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Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Titel: Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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eintreten. Vielleicht wirst du eines Tages dazugehören.«
    »Oh, Weisheit edler Sänger!«, rief Gurgi. Vor Staunen fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. »Es macht Gurgis armes, zartes Haupt ganz durcheinander mit Wirbeln und Zwirbeln! Wehe, wehe, wer wenig Weisheit hat! Er wird auf Reißen-und-Beißen verzichten, sie zu erlangen!«
    Taliesin legte die Hand auf die Schulter der Kreatur.
    »Glaubst du denn, du hättest keine Weisheit?«, fragte er. »Das stimmt nicht. Die Weisheit kann so verschieden sein wie das Muster, das ein Webstuhl fertigt. Deine Weisheit ist die eines guten und selbstlosen Herzens. Selten ist sie und von großem Wert.
    Dies ist auch die Weisheit Colls Sohn des Collfrewr«, sagte der große Barde. »Bei ihm kommt noch hinzu die Weisheit der Erde, die Gabe, unfruchtbaren Boden zu beleben und für reiche Ernte zu bereiten.«
    »Mein Garten tut dies, nicht ich«, protestierte Coll. Sein kahler Schädel hatte sich leicht gerötet – vor Freude und vor Bescheidenheit. »Und wenn ich daran denke, wie ich ihn zurückgelassen habe, dann werde ich wohl lange auf eine nächste Ernte warten müssen – wann immer das auch sein mag.«
    »Ich sollte Weisheit auf der Insel Mona lernen«, warf Eilonwy ein. »Deswegen hat mich Dallben dorthin geschickt. Aber alles, was ich gelernt habe, ist handarbeiten, kochen und Knickse machen.«
    »Lernen bedeutet nicht dasselbe wie Weisheit«, unterbrach Taliesin mit einem freundlichen Lachen. »In deinen Adern, Prinzessin, fließt das Blut der Zauberinnen von Llyr. Deine Weisheit mag die verborgenste von allen sein, denn du weißt, ohne zu wissen; so wie das Herz weiß, wie es schlagen muss.«
    »Und was meine Weisheit betrifft«, sagte Taran. »Ich war mit deinem Sohn zusammen, als er starb. Er gab mir eine Spange von großer Kraft. Solange ich sie trug, wurde mir Vieles klar, und was verborgen war, enthüllte sich mir. Die Spange gehört mir nicht mehr, falls sie mir überhaupt jemals gehört hat. Was ich einst wusste, ist mir heute nur noch wie ein Traum und wird mir immer unerreichbar bleiben.«
    Ein Schatten zog über Taliesins Gesicht.
    »Es gibt Menschen«, sagte er ruhig, »die erst den Verlust erfahren müssen, die Verzweiflung und den Kummer. Von allen Pfaden, die zur Weisheit führen, ist dieser der grausamste und längste. Gehörst du zu denen, die ihm folgen müssen? Das weiß nicht einmal ich selbst. Wenn es stimmt, dann sei trotzdem nicht mutlos. Die, die ihn bis zu Ende gehen, erringen nicht nur Weisheit allein. Eine grobe Wolle wird zu Stoff, der körnige Ton wird zu einem Gefäß – genauso verändern die Menschen sich und erreichen Weisheit, die anderen nützt – und was sie geben können ist größer, als was sie gewinnen.«
    Taran wollte etwas erwidern, doch der Klang eines Horns schallte vom mittlerem Turm herüber, und Rufe erhoben sich unter den Wachmannschaften der Türme. Sie kündigten die Ankunft von König Pryderis Heer an. Taliesin führte die Gefährten eine breite Treppe hinauf auf eine Plattform über der Halle der Überlieferung, von wo aus sie weit ins Land blicken konnten.
    Taran erspähte zunächst nur den Widerschein der untergehenden Sonne auf Zeilen von Speeren, die das ganze Tal erfüllten. Dann brachen Berittene aus der Masse der Krieger und galoppierten über die schneebedeckte Ebene. Gegen den Hintergrund hügeliger Wiesen hob sich die Gestalt ihres Anführers, der in Rot, Schwarz und Gold gekleidet war, scharf ab, und das Sonnenlicht funkelte auf seinem goldenen Helm. Taran konnte nicht länger zusehen, denn die Wachen riefen nach den Gefährten, damit sie sich in der Großen Halle versammelten. Gurgi ergriff hastig die Fahne mit dem Weißen Schwein und stürzte hinter Taran her zur Großen Halle. Man hatte einen langen Tisch in den riesigen Saal gestellt. An seinem oberen Ende saß König Math, ihm zur Seite Gwydion. Taliesin nahm zu Gwydions Linken Platz; zur rechten Hand neben Math stand ein leerer Thron, der die Farben von König Pryderis Haus trug. Zu beiden Seiten saßen die Fürsten aus dem Hause Don, die Cantref-Fürsten und Feldherren.
    An den Wänden der Halle standen die Fahnenträger. Gurgi sah sich verängstigt um, doch als ihm Gwydion ein Zeichen gab, reihte er sich zwischen sie ein. Die arme Kreatur sah verschüchtert und erschreckt aus zwischen den grimmigen Kriegern. Aber die Freunde warfen ihm aufmunternde Blicke zu, und Coll grinste ihn so breit an und zwinkerte ihm zu, dass Gurgi seinen zottigen Kopf

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