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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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waren, ging die Luft regelrecht in Flammen auf, als eine Walze aus glutrotem Feuer tosend über sie hinwegrollte.
    »Dreigötter!«, schrie Tarean und zog den Kopf ein. Er spürte, wie die heiße Luft über ihnen zusammenschlug.
    Und dann war das Unwetter da. Als wollte der Himmel auf die brennende Wunde, die ihm der Drache geschlagen hatte, antworten, setzte unvermittelt heftiger Regen ein und starke Böen trieben das Flugschiff seitwärts vom Kurs ab. Das Segel knatterte und drohte herumzuschlagen, und die Planken ächzten, als sich ihr Gefährt nach Backbord neigte, wie ein Segelboot, das auf hoher See unter dem Ansturm der Wellen krängte.
    Auril stieß ein wildes Jauchzen aus, und als sie ihm über die Schulter hinweg einen Blick zuwarf, sah Tarean ihre grünen Augen zwischen Strähnen nassen Haares feurig glühen. »Mal sehen, wie das dem Drachen gefällt.« Sie grinste dreist wie ein Kaperfahrer hinterm Steuerrad, lenkte das Schiff in den Sturm hinein und zog den Bug steil hoch.
    Bromm stöhnte gequält auf.
    »Sie wird uns alle umbringen!«, schrie der Junge gegen das Brausen Karnodrim zu.
    Der Sette nickte. »Darauf warte ich schon seit Jahr und Tag.«
    Ein neuerlicher Windstoß traf sie an Steuerbord und drückte das Schiff zur Seite. Es bockte und tanzte wie eine Nussschale in einem Wildbach, und die Taue, die das Segel hielten, knarzten bedrohlich. »Wir müssen den Mastbaum wieder umlegen, sonst bricht er uns ab!«, brüllte Karnodrim. »Auril, bring uns tiefer!«
    »Wenn ich es denn könnte«, erwiderte die Albin, ließ das Schiff aber dann doch etwas absinken, derweil sich Tarean, Bromm und der Sette damit abmühten, das Segel einzuholen und den Mast zu kippen, um dem Sturm weniger Angriffsfläche zu bieten.
    Auf einmal tauchte zwischen ihnen das Irrlicht auf, das wie ein Jungtier den gewaltigen hölzernen Körper der Mutter durch den Ozean der Lüfte begleitete und dabei wundersamerweise von den Elementen völlig unberührt blieb. Weder vermochten die Wassermassen ihren kleinen Körper zu ertränken noch der Sturm ihre zarten Flügel zu zerreißen. Es war, als sei sie in ihrer Aura aus Licht geschützt vor allen Unbilden der Natur.
    »Moosbeere!«, rief Tarean.
    »Der Drache!«, schrie sie ihm ins Ohr.
    »Wo?« Er sah sich hektisch um, konnte im Dunkel des Unwetters aber nichts erkennen.
    »Direkt über uns!«
    »Was?!« Der Junge hob den Blick, und da sah er die riesenhafte Echse mit angelegten Schwingen im Sturzflug aus den Wolken herausfallen, wie ein Habicht, der Beute schlagen will. Der Drache legte sich in eine elegante Kurve und kam dann direkt auf sie zu. »Auril!«
    Doch für ein Ausweichen war es zu spät. Mit Entsetzen sah er, wie die Albin in einer fließenden Bewegung über den Steuerstand hinwegsetzte, in zwei Schritten die Strecke bis zum Bug überwand, sich dort hoch aufrichtete und dabei ihre Schwerter zog. »Komm her, du Ungetüm!«, schrie sie in das Brausen des Sturms hinein und hob drohend ihre Waffen.
    Aus den Nüstern des Glutlanddrachen quoll schwarzer Qualm.
    »Nein, Auril«, donnerte Karnodrims Stimme über Deck, und der Sette rannte los, um die Albin zu Boden zu reißen.
    Und dann schien alles gleichzeitig zu passieren. Starr vor Angst und doch mit einer Klarsicht, die ihm jede Einzelheit tief ins Gedächtnis einbrennen sollte, beobachtete Tarean, wie der Drache das Maul öffnete und brüllte. In der Tiefe seiner Kehle loderte das unheilige Feuer, das sie alle verbrennen würde. In diesem Augenblick holte die Albin kraftvoll aus und warf beide Klingen gleichzeitig der Bestie entgegen. In zwei schillernden Kreisen wirbelten die Schwerter auf das Ungeheuer zu und fuhren ihm tief in den Rachen. Der Angriffsschrei verwandelte sich übergangslos in ein grauenvolles, schmerzerfülltes Heulen, dann versuchte der Drache, abzutauchen und unter ihnen hindurchzugleiten.
    Doch er war schon zu nah.
    Mit einem furchtbaren Schlag rammte sein massiger schwarzer Leib das kleine Flugschiff und warf sie alle von den Füßen. Holz splitterte, das Schiff wurde emporgewirbelt und trudelte haltlos um die eigene Achse. Tarean sah noch, wie Auril den Halt verlor und nach vorne zu kippen drohte. Er sah, wie Karnodrim die Hand ausstreckte, um sie festzuhalten. Da traf das Schiff unvermittelt ein zweiter Schlag, als der Glutlanddrache mit dem kräftigen Schwanz nachsetzte – und Auril und Karnodrim gingen gemeinsam über Bord.
    Mit einem Aufschrei war Tarean auf den Beinen und hechtete zur Reling.

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