Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
»dieses Silbernetz …«
»Davon möchte ich nichts mehr hören!«, entgegnete Eilonwy. Taran ließ sich nicht irremachen. »Glaub mir, ich hatte wirklich Sorge um dich«, beteuerte er. »Dein Pfeilzauber hat mich einfach vergessen lassen, das zu erwähnen. Wie du den Kesselkriegern entgegengetreten bist, das war tapfer von dir, alle Achtung!«
»Du hast ganz schön lang gebraucht, um mir das zu sagen«, erwiderte Eilonwy voller Genugtuung. »Nun, ich stelle mir vor, dass so was bei einem Hilfsschweinehirten langsamer geht als bei anderen Leuten. Offenbar hängt das mit deinem Beruf zusammen.«
»Damit kannst du recht haben«, meinte Taran. »Ich habe mir zu viel zugetraut, und nun sehe ich ein, dass ich nichts ohne fremde Hilfe vermag. Dem Schicksal sei Dank, das mir euch zu Gefährten gab – sonst käme ich nie im Leben nach Caer Dathyl!«
»Ach, da liegt der Hund begraben!«, rief Eilonwy so heftig aus, dass Fflewddur erschrocken aufschnarchte. »Du brauchst uns, damit wir dir weiterhelfen! Irgendwer muss dir die Pfeile und Schwerter schleppen und alles, was sonst zu tragen ist; wer es tut, ist dir gleichgültig. Weißt du was? Wir sind fertig, ich habe nichts mehr zu sagen!« Wütend zog sie den Mantel über den Kopf und stellte sich schlafend.
Taran wusste nicht, was er von ihren Worten halten sollte. »Zu Hause ist nie etwas geschehen, und nun geschieht alles auf einmal«, dachte er. »Irgendwie hab ich den Eindruck, dass ich es niemandem recht machen kann …« Seufzend machte er den Bogen schussbereit und begann mit der Wache. Allmählich kam schon der Tag herauf. Am Morgen musste der Junge feststellen, dass Gurgis Bein über Nacht viel schlimmer geworden war. Er verließ den Lagerplatz, um den Waldrand nach Heilpflanzen abzusuchen. Wie gut, dass Coll ihn auch in der Kräuterkunde unterwiesen hatte! Er machte einen feuchten Umschlag zurecht und wand ihn um Gurgis Bein.
Fflewddur hatte inzwischen begonnen, mit dem Dolch eine neue Landkarte in den Boden zu ritzen. Die Kesselkrieger, so erklärte er den Gefährten, hätten sie weit in das Ystrad-Tal abgedrängt. Wenn sie nun auf den ursprünglichen Pfad zurückkehren wollten, kostete sie das zwei volle Tage. »Da wir schon einmal so weit im Norden sind«, führte er weiter aus, »sollten wir lieber gleich den Ystrad überqueren und den Weg durch die Berge nehmen. Dort sind wir vor dem Gehörnten König sicher; und wenn wir gut ausschreiten, werden wir Caer Dathyl trotzdem früher erreichen als er.«
Taran stimmte dem neuen Plan zu. Melyngar sollte das Mädchen und den fiebernden Gurgi tragen, während Fflewddur und er die Waffen schleppten. Eilonwy vergaß ihren Vorsatz, nie mehr mit Taran zu sprechen, und sie bestand darauf, den Weg zu Fuß fortzusetzen.
In einem Tagesmarsch erreichten sie die Uferhöhen des Ystrad. Taran pirschte sich an den Rand des Steilhangs vor und erspähte im Tal eine mächtige Staubwolke, die sich von Süden heranbewegte. Als er den Gefährten davon berichtete, klopfte Fflewddur ihm auf die Schulter und sagte: »Wir sind ihnen zuvorgekommen! Ich hatte schon befürchtet, wir würden die Nacht abwarten müssen, um den Ystrad zu überqueren. Nun haben wir einen halben Tag gewonnen. Schnell jetzt, dann können wir noch vor Sonnenuntergang in den Adlerbergen sein!«
Die Harfe über den Kopf haltend, watete Fflewddur ins Wasser, die anderen folgten ihm. Zum Glück war der Ystrad an dieser Stelle ziemlich seicht, sie durchschritten ihn ohne Schwierigkeiten. Als sie am anderen Ufer ankamen, waren sie dennoch bis auf die Haut durchnässt, und die untergehende Sonne vermochte sie weder zu trocknen noch zu erwärmen.
Jenseits des Flusses klommen sie einige steile Felsenhänge empor. Vielleicht bildete Taran es sich bloß ein – doch je weiter sie in die Adlerberge vordrangen, desto leichter ließ es sich atmen. Dankbar sog er den trockenen, würzigen Duft der Fichten ein.
Ursprünglich hatte er gehofft, sie würden während der ganzen Nacht weiterwandern können, aber Gurgis Zustand verschlechterte sich von Stunde zu Stunde so sehr, dass sie schließlich anhalten mussten. Der Tiermensch sah elend aus, er schüttelte sich im Fieber. Nicht einmal von der Aussicht auf Reißen-und-Beißen ließ er sich ermuntern. Selbst Melyngar zeigte Mitleid mit ihm und leckte ihn zärtlich hinter dem Ohr ab.
Taran wagte es, ein kleines Feuer anzumachen. Mit Fflewddurs Hilfe legte er Gurgi daneben ins Moos. Während Eilonwy den Kopf des armen Burschen
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