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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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nach ihm ausstreckte, während sie durch die Wolken in die Tiefe stürzte, wo ihr schlanker Leib auf dem grauen, harten Fels zerschmettert wurde.
    Als Tarean wieder aufwachte, war es am Himmel über ihnen noch stockdunkel. Das Feuer war zu einer sanft glimmenden Glut heruntergebrannt und alles, was weiter als einen Schritt entfernt lag, wurde von tiefer Schwärze verschluckt. Der Junge stöhnte leise. Er fühlte sich wie gerädert. Die Wolldecke klebte an seinem verschwitzten Oberkörper, seine Kehle war wie ausgedörrt, und als er eine Hand auf die Stirn legte, verspürte er eine Hitze, die nur vom Fieber stammen konnte. Er tastete nach dem Wasserschlauch, doch er konnte ihn nirgendwo finden. »Bromm«, krächzte er.
    Der Bär lag auf der anderen Seite der Feuerstelle, die Schnauze zwischen die Vordertatzen gebettet, und schnarchte.
    »Bromm.«
    Auf einmal vernahm der Junge ein leise mahlendes Geräusch, wie von Stein, der über Stein schabte. Er erstarrte, und seine weit aufgerissenen Augen versuchten, die Schatten zu durchdringen, die sie beide umgaben, während alle anderen Sinne, plötzlich aufs Äußerste geschärft, darauf warteten, einen erneuten Beweis dafür geliefert zu bekommen, dass sie nicht mehr allein waren.
    Tatsächlich wiederholte sich das Geräusch, diesmal von der anderen Seite der Höhle.
    »Bromm, wach auf.« Er wusste nicht, ob er schreien oder flüstern sollte, doch die Furcht entschied für ihn, dass es wohl am besten wäre, wenn, was immer sich ihnen näherte, nicht erfuhr, dass sie seine Anwesenheit bemerkt hatten.
    Der Bär grunzte und öffnete dann ein Auge. »Tarean? Was …?«
    »Still«, wisperte Tarean. »Wir sind nicht mehr allein.«
    Bromm hob behutsam die Schnauze und schnüffelte. »Ich rieche nur feuchten Stein«, murmelte er. »Und sehen kann ich in der Dunkelheit überhaupt nichts.«
    Irgendwo löste sich ein Steinchen und fiel klackernd zu Boden.
    »Reich mir mein Schwert«, hauchte Tarean. »Und halte dich bereit.«
    Der Bär brummte leise zur Bestätigung, ergriff vorsichtig die Waffe, die er zu ihrem übrigen Hab und Gut auf einen kleinen Haufen gelegt hatte, und schob sie dem Jungen dann langsam zu. Lautlos glitt die runenverzierte Klinge aus der Scheide, als dieser Esdurial zog.
    Bromm spannte alle Muskeln an, bereit aufzuspringen und zu kämpfen.
    Tarean schluckte, betete, dass seine Stimme nicht versagen möge, und dann stieß er die Klinge in die Luft und rief mit aller verbliebenen Kraft: »Esdurial!«
    Zusammen mit dem Schmerz, der bei der heftigen Bewegung in seinem Körper explodierte, explodierte auch das Licht, das von der Schneide des Schwerts ausging, gleißend hell über sie hinwegbrandete und das Höhleninnere in das weiße Strahlen des Drachenfeuers tauchte.
    Für einen kurzen Moment schloss er selbst geblendet die Augen, und als er sie wieder öffnete, wünschte er sich, er hätte es nicht getan. Bromm erhob sich bereits grollend auf die Hinterbeine und drehte sich mit drohend vorgereckter Schnauze im Kreis.
    Denn sie waren umzingelt!
    Ein Kreis von sechs hünenhaften Gestalten hatte sich um sie geschlossen. Für einen grauenhaften Moment glaubte Tarean, dass sie einem Rudel Trolle sozusagen in den Speisesaal gefallen waren, denn ihre Gegner hatten die Furcht einflößend massigen Körper und die gleiche steingraue Haut wie die Menschenfresser, denen er im Alten Wald begegnet war. Bei genauerem Hinsehen aber erkannte er, dass diese Geschöpfe bestenfalls ferne Verwandte der grobschlächtigen Ungetüme sein konnten. Denn obwohl sie den Werbären an Größe noch überragten, wirkten sie keineswegs plump oder brutal, sondern strahlten vielmehr eine stumme Erhabenheit aus, die den Jungen überraschte. Sie erinnerten an die Marmorstatuen, die Tarean auf einigen Plätzen Agialons aufgefallen waren, nein, vielleicht eher noch an die mächtigen Wasserspeier, die ihn vom Dachfirst der Akademie des Wissens herab angestarrt hatten, nein, vielleicht noch eher an deren große Brüder: massiv, unverrückbar und Ehrfucht gebietend.
    Auf einmal begannen wie auf ein geheimes Zeichen hin die Augenpaare der sechs Unterirdischen in einem hellen Blau zu leuchten, so als bestünden sie aus Himmelsquarz, hinter dem jemand eine Kerze angezündet hatte. Dann traten sie mit bedächtigen Schritten näher, und der Kreis um den Jungen und den Bären zog sich zusammen.
    Bromm röhrte warnend und bewegte sich seinerseits auf eine der steinernen Gestalten zu, doch Tarean hielt ihn

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