Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
ihn.«
»Dann hat er uns in den Wald gejagt«, sagte Fflewddur.
»Nie habe ich einen Menschen so wütend gesehen. Er fluchte und schrie, dass wir Räuber und Eidbrecher seien und dass er es satt habe, überall bloß der Zweite zu sein.«
Taran schüttelte traurig den Kopf. »Ich fürchte, das schwarze Ungeheuer hat ihn verschlungen. Im Grund tut er mir leid.«
»Wäre er nicht mit dem Schwert auf uns losgegangen, dann täte er mir noch mehr leid!«, murmelte Fflewddur.
»Anfangs habe ich ihn gehasst«, sagte Taran. »Doch in der kurzen Zeit, da ich Adaons Spange trug, lernte ich ihn verstehen. Unglücklich ist er, der Ehrgeiz peinigt ihn bis aufs Blut. Vielleicht hatte er nicht ganz unrecht, als er mir vorwarf, auch mir gingen Ehre und Ruhm über alles.«
»Gib nichts auf sein Gerede!«, rief Eilonwy. »Nach allem, was er uns angetan hat, hat er kein Recht dazu, dich oder sonst wen zu tadeln!«
»Und doch!«, sagte Taran versonnen. »Ellidyr hat die Wahrheit gesprochen.«
»Hat er das?«, fragte Eilonwy überrascht. »Vergiss nicht, dass er uns alle um seiner Ruhmsucht willen getötet hätte …«
»… wenn es uns nicht gelungen wäre, ihm zu entfliehen!«, fuhr Fflewddur fort. »Als wir nach einer Weile zurückkehrten, waren die Pferde, der Schwarze Crochan und Ellidyr über alle Berge. Wir gingen sofort daran, den Fluss nach dir abzusuchen. Du warst nicht weit weg – doch es will mir noch immer nicht in den Kopf, wie ein einzelner Mensch so viel Wasser schlucken kann.«
»Wir müssen Ellidyr finden!«, rief Taran. »Wir dürfen ihm den Crochan auf keinen Fall überlassen! Ihr hättet ihn ohne Rücksicht auf mich verfolgen müssen!« Er bemühte sich, auf die Beine zu kommen. »Los, los, keine Zeit verlieren – wir müssen ihm nachsetzen!«
Fflewddur schüttelte den Kopf und entgegnete: »Ich fürchte, das geht nicht. Er hat keine Spuren hinterlassen, noch haben wir die geringste Ahnung von seinen Plänen. Drittens hat er einen gewaltigen Vorsprung vor uns und viertens, so ungern ich das auch ausspreche: Viertens bezweifle ich stark, dass wir ihm gewachsen wären.«
Taran starrte ins Feuer. »Auch du sprichst die Wahrheit«, sagte er. »Alles, was wir gewagt und versucht haben, war vergebens. Vergebens haben wir Adaons Spange und unsere Ehre drangegeben. Der Schwarze Crochan ist verloren, wir kehren mit leeren Händen zurück. Ellidyr hatte vermutlich recht: Es kommt einem Schweinejungen nicht zu, mit einem Prinzen zu wetteifern.«
»Einem Schweinejungen!«, rief Eilonwy aufgebracht. »Seit wann sprichst du in dieser Weise von dir, Taran? Einerlei, was geschehen ist: Du bist kein gewöhnlicher Schweinejunge, das weißt du so gut wie ich, und das solltest du nie vergessen!«
Taran blieb eine Weile stumm; dann hob er den Kopf und blickte das Mädchen an. »Adaon hat mir einmal gesagt, es sei ehrenvoller, ein Feld zu pflügen, als es mit Blut zu tränken. Mag Ellidyr den Crochan behalten, ich neide ihm seinen Ruhm nicht! Auch ich werde Ehre suchen – aber ich werde sie dort suchen, wo es die wirklichen Ehren zu holen gibt.«
Sie verbrachten die Nacht im Wald. Am nächsten Morgen wandten sie sich nach Süden, das Land wurde zunehmend freundlicher. Da sie weder Häscher noch Gwythaints sahen, ließen sie mit der Zeit alle Vorsicht außer Acht. Es war schon so, wie der Barde vermutet hatte: Arawn und seinen Kriegern ging es nur um den Schwarzen Crochan und nicht um das jämmerliche Häuflein der Gefährten. Taran trottete stumm dahin, mit gesenktem Kopf. Der Wind schmeckte bitter und wehte ihm welkes Laub ins Gesicht. Der Junge achtete nicht darauf. Er war viel zu sehr mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigt.
Als sie am frühen Nachmittag eine weite, offene Fläche überquerten, merkte Taran, dass sich zwischen den Bäumen am jenseitigen Waldrand etwas bewegte. Gefahr witternd, trieb er die Freunde zur Eile an. Bevor sie das nächste Dickicht erreichten, brach ein Reitertrupp aus dem Wald hervor und kam auf sie zugesprengt. Taran und Fflewddur zückten die Schwerter, Gurgi riss einen Pfeil aus dem Köcher. Da stieß Fflewddur plötzlich einen lauten Ruf aus und fuchtelte aufgeregt mit dem Schwert herum.
»Die Waffen nieder, wir sind in Sicherheit! Das sind Morgants Krieger, sie tragen die Farben von Madoc!«
Die Reiter brausten heran, an ihrer Spitze der dunkelbärtige König. Taran eilte auf Morgant zu und beugte das Knie.
»Dem großen Belin sei Dank!«, rief er aus. »Wir hatten euch
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