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Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Titel: Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Dienern vorbeitrabte.
    »Was, bist du immer noch auf meinem Grund und Boden?«, schrie der Fürst. »Hau ab, du spinnenbeinige Vogelscheuche! Wenn ich hier noch einmal deine lange Nase sehe, dann kriegst du eine Tracht Prügel, noch schlimmer als die Erste!«
    Fflewddur hielt seine Zunge im Zaum, während die Reiter vorüberritten, wobei er mehr um seine Harfe fürchtete als um seine Haut. »Stocktauber Blödian!«, knurrte er halblaut. »Ein Fflam ist nachsichtig, aber das ist mehr, als ein Mann ertragen kann.« Und er tröstete sich mit herrlichen Träumen davon, wie er die Rechnung begleichen würde – sollte er je ein Heer von Kriegern zur Verfügung haben.
    Plötzlich vernahm er Waffengeklirr und Schlachtlärm, der nicht aus seinen Tagträumen, sondern von einer Stelle ein Stück voraus kam. Eine Bande von Räubern hatte die Reiter aus einem Hinterhalt überfallen. Die Diener waren vor Angst kreischend geflohen, und der Fürst selbst wurde hart bedrängt und war in ernster Gefahr, nicht nur seine Börse, sondern auch sein Leben zu verlieren.
    Fflewddur riss sein Schwert heraus, und mit seinem Schlachtruf »Ein Fflam! Ein Fflam!«, warf er sich ins Getümmel, und er hieb so wild und wacker um sich, dass die Räuber sich umdrehten und Reißaus nahmen, als wäre ein ganzes Heer von langbeinigen Berserkern hinter ihnen her.
    Mit schamrotem Gesicht kniete der Fürst demütig vor ihm nieder und sagte: »Ach, ich habe dir einen Knüppel auf den Rücken gegeben, aber du gabst mir ein tapferes Schwert an meiner Seite.«
    »Ah – ja, nun, was das betrifft«, erwiderte Fflewddur, ein wenig spitz, nun da die Gefahr vorbei war, »die Wahrheit ist, ein Fflam ist heißblütig! Schon den ganzen Tag hat es mich nach einem guten Kampf gejuckt. Doch hätte ich gewusst, dass Ihr es seid«, fügte er hinzu, »glaubt mir, ich hätte mich rausgehalten – Oh, nicht schon wieder! Verflixt und zugenäht, diese blöden Dinger!« Er stöhnte, als drei Harfensaiten eine nach der anderen rissen und das Instrument klirrte und klimperte, als wolle es gleich auseinanderfallen.
    Mehr denn je bestürzt über den Zustand seiner Harfensaiten, verließ Fflewddur das Gebiet des Fürsten und wandte sich zurück gen Caer Dathyl und hielt nicht eher inne, bis er wieder vor dem Oberbarden stand.
    »Ein Fflam ist dankbar«, begann er, »und einem geschenkten Gaul – in diesem Fall einer Harfe – schaut man nicht ins Maul. Aber die Saiten sind schwach und reißen dauernd. Was meine Wanderungen betrifft, so wurde ich überall, wohin ich kam, freudig willkommen geheißen und bewirtet wie ein König. Aber die Saiten – da, Ihr seht es, es geht schon wieder los!«, rief er aus, als mehrere entzwei rissen, noch ehe er zu Ende gesprochen hatte.
    »Ich muss nur einmal tief Luft holen!«, klagte Fflewddur. »Ach was, die elenden Dinger reißen jedes Mal, wenn –« Er hielt inne und starrte auf die Harfe. »Man könnte fast glauben –«, murmelte er, während sein Gesicht sich grünlich verfärbte. »Aber das ist nicht möglich! Und doch ist es so!« Er stöhnte und sah noch elender aus als zuvor.
    Der Oberbarde sah ihn scharf an, und Fflewddur warf ihm einen verlegenen Blick von der Seite zu.
    »Ah – die Wahrheit ist«, brummelte Fflewddur, »Ich bin fast im Wind erfroren, im Fluss beinahe ertrunken, und mein königliches Willkommen bestand darin, dass ich einen königlichen Knüppel zu spüren bekam.«
    »Diese verflixten Saiten«, seufzte er. »Ja, sie reißen immer, wenn ich, äh, sollen wir sagen, die Tatsachen zurechtrücke. Aber die Tatsachen sind so grau und öde. Ich muss einfach ein bisschen Farbe hinein bringen; die Armen, sie haben es so nötig.«
    »Ich habe mehr von deinen Abenteuern gehört, als du vielleicht glaubst«, sagte der Oberbarde. »Hast du wirklich die ganze Wahrheit gesprochen? Was ist mit dem alten Mann, den du mit deinem Mantel gewärmt hast? Dem Kind, das du aus dem Fluss gerettet hast? Dem Fürsten, an dessen Seite du gekämpft hast?«
    Fflewddur blinzelte erstaunt. »Ah – ja, also, um die Wahrheit zu sagen: Es ist mir nie in den Sinn gekommen, davon zu reden. Das war alles viel zu langweilig und fade, um eine anständige Geschichte abzugeben.«
    »Und doch waren diese Taten viel ehrenwerter als all deine hochtrabenden Fantasien«, sagte der Oberbarde, »denn ein gutes Herz ist reines Gold, das keine Vergoldung mehr braucht. Du hast das bescheidene Herz des wahrhaft Tapferen, aber leider galoppiert deine Zunge schneller,

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