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Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Titel: Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Großen Halle, da sie wussten, dass der König eher mitspielen als sie verscheuchen würde.
    »Meine Krone ist eine einzige Last!«, rief Fflewddur. »Das heißt, sie wäre es, wenn ich sie je tragen würde. Doch ein Fflam ist pflichtbewusst! Meine Untertanen brauchen mich, damit dieses gewaltige Königreich mit fester Hand und wachsamem Auge regiert wird.«
    Nichtsdestotrotz lag ihm ein geheimer Wunsch ganz nahe am Herzen. Er sehnte sich danach, als wandernder Barde umherzuziehen.
    »Ein Fflam ist fleißig!«, erklärte er. »Ich werde als Barde so berühmt werden, wie ich es als König schon bin!«
    So brütete er über Folianten uralten Wissens und versuchte, sich die Weisheit einzutrichtern, die jeder wahre Barde haben muss. Und er mühte und schuftete sich mit seiner Harfe ab, bis er Blasen an den Fingern hatte.
    »Ein Fflam ist klug!«, rief er aus. »Ich werde bald den Kniff heraushaben und meine Harfe so gut spielen, wie ich mein Königreich regiere!«
    Schließlich war er überzeugt, dass er bereit war, vor dem Hohen Rat der Barden zu stehen und um Aufnahme in ihre Reihen zu bitten.
    »Ein Fflam zieht aus!«, rief Fflewddur. »Gürtet mir mein Schwert um! Sattelt mein Streitross! Doch gebt Acht, denn es ist wild und kampfeslustig!«
    All seine Untertanen, welche die Zeit erübrigen konnten, versammelten sich, um ihn zu verabschieden, ihm nachzuwinken und ihm eine gute Reise zu wünschen.
    »Es macht sie traurig, mich gehen zu sehen«, seufzte Fflewddur. »Doch ein Fflam ist getreu! Selbst wenn ich ein berühmter Barde bin, werde ich meine königlichen Pflichten so gewissenhaft wie immer erfüllen.«
    Und so ritt er nach Caer Dathyl mit den goldenen Türmen und eilte sogleich in den Ratssaal.
    »Ein Fflam ist allzeit bereit!«, rief er kühn aus. »Stellt mich nur auf die Probe! Ich habe jedes Fitzelchen Wissen auf meiner Zungenspitze und jede Harfenweise in meinen Fingerkuppen!«
    Als jedoch der Rat und der Oberbarde ihn eingehend befragten, entfleuchte alles, was Fflewddur gelernt hatte aus seinem Kopf wie ein Haufen Spatzen. Er gab die richtigen Antworten auf die falschen Fragen, die falschen Antworten auf die richtigen Fragen; und, am schlimmsten von allem, als er mit ungeschickten Fingern eine Melodie auf seiner Harfe zu spielen suchte, entglitt ihm das Instrument und zersprang auf dem Steinboden in tausend Splitter. Da beugte Fflewddur den Kopf und starrte elend auf seine Stiefel, denn er wusste, dass er versagt hatte.
    »Ach, du bist noch nicht so weit, einer von uns zu sein«, erklärte ihm bedauernd der Oberbarde. Doch dann, mit dem ganzen Mitgefühl und der Weisheit eines Dichters, die ihm eigen waren, erbarmte sich der Oberbarde des unglücklichen Königs, und er sprach zu einem Diener und trug ihm auf, eine bestimmte Harfe herbeizubringen, welche er Fflewddur überreichte.
    »Du hast noch viel zu lernen«, sagte der Oberbarde. »Vielleicht wird dies dir helfen.«
    Als Fflewddur die Harfe sah, verschwand seine Bestürzung im selben Augenblick, und sein Gesicht strahlte vor Entzücken. Das schöne Instrument schien von allein zu spielen. Er brauchte nur in die Saiten zu greifen, und in einer goldenen Flut strömten Melodien hervor.
    »Bin ich froh, dass ich das alte Ding los bin!«, rief Fflewddur. »Hier ist eine Harfe, die mein wahres Geschick zeigt. Ein Fflam ist dankbar!«
    Der Oberbarde lächelte in sich hinein. »Mögest du immer so dankbar sein wie jetzt. Komm zurück, wenn es dir beliebt, uns zu erzählen, wie es dir ergangen ist.«
    Wohlgemut brach Fflewddur von Caer Dathyl auf. Seine neue Harfe erfreute ihn so sehr, als ob er wirklich ein Barde wäre, und so ritt er fröhlich musizierend dahin und sang dazu aus vollem Halse.
    An einem Fluss traf er auf einen alten Mann, der mühsam Zweige für ein Feuer sammelte. Der Winter war kaum vergangen, und es blies ein kalter, scharfer Wind, und die fadenscheinigen Kleider des Alten boten keinen Schutz gegen die Kälte. Er zitterte im beißenden Wind, seine Lippen waren bläulich verfärbt, und seine Finger waren so taub, dass er kaum die Zweige auflesen konnte.
    »Sei gegrüßt, Freund«, rief Fflewddur. »Ein frisches Wetter mag gut für das Blut sein, doch es scheint mir, du bist schlecht angezogen für einen Tag wie heute.«
    »Wärmere Kleider habe ich nicht«, antwortete der Alte. »Ich wünschte, ich hätte welche, denn ich bin durchfroren bis in die Knochen.«
    »Dann nimm meinen Mantel«, drängte ihn Fflewddur, nahm seinen Umhang ab und

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