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Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Titel: Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Jenseits der hohen Mauern und jenseits des hässlichen, unheimlichen Eisentores erblickte er in dem weiten Hof die Halle der Krieger, wo einst der Zauberkessel gestanden hatte. Arawns Große Halle lag da wie ein glänzender, polierter schwarzer Marmorblock, und darüber wehte die Flagge des Todesfürsten.
    Der Anblick und der Hauch des Todes, der über der Festung wehte, trafen ihn. Ihm wurde schwindlig, und die Schatten machten ihn beinahe blind. Höher stieg er hinauf. Kämpfende Gestalten drängten sich in den Höfen, und das Getöse von Waffen und das Geschrei der Krieger drang an sein Ohr. Männer überstiegen die westlichen Mauern. Das Finstere Tor selbst war aufgebrochen. Und Taran glaubte sogar die weiße Flanke und die goldene Mähne von Melyngar und die hoch aufgerichteten Gestalten von Gwydion und Taliesin zu unterscheiden. Die Commot-Leute hatten nicht versagt! Arawns Mordknechte, die bleichen Krieger, waren aufgehalten worden, und der Sieg gehörte Gwydion. Doch als Taran sich umwandte, um die gute Nachricht den Freunden zuzurufen, erstarrte er. Von Süden her näherte sich im Eiltempo die Armee der Kesselkrieger mit dröhnenden Eisenstiefeln den schweren Toren. Die Hörner der Feldherren ertönten und schrien nach Rache.
    Taran sprang zu den Freunden hinunter. Doch die Felsplatte zerbarst und gab unter ihm nach. Er stürzte. Eilonwys Schreckensruf drang in sein Ohr, und die scharfkantigen Steine schienen ihm entgegenzuwirbeln.
    Verzweifelt versuchte er sich an ihnen festzuklammern, um seinen Fall zu bremsen. Mit aller Kraft krallte er sich in die glatte Felswand. Die scharfen Kanten gruben sich in seine Handflächen und das Schwert, das sich vom Gürtel gelöst hatte, polterte in die Tiefe. Doch er fiel nicht weiter.
    Er sah die versteinerten Gesichter seiner Freunde und wusste, er war außer aller Reichweite. Seine Muskeln zitterten vor Anstrengung, seine Lungen schienen zu bersten, aber er versuchte sich einen Weg nach oben zu erkämpfen.
    Sein Fuß glitt aus, und er drehte sich, um das Gleichgewicht wiederzugewinnen. Und dann sah er es: Von dem Gipfel des Drachenberges stürzte ein Gwythaint genau auf ihn herab.

Der Todesfürst
    er Gwythaint, größer und mächtiger, als Taran jemals einen zuvor gesehen hatte, schrie und schlug so kraftvoll mit den Flügeln, dass Taran den Eindruck hatte, er befinde sich in einem Sturm. Dann sah er den gebogenen, weit geöffneten Schnabel und die blutroten Augen. Im nächsten Augenblick schlugen die Klauen des Vogels in seine Schultern. Der grausame Vogel kam ihm so nahe, dass der Gestank seiner Federn unangenehm in Tarans Nase stach. Am Kopf hatte er eine böse Narbe einer alten Wunde.
    Taran wandte das Gesicht ab und wartete auf den Todesstoß. Aber der Gwythaint hackte nicht zu. Stattdessen zog er Taran so kraftvoll vom Felsen weg, dass dieser nicht standhalten konnte. Auch schrie der Gwythaint nicht mehr, sondern gab sanfte, einschmeichelnde Laute von sich. Die Augen blickten nicht mehr wütend, sondern zeigten den Ausdruck des Wiedererkennens.
    Der Vogel schien ihn zu drängen, den festen Halt loszulassen. Und da stieg plötzlich die Erinnerung an seine Jugendjahre in Taran auf. Er sah wieder einen ganz jungen Gwythaint, der sich in einem Dornengebüsch verfangen hatte, schwer verwundet und vom Tode gezeichnet. War dies das zerzauste Federknäuel, das er damals vor dem Tod bewahrt hatte? Kam das Tier, um nun eine Schuld zu vergelten, die es so lange im Gedächtnis bewahrt hatte? Taran wagte nicht zu hoffen, und doch, als er so am Felsen hing und zusehends schwächer wurde, war dies seine letzte Hoffnung. Er öffnete die Finger und ließ sich fallen.
    Das Gewicht zog den Gwythaint zur Erde. Unter Taran öffnete sich der Abgrund. Doch der Vogel bewegte mit aller Kraft die Flügel und trug Taran höher und höher. Mit regelmäßigem Flügelschlag stieg der riesige Vogel, öffnete schließlich seine Klauen und setzte Taran auf dem Gipfel des Drachenberges nieder.
    Achren hatte die Wahrheit gesprochen. Der kurze, sanfte Abstieg lag vor ihm, frei und ohne Hindernis führte er bis vor das Eiserne Tor. Dieses öffnete sich nun, und die Kesselkrieger strömten nach Annuvin hinein.
    Die schrecklichen stummen Krieger hatten ihre Schwerter gezogen. In diesem Augenblick bemerkten die Leute Gwydions in der Burg den Feind. Verzweiflungsschreie erhoben sich aus den Reihen der Söhne von Don.
    Eine Abteilung der Kesselkrieger hatte die einsame Gestalt Tarans auf dem Berggipfel

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