr sie ihm gewährt. Ihr Menschen seid, jeder für sich allein genommen, nichts weiter als lahme Ameisen. Und ihr werdet es bleiben, sofern ihr nicht lernt, euch gegenseitig zu helfen.«
    Taran schwieg. Medwyn tauchte die Hand ins Wasser und bewegte sie langsam hin und her. Nach einer Weile kam ein stattlicher Lachs herbeigeschwommen, der Alte streichelte ihm den Rücken.
    »Was für ein Ort ist dies?«, fragte Taran mit verhaltener Stimme. »Bist du wirklich Medwyn? Du sprichst von den Menschen, als gehörst du nicht zu ihnen.«
    »Dies ist ein Ort des Friedens«, antwortete der Alte. »Deshalb ist für Menschen kein Platz hier, zumindest jetzt noch nicht. Vorerst ist es ein Tal der Zuflucht für alle Tiere des Waldes, der Luft und des Wassers. Wenn ihre Kraft dazu ausreicht, suchen sie in der Todesangst Schutz bei mir. Auch Tiere kennen den Schmerz und fürchten den Tod, sie haben es oft nicht leicht in der Welt der Menschen.«
    »Dallben hat mir erzählt, dass Prydain vorzeiten von schwarzen Wassern überflutet worden sei«, sagte Taran. »Damals, so lehrte er mich, habe Newid Nav Neivion ein Schiff gebaut und mit dessen Hilfe von jeder Art Lebewesen ein Paar gerettet. Nach der Flut sei das Schiff dann gestrandet – niemand weiß, wo. Aber die Tiere, so lehrte mich Dallben weiter, erinnerten sich der Stelle noch heute. Das Wissen um diesen Ort hat sich bei ihnen durch die Jahrhunderte weitervererbt. Und hier«, fuhr er fort, indem er auf die Überreste des Schiffes deutete, »sehe ich etwas, das mir zu denken gibt. Gwydion nannte dich Medwyn – aber ich frage mich, ob das dein wirklicher Name ist.«
    »Ich bin Medwyn und niemand sonst«, antwortete der Alte. »Außerdem ist das im Augenblick nicht so wichtig. Tausendmal wichtiger wäre es in Erfahrung zu bringen, was mit Hen Wen geschehen ist.«
    »So weißt du es auch nicht?«, fragte der Junge.
    Medwyn schüttelte das Haupt. »Fürst Gwydion hatte recht. Von allen Orten in Prydain hätte Hen Wen bei Gefahr für ihr Leben zuerst dieses Tal hier aufgesucht. Dass sie nicht angekommen ist, halte ich für kein gutes Zeichen.«
    Taran spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief.
    »Sollte sie tot sein?«, murmelte er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Medwyn. »Doch ich fürchte, wir müssen mit allem rechnen.«

Der schwarze See
    m Abend gab Medwyn dem Jungen und seinen Gefährten ein Fest. Offenbar war er nicht darauf eingerichtet, Menschen in seiner Wohnhütte zu bewirten. Der Tisch war kaum lang genug für alle; und da es keine Stühle gab, mussten sie sich mit Holzkloben behelfen.
    Medwyn saß an der Stirnseite des Tisches. Das Rehkitz war schlafen gegangen, die Wölfe kuschelten sich zu seinen Füßen und knurrten zufrieden vor sich hin. Auf der Lehne seines Stuhles hockte ein mächtiger goldgefiederter Adler, der jede Bewegung im Raum mit scharfen Augen beobachtete. Dem guten Fflewddur war es nicht ganz wohl in seiner Gegenwart, doch das tat seinem Appetit keinen Abbruch. Als er nach dem ersten Gang anfragte, ob er noch ein Stück Wildbret bekommen könnte, brach Medwyn in lautes Gelächter aus und erklärte ihm: »Wildbret? Das ist kein Fleisch, sondern Gemüse – freilich auf ganz besondere Art zubereitet.«
    »Was gibt’s da zu staunen?«, fragte Eilonwy den verdutzten Sänger. »Erwartest du etwa, dass er uns seine Schützlinge vorsetzt? Das wäre genauso, als würde man jemand zum Essen einladen, um ihn dann an den Bratspieß zu stecken.

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