Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
schon für Knechte Arawns gehalten!«
König Morgant schwang sich aus dem Sattel. Sein schwarzer Mantel war zerfetzt und mit Schlamm bespritzt. Den Anflug eines Lächelns um die Lippen, erwiderte er dem Jungen: »Du hast doch nicht etwa geglaubt, ihr könntet uns standhalten?«
Taran spürte, wie eine unerklärliche Unruhe in ihm aufkam. »Was wisst Ihr von Gwydion und dem alten Coll?«, erkundigte er sich hastig. »Seit dem Dunklen Tor sind wir ohne Nachrichten von ihnen. Adaon ist erschlagen – und Doli vermutlich auch.«
»Von Doli wissen auch wir nichts«, antwortete Morgant.
»Aber Fürst Gwydion und der alte Coll sind heil und gesund. Sie haben sich gleichfalls aufgemacht, euch zu suchen – freilich mit weniger Glück als ich.«
Wieder lächelte Morgant flüchtig, dann fuhr er fort: »Arawns Häscher haben uns in der Nähe des Dunklen Tores hart zugesetzt. Schließlich gelang es uns, sie zurückzuschlagen. Dann sind wir nach Caer Cadarn geritten, wo Gwydion euch zu treffen hoffte. Auf halbem Weg dorthin hat uns die Kunde von eurem eigenmächtigen Zug in die Marschen von Morva erreicht. – Ich muss sagen, du hast einen kühnen Entschluss gefasst, Taran von Caer Dallben; doch war dein Handeln vorschnell und unbedacht. Weißt du nicht, dass ein Kriegsmann dem Feldherrn in allen Dingen Gehorsam schuldet?«
»Uns blieb keine andere Wahl, Herr«, erwiderte Taran. »Hättet Ihr anders gehandelt an meiner Stelle?«
Der König nickte. »Ich mache dir keinen Vorwurf daraus. Was geschehen ist, ist geschehen. Die Nachricht von eurem Zug nach Morva verdanken wir übrigens einem Unterirdischen: Gwystyl hat sie uns überbracht. Daraufhin haben der Fürst und ich uns getrennt, um nach euch zu suchen.«
»Gwystyl?«, rief Eilonwy überrascht. »Das hätte ich ihm nie zugetraut, diesem lahmen Burschen, der sich am liebsten in seinem Bau verkriecht und von der Welt ringsum nichts sehen und hören will!«
»Du kennst Gwystyl nicht«, sagte Morgant. »Von allen Wegposten König Eiddilegs ist er einer der tapfersten und erfahrensten. Deshalb hat ihn der Zwergenkönig ja mit dem Stützpunkt betraut, der am dichtesten an der Grenze Annuvins liegt. Wenn du ihn für einen lahmen Burschen gehalten hast, so beweist das nur, dass er sich ausgezeichnet verstellen kann.«
»Und was ist aus dem Schwarzen Crochan geworden?«, fragte der Junge.
»Um den brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ellidyr hat geschafft, was euch nicht geglückt ist: Er hat ihn aus Morva herausgebracht. Wir fanden den Prinzen unweit des Flusses Tevvyn. Er hat uns berichtet, dass Taran ertrunken sei, während ihr Übrigen euch in alle Winde zerstreut hättet. Er aber, Ellidyr, habe den Schwarzen Kessel aus Morva herausgebracht.«
»Dieser Lügner!«, rief Eilonwy zornig.
»Sei still!«, fiel ihr Taran ins Wort.
»Nein, ich will reden!«, erwiderte Eilonwy. »Und ich werde reden! Fühlst du dich etwa noch immer an diesen erbärmlichen Eid gebunden, zu dem Ellidyr uns gepresst hat?«
»Was bedeutet das?« König Morgant musterte Taran aus schmalen Augen.
»Ich werde dir sagen, was das bedeutet!«, rief Eilonwy. »Taran ist es, dem der Crochan gehört, er hat teuer dafür bezahlen müssen. Wir haben den Kessel gemeinsam mit ihm aus den Marschen von Morva herausgeschleppt und uns redlich damit geschunden – bis Ellidyr zu uns stieß. Unter dem Vorwand uns helfen zu wollen hat er sich des Crochans bemächtigt! Was er getan hat, war schnöder Raub. So und nicht anders ist es gewesen, das darf nicht verschwiegen werden!«
»Spricht sie die Wahrheit?«, fragte der König.
Da Taran ihm keine Antwort gab, nickte er und fuhr nachdenklich fort. »Ich glaube, dass sie die Wahrheit gesagt hat, auch wenn du es nicht bestätigst, Taran von Caer Dallben. Viel von dem, was Prinz Ellidyr uns berichtet hat, hatte ohnehin einen falschen Klang. Ich bin, wie du weißt, ein Krieger und kenne mich in den Menschen einigermaßen aus. Wenn du Ellidyr gegenüberstehst, wird sich die Wahrheit von ganz allein erweisen. Komm auf mein Ross, wir reiten ins Lager! Die Aufgabe ist erfüllt, der Crochan ist in meiner Hand.«
Morgants Krieger ließen auch die übrigen Gefährten aufsitzen und brachten sie in ihr Lager, das sich auf einer im Wald gelegenen Lichtung befand, die ringsum von undurchdringlichem Dickicht umgeben war. Den einzigen Zugang bildete eine tiefe Felsenschlucht, die sich leicht verteidigen ließ.
Unter den Pferden, die unweit der Zelte angepflockt waren,
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