Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
Preis zu zahlen.«
Er runzelte die Stirn und rieb das Kinn mit dem Rücken seiner behandschuhten Hand. Seine grauen Augen zogen sich zusammen. Er blickte über das Tal und ähnelte in diesem Augenblick einem grauen Wolf, der seinen Feind wittert.
»Fürst Pryderi ist überheblich«, murmelte er.
Gwydion wandte sich abrupt an seine Feldherren. »Ich werde die Belagerung nicht abwarten. Würde ich es tun, wäre das die sichere Niederlage. Pryderi hat genug Krieger, um uns völlig zu überwältigen. Wir werden uns vor den Mauern der Burg zum Kampf stellen, und wir werden die anrollende Woge von Soldaten zurückschlagen, bevor sie ihren Höhepunkt erreicht hat. Math Sohn des Mathonwy wird die Verteidigung innerhalb der Mauern befehligen. Nur im Äußersten, wenn es unbedingt sein muss, werden wir uns in die Mauern zurückziehen und von dort aus Widerstand leisten.«
Gwydion sah lange auf die Gebäude und Türme der Burg, die nun in den ersten Strahlen der Sonne aufleuchteten. »Die Söhne von Don haben Caer Dathyl mit ihren eigenen Händen nicht nur als Schild gegen Arawn, sondern zum Schutz der Weisheit und der Schönheit Prydains erbaut. So wie ich alle meine Kräfte sammele, Pryderi zu vernichten, so möchte ich alle Kräfte einsetzen, Caer Dathyl vor Zerstörung zu bewahren. Vielleicht erreichen wir beides, vielleicht verlieren wir beides. Doch wir dürfen nicht wie schwerfällige Ochsen kämpfen, sondern schnell und verschlagen wie Wölfe und Füchse.«
Der Prinz von Don besprach sich rasch mit den Feldherren und gab klare Anweisungen. Taran fühlte sich unsicher. Als Junge hatte er davon geträumt, als Mann seinen Platz unter Männern zu haben; und er hatte sich stark genug dafür gefühlt. Doch jetzt, zwischen den grauen, schlachtenerfahrenen Kriegern, schien ihm seine Stärke gering, sein Wissen lückenhaft.
Coll spürte seine Gedanken und zwinkerte ihm aufmunternd zu. Taran wusste, dass der untersetzte Alte genau Gwydions Worten gefolgt war. Aber, so vermutete Taran, ein Teil seines Herzens beschäftigte sich mit seinen Rüben.
Fast den ganzen Morgen blieben die Truppen Pryderis an ihrem Platz. Die Verteidiger aber formierten in aller Eile ihre Kampfreihen. Jenseits der Mauern von Caer Dathyl und in einiger Entfernung standen schwer bewaffnete Krieger, die den ersten Ansturm Pryderis auffangen sollten. Gwydion würde sie selbst befehligen. Fflewddur und Llyan hielten gemeinsam mit Taliesin und einer Gruppe Kriegsbarden einen Posten auf der anderen Seite des Tals. Die Reiter aus den Commots würden an den Flan ken von Pryderis Heer stehen und Breschen in die anrollende Woge schlagen, um die Wucht und die Stärke des Ansturms zu mindern.
Taran und Coll, die eine Truppe führen sollten, und Llassar, der eine andere befehligte, galoppierten auf ihre Posten. Gurgi trieb die Fahne des Weißen Schweins in den gefrorenen Boden, um den Sammelpunkt zu markieren. Die arme Kreatur war schweigsam und zitterte in ihrer weiten Jacke.
Taran spürte, wie der Feind jede ihrer Bewegungen genau verfolgte, und eine sonderbare Unrast, vermischt mit Angst, erfüllte ihn, dass er sich gespannt wie eine Bogensehne fühlte.
Gwydion kam auf Melyngar herangeritten, um einen letzten Blick auf die Schlachtenreihen der Commot-Männer zu werfen, und Taran schrie ihm entgegen: »Warum wartet Pryderi? Macht er sich über uns lustig? Sind wir nicht mehr als Ameisen für ihn, die sich an einem Hügel abmühen und die er nach Belieben zertreten kann?«
»Geduld«, antwortete Gwydion freundlich, aber bestimmt. »Ihr seid Schwerter, die meinen Händen helfen. Lasst euch nicht zerstreuen. Bewegt euch rasch. Verweilt nicht zu lange bei einem Angriff, sondern beginnt viele.«
Er reichte Taran, Coll und Gurgi die Hand. »Lebt wohl«, sagte er. Dann schwang er Melyngar herum und ritt zu seinen Kriegern zurück.
Taran sah ihm nach, bis er verschwunden war, dann heftete er die Augen auf die entfernten Türme von Caer Dathyl. Eilonwy und Glew waren auf Befehl in der Burg zurückgeblieben und standen unter dem Schutz des Hochkönigs. Taran bemühte sich vergeblich, die Prinzessin auf der Mauerkrone zu entdecken. Was sie für ihn empfinden mochte, wusste er jetzt ebenso wenig wie in Caer Dallben; damals hatte er beinahe gesprochen, doch dann war er plötzlich wie von einer Woge ergriffen und fortgeschickt worden, um Truppen zu sammeln, ohne dass er sich verabschieden konnte. Sehnsucht stieg in ihm hoch und Bedauern über seine unausgesprochenen
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