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Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Titel: Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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hineingewagt, und ich kann ihre Worte weder beweisen noch widerlegen. Aber ich habe schon Berge gesehen, die auf der einen Seite steil und unüberwindlich aussahen, und auf der anderen konnte man ganz gemütlich hinuntergehen, ohne die mindeste Gefahr zu laufen. Sie könnte also die Wahrheit sagen.«
    »Aber sie könnte versuchen uns loszuwerden, indem sie uns den gefährlichsten und weitesten Weg zeigt«, warf der Barde ein. »Diese Abgründe mit Gebeinen lassen mich erschaudern. Ich kann mir vorstellen, dass Achren entzückt wäre, wenn einige der Knochen von uns wären. Sie sorgt für ihren eigenen Vorteil, da könnt ihr ganz sicher sein.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ein Fflam ist ohne Furcht, aber wenn ich mit Achren zu tun habe, will ich lieber vorsichtig sein.«
    Taran schwieg. Er versuchte eine weise Entscheidung zu treffen und spürte aufs Neue die Last, die ihm Gwydion aufgebürdet hatte und die seine Kräfte überstieg. Achrens Gesicht war wie eine wächserne Maske. Nichts konnte er in ihm lesen. Mehr als einmal hatte sie die Freunde töten wollen, doch als ihre Macht gebrochen war, hatte sie Dallben treu gedient. Das wusste er.
    »Ich glaube«, sagte er langsam, »dass uns nichts übrig bleibt, als ihr zu vertrauen, solange sie uns keinen Anlass gibt, der ihre Worte Lügen straft. Ich fürchte sie wie wir alle. Doch soll mich die Angst nicht blind machen, einen Ausweg zu erkennen.«
    »Du hast recht«, stimmte Eilonwy zu. »Ich glaube, dass du wenigstens in diesem Fall völlig recht hast. Ich gebe zu, dass Achren zu trauen, so ist, als wenn man eine Hornisse auf der Nase dulden würde. Doch manchmal wird man nur gestochen, wenn man versucht, sie zu verjagen – die Hornisse, meine ich.«
    Taran ging zu Achren. »Führe uns zum Drachenberg. Wir werden dir folgen.«
    Ein weiterer Tagesmarsch führte die Freunde durch ein unwirtliches Tal, das am Fuß des Drachenberges lag. Der Gipfel trug seinen Namen zu Recht, denn seine Form war die eines Ungeheuers mit einem gezackten Kamm auf dem mächtigen Kopf und mit weit aufgerissenem Rachen. Die Hänge an den Seiten glichen ausgebreiteten Flügeln. Die gigantischen Steinblöcke, die den Rumpf bildeten, waren schwarz und gezeichnet mit stumpfen roten Flecken. Vor diesem letzten Hindernis, das über ihnen hing, als wollte es jeden Augenblick niederstürzen, hielten die Gefährten an. Achren bedeutete den Kriegern weiterzugehen.
    »Es gibt andere, leichtere Wege«, sagte sie und führte sie über ein schmales Felsband, das sich an den steilen Felswänden entlangzog, »aber sie sind länger. Außerdem sind diese Wege von Annuvin her einzusehen. Dieser Pfad ist nur Arawn selbst und seinen vertrautesten Dienern bekannt. Und mir, denn ich habe ihnen die geheimen Wege des Drachenberges gezeigt.«
    Taran begann bald zu fürchten, Achren hätte sie getäuscht, denn der Pfad stieg so steil an, dass Männer und Pferde nur mit Mühe einen festen Halt fanden. Achren schien sie tief in den Berg hineinzuführen. Mächtige Felsplatten wölbten sich wie Arkaden über den Himmel. Bisweilen lief der Weg an gähnenden Abgründen entlang, und mehr als einmal strauchelte Taran, wenn ihn ein eisiger Windstoß ergriff und gegen die Felswand warf. Sein Herz pochte, und er wurde schwindlig bei dem Anblick der grundlosen Schlünde, die sich vor seinen Füßen öffneten. Entsetzt klammerte er sich an den rauen, scharfkantigen Fels. Achren schritt ohne zu zögern voran.
    Nur manchmal drehte sie sich um und blickte Taran spöttisch an.
    Der Pfad stieg weiter. Doch war er nun weniger steil, da er nicht mehr dem Hang folgte, sondern in sich zurückzulaufen schien. Die Gefährten kamen nur langsam höher. Die riesigen klaffenden Kiefer des Drachenkopfes hingen drohend über ihnen, und der Saumpfad, der oft von bizarren Felsbrocken verborgen gewesen war, lag völlig frei. Sie waren fast am höchsten Punkt der Drachenschulter angelangt, als Kaw, der immer den Weg auskundschaftete, zurückkehrte und außer sich schien.
    »Gwydion! Gwydion!«, krächzte er aufgeregt. »Annuvin! Schnell!«
    Taran kletterte hastig das letzte Wegstück hinauf und versuchte angestrengt einen Blick von der Festung zu erhaschen. Hatten die Söhne aus dem Hause Don bereits den Angriff auf Annuvin begonnen? Hatten die Krieger Gwydions selbst die Kesselkrieger überholt? Tarans Herz hämmerte, und er kletterte weiter und weiter, so rasch er konnte. Und plötzlich lagen die finsteren Türme von Arawns Burg unter ihm.

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