Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
»Als ich ein Riese war«, murmelte er, »da war doch alles viel besser.«
König Rhun sattelte seinen Apfelschimmel. Und da Coll, der Gwydion ebenfalls begleiten wollte, den Rotfuchs Llamrei nahm, musste Glew zusammen mit Gurgi auf dessen zerzaustem Pony reiten – allen drei war dies höchst unangenehm. Taran und Coll fehlten. Sie suchten in Ställen, Schuppen und in der Schmiede nach Waffen.
»Wenig genug haben wir ja«, erklärte Coll. »Diese Speere hier haben mir als Bohnenstangen gute Dienste geleistet«, fügte der stämmige Krieger bedauernd hinzu. »Ich hatte gehofft, ich würde sie nie mehr für etwas anderes benutzen müssen. Und die einzige Klinge, die ich Gwydion geben kann, ist völlig verrostet, weil ich eines der Apfelbäumchen damit gestützt habe. Außer meiner Lederkappe, gibt es auch keine Helme – und in ihr brüten die Sperlinge. Ich will sie nicht stören. Gut, dass mein alter Schädel hart genug ist«, fügte er grinsend hinzu.
»Aber du, mein Junge, siehst aus, als wenn dir die Rüben erfroren wären.« Coll hatte sehr wohl Tarans sorgenvolles Gesicht bemerkt. »Dabei«, fuhr er fort, »erinnere ich mich genau an die Zeit, als ein gewisser Hilfsschweinehirt Feuer und Flamme gewesen wäre, hätte er mit Fürst Gwydion reiten dürfen.«
Taran lächelte. »Ich würde selbst nach Annuvin reiten, wenn Gwydion es zulassen würde. Was du sagst, ist wahr, alter Freund. Für den Jungen, der ich einst war, wäre dies ein kühnes, ruhmvolles Abenteuer. Doch habe ich gelernt, dass das Leben eines Menschen schwerer wiegt als Ruhm und dass der Preis, den man mit Blut bezahlt, sehr hoch ist. Mein Herz ist schwer«, fügte er hinzu. »Vor langer Zeit bist du einmal nach Annuvin geritten, um Hen Wen zurückzuholen, die man dir gestohlen hatte. Sage mir: Welche Aussichten hat Gwydion allein in Arawns Reich?«
»Kein Mann hat bessere«, sagte Coll und nahm die Speere auf.
Noch bevor es Taran klar war, dass der alte Krieger ihm eigentlich gar keine Antwort auf seine Frage gegeben hatte, war Coll verschwunden.
Caer Dallben lag weit hinter ihnen, und der Tag neigte sich, als die Gefährten tief im Waldesdunkel rasteten.
Eilonwy warf sich glücklich auf den Boden.
»Es ist lange her, dass ich auf unbequemen Wurzeln und Steinen geschlafen habe!«, rief sie fröhlich. »Was für eine angenehme Abwechslung nach diesen weichen Betten!«
Gwydion erlaubte, dass ein Feuer entzündet wurde. Und während sich Coll um die Pferde kümmerte, öffnete Gurgi seinen ledernen Vorratsbeutel, der niemals leer wurde, und verteilte das kärgliche Mahl. Die Gefährten schwiegen. Sie waren steif von der Kälte und von dem langen Tagesritt. Doch König Rhun hatte seine gute Laune nicht verloren. Die anderen drängten sich um die hellen Flammen, er aber zeichnete mit einem Zweig Linien auf den Boden.
»Diese Hafenmauer«, sagte er eifrig. »Ich glaube, ich weiß jetzt, was schiefgelaufen ist. Ja, genau. Und so müsste man die Sache anfangen.«
Taran saß auf der anderen Seite des Feuers und sah die leuchtenden Augen Rhuns und sein unbekümmertes Gesicht. Aber Rhun, das fühlte Taran, war nicht mehr der schwache Prinz, den er auf der Insel Mona kennengelernt hatte. Genau wie Rhun sich in seine Baupläne verbissen hatte, so hatte sich Taran in seine Arbeit an der Esse, am Webstuhl und am Töpferrad verbissen. Und war Rhun gereift, während er ein Königreich regierte, so war es Taran durch seine Arbeit unter den tüchtigen Leuten der Freien Commots. Er betrachtete Rhun nun mit anderen Augen.
Der König von Mona sprach weiter über seinen Plan und Taran verfolgte die Zeichnung auf der Erde genauer. Er lächelte. Etwas hatte sich nicht geändert, merkte er. Wie früher überstiegen die Pläne des Königs von Mona weit seine Fähigkeiten.
»Ich fürchte, deine Mauer wird einstürzen, wenn du sie so baust«, sagte Taran und lachte gutmütig. »Schau her.« Er deutete auf die Zeichnung. »Die schweren Steine müssen tiefer in den Boden versenkt werden. Und hier …«
»Erstaunlich!« Rhun schnippte begeistert mit den Fingern. »Richtig! Du wirst mit mir nach Mona kommen und mir helfen!« Er begann sofort neue Linien zu zeichnen und war so eifrig bei der Sache, dass er beinahe kopfüber in die Flammen gestürzt wäre.
»Oh, großer, lieber Herr!«, schrie Gurgi, der dem Gespräch aufmerksam gefolgt war, ohne jedoch genau zu verstehen, was die Freunde besprachen. »Oh, kluges Bauen und Planen! Gurgi möchte auch so klug
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