Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
knurrend hinterdrein.
Verschreckt fuhr er aus dem Schlaf hoch. Die Nacht war dem Ende nahe, schon graute der Morgen hinter den Bäumen. Eilonwy atmete tief und regelmäßig, Gurgi wälzte sich stöhnend von einer Seite auf die andere.
Taran stützte den Kopf in die Hände und dachte nach. Was er im Traum erlebt hatte, lastete schwer auf ihm. Noch immer sah er die Pranken des Bären vor sich und die zähnefletschenden Wölfe.
Ihn schauderte. Ob sie nicht lieber nach Caer Cadarn gehen sollten?
Er blickte versonnen auf Gurgi und Eilonwy. Innerhalb weniger Stunden waren die Gefährten in alle Winde verstreut worden wie welkes Laub. »Nur wir drei sind noch übrig«, dachte er. »Doch wie lange noch? Falls wir den Kessel finden – falls wir ihn finden: Werden wir überhaupt in der Lage sein, ihn in Besitz zu nehmen und zu verteidigen? Und wie bringen wir ihn ohne fremde Hilfe nach Caer Cadarn?«
Trotzdem blieb er bei seinem Entschluss. Er erhob sich und schickte sich an, die Pferde zu satteln. Eilonwy wurde darüber wach, auch Gurgi rieb sich die Augen.
»Erhebt euch!«, drängte der Junge. »Wir müssen weg von hier, ehe die Häscher Arawns uns aufstöbern!«
»Das wird kaum zu vermeiden sein«, meinte Eilonwy. »Ich bin überzeugt davon, dass sie die Wege nach Caer Cadarn längst besetzt haben.«
»Aber nicht die, die nach Morva führen!«, erwiderte Taran.
»Was denn!«, rief Eilonwy. »Denkst du noch immer an die verfluchten Sümpfe? Selbst wenn wir den Schwarzen Kessel fänden, könnten wir ihn zu dritt nicht wegschleppen. Schade, dass Ellidyr nicht mehr da ist! Mit seiner Hilfe hätten wir es zur Not geschafft. Und alles bloß wegen seines albernen Pferdes!«
»Mir tut’s leid um ihn«, meinte Taran achselzuckend. »Adaon hat mir von einem Untier erzählt, das er im Traum auf Ellidyrs Schultern hocken sah. Allmählich verstehe ich, was der Traum zu bedeuten hat.«
Er schwang sich auf Melynlas, Gurgi und Eilonwy bestiegen Lluagor. Dann ritten sie schnell von der Lichtung weg, in südlicher Richtung nun.
Taran hoffte, die Marschen von Morva innerhalb eines Tages erreichen zu können, obzwar er den Weg nicht kannte. Es war Windstille, und kühl, auf den Zweigen der Sträucher lag Reif. Während sie durch den Wald ritten, fiel dem Jungen das große, glitzernde Netz einer Spinne auf, die eifrig damit beschäftigt war, es noch weiter auszuspinnen. Allenthalben gewahrte er emsiges Leben und Wirken. Eichhörnchen sammelten Wintervorräte. Ameisen bauten fleißig an ihrer Stadt. Er gewahrte sie alle, nicht so sehr mit den Augen als mit dem Herzen. Das fand er merkwürdig.
Die Luft schmeckte klar und prickelnd wie kalter Wein. Ohne zu überlegen, wusste der Junge, dass Nordwind aufkam. Und noch etwas spürte er – etwas, das ihn veranlasste, von der bisherigen Richtung abzuweichen.
»Dort drüben muss Wasser sein«, sagte er. »Trinkwasser. – Lasst uns die leeren Flaschen füllen!« Er unterbrach sich verdutzt, um dann fortzufahren: »Ja, es besteht kein Zweifel – dort drüben fließt Wasser.«
Sie gelangten nach einer Weile an einen munter sprudelnden Bach, dessen Ufer von Ebereschen gesäumt waren. Taran konnte sich nicht erklären, wie es gekommen war, dass er davon gewusst hatte. Plötzlich verhielt er sein Pferd und fasste sich an den Kopf. Auf einem Felsblock inmitten des Baches saß Fflewddur und kühlte die nackten Füße im Wasser.
Der Barde sprang auf und watete freudig zu ihnen herüber. Er wirkte zwar reichlich mitgenommen, doch schien er unverwundet.
»Welch ein Glück, dass ihr mich gefunden habt!«, rief er den Freunden zu. »Ich schäme mich zwar, es einzugestehen, aber ich habe mich schlicht und einfach verlaufen. Doli war plötzlich weg, und die Häscher Arawns waren auch weg. Da hielt ich es für das Beste, wenn ich zu euch zurückkehrte. Doch ich habe die Richtung verfehlt und mich ständig im Kreis bewegt. Was macht Adaon? Ich bin froh, dass ihr es geschafft habt!«
Der Barde verstummte in seiner Rede; er hatte es Taran angemerkt, was geschehen war. Nun senkte er traurig den Kopf und meinte: »Schade um Adaon! Es gibt wenige seines Schlages auf dieser Welt. Ich mache mir übrigens auch um den guten Doli Sorgen.«
Er seufzte und berichtete, was geschehen war.
»Zunächst sind wir Arawns Häschern davongaloppiert. Doli ist wie ein Irrer geritten. Bald sichtbar, bald unsichtbar, lockte er diese grässlichen Burschen hinter sich her, immer weiter weg von mir. Dann stürzte mein
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